Zapfenstreich: Kärntner Gastro kämpft ums Überleben
Viele heimische Wirte und Hotelbetreiber haben schon zu Beginn der Krise nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern kurzfristig kreative Konzepte entworfen, mit denen sie sich einige Lockdown-Wochen über Wasser halten konnten. Auch die versprochenen Förderungen machten Mut. Doch dieser ist spätestens jetzt verpufft - und Verzweiflung macht sich breit. "Finanzielle Reserven sind aufgebraucht und viele wissen nicht, wie sie ihre Fixkosten im März noch bezahlen sollen", sagt Spartenobmann Josef Petritsch und fasst zusammen: "Die Stimmung im Kärntner Tourismus ist endgültig am Tiefpunkt angelangt. Ohne schneller und unbürokratischer Hilfe werden viele Betriebe nach diesem Lockdown nicht mehr öffnen können." Laut einer aktuellen WK-Umfrage fürchten 77,4 Prozent, ihren Betrieb bald für immer schließen zu müssen.
Unrentable Lockerung
Auch die neue Gastgartenregelung gibt den Unternehmen wenig Grund zur Hoffnung: Zwar geben 72,4 Prozent an, über einen Gastgarten zu verfügen. Aber nur 20,6 Prozent schätzen die ausschließliche Öffnung ihres Gastgartens als betriebswirtschaftlich rentabel für ihren Betrieb ein. "Das heißt: Vier von fünf Betriebe werden ein Minus erwirtschaften, wenn sie sich unter diesen Bedingungen öffnen. Das zeigt einmal mehr, wie absurd diese Regelung ist", sagt WK-Wirtesprecher Sternad. Problematisch sei auch, dass viele Gastgärten nur bei optimalem Wetter genützt werden können, da sie nicht witterungsgeschützt sind. So ergab die Umfrage, dass nur 4,8 Prozent der Gastgärten durch Schirme, Überdachung oder ähnliches vor Wind und Wetter geschützt sind. 95,2 Prozent müssten neue finanzielle Investitionen tätigen, um ihren Gastgarten witterungsfest zu machen.
Mehr Einsatz in Pandemiebekämpfung
Neben der finanziell prekären Lage gibt es massive Bedenken bezüglich der Pandemiebekämpfung in unserem Bundesland. "Die Landespolitik befindet sich offenbar in Schockstarre. Der Teststraßenausbau funktioniert viel zu langsam, auch die Maßnahmen müssen mit mehr Nachdruck kontrolliert werden", fordert Petritsch. Anders werde es nicht gelingen, die 7-Tages-Inzidenz deutlich zu senken – und diese sei derzeit die internationale Benchmark und damit auch die entscheidende Währung für den Tourismus. Die wichtigsten Umfrageergebnisse in diesem Bereich:
- Stichwort "Eintrittstesten": Die Sorge über mangelnde Testkapazitäten ist groß. 66,7 Prozent geben an, dass das Land Kärnten nicht ausreichend kostenlose Testkapazitäten zur Verfügung stellt.
- Gefordert werden niederschwellige Optionen für das Eintrittstesten: 84,4 Prozent sprechen sich für die Akzeptanz von "Nasenbohrtests" aus, die selbst im Wohnzimmer durchgeführt werden können und auch im Schulbereich zur Anwendung kommen.
- Es gibt eine hohe Impfbereitschaft: 73,7 Prozent der Befragten wären bereit, sich so bald als möglich impfen zu lassen. Sie sprechen sich dafür aus, im Tourismus Tätige prioritär zu behandeln und früher impfen zu lassen, um den Gästen und Mitarbeitern ein gefahrloses Umfeld und damit einen sicheren Sommer bieten können.