Karl Spiehs wird 90: Unterhaltung ist sein Lebenselixier
Zahlreiche Auszeichnungen haben Karl Spiehs in seinem Leben genauso begeistert wie die große Fangemeinschaft, die sich rund um seine 400 Kinofilme, Fernsehfilme, TV-Serien und Lisa Film-Produktionen gebildet hat. Dabei ist Professor Karl Spiehs immer am Boden geblieben, denn er braucht nur ein Lebenselixier: Unterhaltung. Er ist der Vater der Wörthersee-Filme, dem österreichischen Filmtycoon verdankt aber nicht nur der schöne Kärntner See als einzigartige Naturkulisse seinen Aufstieg zu einem eigenen Film-Genre, sondern auch zahlreiche heute bekannte Schauspieler und Publikumslieblinge. Denn in seinen Kinoschlagern wurden Stars wie Uschi Glas und Thomas Gottschalk geboren.
Ein besonderer TV-Tag
Ganz unüblich für den gebürtigen Niederösterreicher begeht er Pandemie-bedingt seinen 90er heuer im kleinsten Familienkreis, wird mit Abstand vor dem Fernseher und seinem ganz eigenen TV-Ehrentag von dem gewohnten Millionenpublikum gefeiert. Mit einem Feuerwerk an Filmen würdigt ihn der ORF direkt an seinem Geburtstag, dem 20.2.2021, von 9.05 Uhr ("Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut") bis spät in die Nacht auf ORF 2 ("Die Rückkehr des Tanzlehrers").
Interview mit Filmlegende Spiehs
Wie geht es Ihnen derzeit mit der weltweiten Corona-Lage?
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir gut geht. Aber ich bin in der glücklichen Lage, diese schwierige Zeit in einem Haus mit großem Garten und Seezugang genießen zu dürfen, sodass die auferlegte Ausgangssperre nicht so schlimm ist, wenngleich ich auf meine Gewohnheiten, den Bauernmarkt zu besuchen, einen Kaffee im Kaffeehaus zu trinken oder in meinem Lieblingslokal zu essen, verzichten muss. Aber einem Großteil der Menschen geht es viel schlechter - ich versuche, aus der aktuellen Situation das Beste zu machen.
Welche Lisa Film-Freunde vermissen Sie in diesen Zeiten besonders?
Ich vermisse jeden einzelnen meiner Freunde, weil mich mit jedem einzelnen Erinnerungen verbinden. Ich hoffe auch, dass die Zeit der Entbehrung, Freunde zu treffen, um ein bisschen über die alten Zeiten zu plaudern, bald vorbei sein wird.
Was heitert Sie an trüberen Tagen auf?
Es gibt keine trüben Tage, nur bitterkalte Wintertage, die ich verabscheue und denen ich entfliehen möchte. Ich denke trotzdem positiv und freue mich, dass ich jeden Tag halbwegs gesund verbringen darf. Wenn ich Fernweh habe, blicke ich von meinem Pavillon hinaus auf den tiefblauen Wörthersee, einem Hauch Karibik vor der Haustüre. Zur Aufheiterung sehe ich mir alte Lisa Filme an. Und wenn es mein Arzt erlaubt, werde ich wieder verreisen.
Woran erinnern Sie sich rückblickend besonders gern aus Ihren 90 Jahren?
An meine Jugend, die Anfänge beim Film, die Begegnungen mit vielen wunderbaren Menschen, wie dem Tausendsassa Peter Alexander oder der Grande Dame des Films Ilse Kubaschewski, an die zahlreichen Filmdrehs an den entlegensten Orten der Welt, aber auch an die gemütlichen Stunden nach den Drehs mit den Schauspielern und dem Team nach einem oft sehr langen Drehtag.
Über welche der zahlreichen Auszeichnungen haben Sie sich in Ihrem Leben am meisten gefreut?
Das kann ich nicht beantworten, weil für mich jede einzelne etwas Besonderes ist und meine Leistungen und mein kreatives Schaffen würdigt. Die größte Auszeichnung für mich ist und war es aber immer, mit Lisa-Filmen Menschen zu unterhalten – ich glaube das ist mir gelungen.
Mit welchem Schauspieler haben Sie kürzlich telefoniert? Bitte um eine kleine Anekdote!
Ich schätze den persönlichen Kontakt, ein nettes Wiedersehen und ein Plauscherl über die Zeit beim Film. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Ottfried (Fischer) voriges Jahr mit seiner charmanten Frau Simone seine Flitterwochen am Wörthersee verbracht hat und wir uns trotz Corona und Maskenpflicht privat treffen konnten. Und Otto Retzer besucht mich regelmäßig - ich kann mit ihm in Erinnerungen schwelgen. Da gibt es auch immer etwas zu lachen – und lachen hält ja bekanntlich gesund!
Was geht Ihnen persönlich besonders ans Herz, was berührt Sie?
Es macht mich traurig, dass unzählige meiner Freunde, Wegbegleiter und Schauspieler bereits verstorben sind. Viele davon leider viel zu jung wie der unvergessene Roy Black, dessen Todestag sich heuer zum 30. Mal jährt. Er hat mit seiner erfrischenden Rolle als Hoteldirektor die Serie "Ein Schloss am Wörthersee" berühmt und beliebt gemacht. Und nicht zu vergessen, den kürzlich verstorbenen Adi Peichl, den Hausdiener "Malec" an der Seite von Otto Retzer – ein toller Schauspieler – und ein besonderer Mensch! Sein Tod hat mich wirklich berührt.
Woran halten Sie fest? Was ist Ihr Lebensmotto?
In meinem Alter hat man nicht mehr viele Wünsche, außer noch ein paar Jahre mit meiner Frau Angelika und der Familie. Ich habe im Leben sehr viel erreicht, wofür ich dankbar bin, denn mein Leben hätte auch anders verlaufen können. Festhalten klingt egoistisch, wahre Stärke liegt im Loslassen und man muss erkennen, wann man loslassen muss. Das ganze Leben besteht aus Lernprozessen. Mein Lebensmotto lautet: Nütze den Tag und mach das, was Freude bereitet und möglich ist!
Was gibt Ihnen in diesen Zeiten Kraft? Verraten Sie uns Ihr Lebenselexier?
Kraft schöpfe ich aus dem Glauben und der Hoffnung, dass auch wieder eine bessere Zeit kommt – eine Zeit nach der Pandemie. Der Mensch muss aber generell lernen, dankbarer zu sein und seinen Lebensraum und die Mitmenschen zu achten. Die Pandemie lehrt uns wieder mehr Miteinander – und das ist gut so! Mein Lebenselexier beginnt mit einer positiven Lebenseinstellung – alles einfach so hinzunehmen, wie es kommt und versuchen, das Beste daraus zu machen.