Blackout: Warum kein Grund zur Panik besteht!
Ein internationales Terrorsyndikat infiltriert mit einer Schadsoftware die Netze mehrerer großer Energielieferanten und führt dadurch ein europaweites Blackout herbei. In weiterer Folge bricht die öffentliche Ordnung in allen betroffenen Ländern weitestgehend zusammen, Gewalt sowie Schwarzmärkte bestimmen den Alltag und demokratische Strukturen werden von diktatorischen Systemen abgelöst. Darüber hinaus sind unzählige Tote aufgrund von Havarien in Kernkraftwerken und Industrieanlagen zu beklagen. Dieses Katastrophen-Szenario aus Marc Elsbergs Bestseller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ dürfte nahezu allen Fans spannender Thriller-Literatur ein Begriff sein. Doch als wie wahrscheinlich ist das Eintreten derartiger Entwicklungen anzusehen? Könnten sie tatsächlich Realität werden?
Krisenstimmung
Für die österreichische Bundesregierung sowie einzelne Bundesländer offensichtlich wahrscheinlich genug, um sich mithilfe großangelegter Übungen und ausgefeilter Notfallpläne auf den Ernstfall vorzubereiten. So ging beispielsweise Mitte November ein Manöver unter Beteiligung des Klimaschutzministeriums sowie von Vertretern von Einsatzorganisationen und kritischen Infrastruktureinrichtungen in Tirol über die Bühne, bei dem das effiziente Abwenden eines großflächigen Stromausfalls während einer klimabedingten Krisensituation geprobt wurde. In der Steiermark sollen zudem in Zukunft auch Polizeiinspektionen verstärkt mit Notstromsystemen ausgestattet werden, während in Kärnten unlängst ein neues Förderprogramm ins Leben gerufen wurde, das Alten- und Pflegeheimbetreibern bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage zur Sicherstellung der Stromversorgung im Falle eines Blackouts finanziell unter die Arme greifen soll.
Keine Panik
Trotz des raumgreifenden und oftmals mit einem beinahe apokalyptischen Beigeschmack versehenen Ausmaßes, das ein potenzielles Blackout in der aktuellen öffentlichen Debatte annimmt, rät der Leiter der Abteilung Netzführung der Kärnten Netz GmbH, Robert Schmaranz, zu einem besonnenen Umgang mit dem Thema. „Wir sind insbesondere in Kärnten bestens für einen derartigen Störungsfall gerüstet, weshalb nicht der geringste Grund zur Panik besteht,“ stellt er diesbezüglich klar. Prophezeiungen, die eine Blackout-Wahrscheinlichkeit in den kommenden fünf Jahren mit 100 % beziffern, sind laut Schmaranz daher nicht haltbar. Und auch das Elsberg-Szenario einer Cyberattacke ist laut dem Fachmann nahezu ausgeschlossen, da es sich bei Stromnetzen um in sich geschlossene Systeme handelt, deren Sicherheitsvorkehrungen auf dem neuesten Stand der Technik rangieren, um etwaigen Angreifern immer einen Schritt voraus zu sein.
Kärnten ist für ein etwaiges Blackout bestens gewappnet, weshalb jedwede Form von Panik fehl am Platz ist. (Robert Schmaranz)
Systemwandel
Ein grundsätzlich erhöhtes Blackout-Risiko lässt sich jedoch nicht von der Hand weisen. Robert Schmaranz begründet selbiges mit dem einschneidenden Systemumbau, dem unser Stromnetz momentan unterworfen ist. So nimmt beispielsweise der Anteil erneuerbarer Energiequellen wie Wind- oder Solarenergie stetig zu, während klassische Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke schrittweise außer Dienst gestellt werden. Diese Entwicklung sei aus ökologischer Sicht zwar zu begrüßen und zu forcieren, begünstige jedoch Netzinstabilitäten. Denn in windstillen und sonnenlosen Zeiten müssten nach wie vor traditionelle Kraftwerke einspringen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern. Ein solcher droht nämlich immer dann, wenn mehr Strom verbraucht als produziert wird oder vice versa. Dieses Dilemma wird sich laut Schmaranz nur mit einem weitreichenden Netzausbau verringern lassen. Dieser gerate allerdings durch sehr lange Verfahrensdauern regelmäßig ins Stocken.
Natürliche Batterien
Auch wenn uns ein Blackout nach Ansicht des Vertreters der Kärnten Netz Gmbh somit nicht unmittelbar bevorsteht, wird in seinem Unternehmen dennoch regelmäßig für den Fall der Fälle trainiert. „Wir schulen unsere Mitarbeiter permanent mittels umfangreicher sowie möglichst realitätsnaher Simulationen, führen Inselbetriebsversuche durch und arbeiten an einer stetigen Optimierung unserer Blackout-Konzepte,“ weist Robert Schmaranz auf die vielfältigen Bemühungen hin. Er ist sich daher sicher, dass ein Blackout in Kärnten innerhalb von gut 24 Stunden bewältigt werden könnte. Unserem Bundesland kämen dabei auch die vielen Stauseen, die wie natürliche Batterien wirkten und über Pumpkraftwerke angezapft werden könnten, zugute.