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v.l.: Bernd Gerdenitsch, Alfred Kollar und Bernd Breser
v.l.: Bernd Gerdenitsch, Alfred Kollar und Bernd Breser
OSG

Bauen & Wohnen im Burgenland

24.04.2025 um 10:10, Manfred Vasik
3 min read
Die Landesgruppe der gemeinnützigen Bauvereinigungen Burgenland warf in Eisenstadt einen Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft der Branche.

Vertreter:innen der EBSG, B-Süd, Neuen Eisenstädter und der OSG zogen nicht nur Bilanz über die Situation der Baubranche im Vorjahr, sondern machten auch deutlich, wie wichtig leistbares und nachhaltiges Wohnen im Burgenland auch in Zukunft sein wird.

OSG-Chef Dr. Alfred Kollar zeigte in seiner Funktion als Obmann der Landesgruppe gemeinsam mit Stellvertreter Ing. Bernd Gerdenitsch einmal mehr, wieviel Herzblut und Engagement in ihrer Arbeit steckt. Auch Landesinnungsmeister BM Bernhard Breser betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Bauwirtschaft und gemeinnützigen Bauvereinigungen – besonders in der aktuell herausfordernden Zeit. 

Rückblick 2024 – ein Jahr voller Herausforderungen

„2024 war definitiv ein schwieriges Jahr für die gesamte Bauwirtschaft und daher auch für den gemeinnützigen Wohnbau – österreichweit wie auch im Burgenland“, fasste Alfred Kollar die Situation zusammen. Mit 14.400 fertiggestellten Einheiten bundesweit – ein Minus von 9 % im Vergleich zum Vorjahr, 16 % weniger als der Schnitt in den der letzten 10 Jahren – wurde ein historischer Tiefstand erreicht.

Auch im Burgenland konnten mit 730 Wohneinheiten weniger als in den Jahren zuvor übergeben werden, bisher waren es rund 1000 Einheiten pro Jahr. Dennoch bleibt das Burgenland Spitzenreiter, was die Bautätigkeit pro Haushalt betrifft – mit einem Anteil von 44 % an Fertigstellungen durch gemeinnützige Bauträger.

Ausblick 2025 – Hoffnung auf Stabilisierung

Für das Jahr 2025 erwarten die vier gemeinnützigen Bauträger des Burgenlands eine leichte Steigerung auf rund 800 Einheiten, mit einer Rückkehr zur Marke von 1000 Wohneinheiten im Jahr 2026.

„Wir sind optimistisch. Für uns ist das Glas ist halbvoll“, so Kollar. Besonders erfreulich: Die Leerstandsrate liegt im Burgenland bei nur 0,4 % – ein österreichweiter Spitzenwert, der die hohe Wohnnachfrage im ländlichen Raum unterstreicht. Im Vergleich dazu haben die Nachbarsbundesländer Niederösterreich (3,1%) und Steiermark (4,2 %) mit höheren Werten zu kämpfen.

Fokus auf Ortskerne und Nachhaltigkeit

Ein zentrales Anliegen der Landesgruppe: Bauen im Ortskern statt Zersiedelung. Dabei betont man die Vorreiterrolle bei der Revitalisierung bestehender Strukturen, etwa in Eisenstadt (ehem. Lagerhaus), Rust oder Neusiedl, natürlich aber auch im Mittel- und Südburgenland. Ebenso unterstrich der langjährige OSG-Chef, wie wichtig das Bauen in gewachsene Strukturen ist, um die Kommunen nicht mit Infrastrukturkosten zu belasten – Straße, Gehsteig, Wasseranschlüsse: alles vorhanden. Die Gemeinden brauchen keinen zusätzlichen Euro für Wohn- oder Geschäftsflächen. „Diese Kosten stemmen wir derzeit alleine, speziell bei Ortskernprojekten wünschen wir uns schon, dass wir den erhöhten Aufwand ersetzt bekommen. Wir wünschen uns auch eine Entsiegelungsförderung dafür, dass statt Asphalt schlussendlich Wiese und Grünraum entstehen“, so Kollar.

Dekarbonisierung - Kraftakt für die Zukunft

Langfristiges Ziel der Dekarbonisierung des Gebäudebestands ist die Klimaneutralität bis 2040. Sanierungen und Heizungstausch sind dabei zentrale Maßnahmen.

Bernd Gerdenitsch (Neue Eisenstädter) und Rainer Wallner (OSG) vertreten das Burgenland im bundesweiten Dekarbonisierungsausschuss und setzen auf enge Zusammenarbeit, Know-how-Austausch und eine solide Förderbasis: „Ohne Unterstützung des Bundes werden wir das nötige Sanierungsvolumen nicht stemmen können“, so die beiden unisono.

Bauwirtschaft mit deutlichem Aufwärtstrend

Bernhard Breser, Landesinnungsmeister der Baubranche, sprach offen über die angespannte Situation der Bauwirtschaft: „2024 war wirtschaftlich das härteste Jahr seit der Pandemie.“ Doch er sieht Licht am Ende des Tunnels: Die ersten Auswirkungen der überarbeiteten KIM-Verordnung und leicht gesunkene Zinsen zeigen Wirkung.

„Wir hören oft: 'Bauen ist nicht mehr leistbar' – aber das stimmt so nicht. Die Bauwirtschaft arbeitet mit minimalen Margen und unter großem Druck. Es braucht eine differenzierte Sichtweise und ehrliche Diskussion“, so Breser. Er verwies auch auf die Ursachen: die Kollektivvertragserhöhungen, die exorbitante Preissteigung bei den Materialien und die Kosten für Bauplätze.

Appell an die Politik

Ein besonders dringliches Thema ist für die gesamte Landesgruppe die fehlende Neubau-Förderung im Burgenland. Seit Juni 2022 erhalten die vier gemeinnützigen Bauträger keine Wohnbauförderung für Neubauten seitens des Landes Burgenland.

„Wir hoffen sehr, dass die neue Landesregierung hier eine konstruktive Lösung mit uns erarbeitet. Wir möchten gerne an den Gesprächen teilnehmen und haben auch schon einen Termin avisiert“, so Alfred Kollar. Gespräche seien bereits anberaumt – nun gelte es, diese auch mit konkreten Ergebnissen zu füllen.

Die Vertreter:innen der Landesgruppe zeigten sich jedenfalls entschlossen, weiterhin alles daranzusetzen, leistbaren, nachhaltigen Wohnraum im Burgenland zu schaffen. Mit Herzblut, Innovationsgeist – und hoffentlich bald wieder mit der nötigen Unterstützung von Bund und Land.

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