Pete Sampras ist 50: Scheuer Familienvater statt Rampenlicht
14 Grand-Slam-Titel hat Sampras gewonnen. Ein Rekord, der für die Ewigkeit bestimmt schien - und nun schon von drei Spielern regelrecht pulverisiert wurde. Für "Pistol Pete", wie Sampras wegen seiner stets gewinnbringenden Aufschläge genannt wurde, kein großes Problem. "Ich finde es faszinierend, das sie auch im hohen Tennis-Alter immer noch besser werden", sagte er vor einigen Jahren in einem seiner ganz seltenen Interviews.
Der extrovertierte Paradiesvogel Andre Agassi, der allseits bekannte Boris Becker und der stets kontrollierte Langweiler Pete Sampras - diese drei völlig gegensätzlichen Figuren prägten das Hartplatz- und Rasentennis der 1990er.
Reisemuffel und Eltern-Taxi
Agassi (51) hat das Tennis, wie er in seiner Autobiographie deutlich darlegt, immer gehasst und seit dem Karriereende ist Steffi Grafs Ehemann (wie sie auch) um jeden Tag froh, an dem es nicht um Tennis geht. Becker (53) jongliert immer noch zwischen den Klatsch-Spalten und dem Kommentatoren-Mikro.
Sampras ist völlig raus aus der Öffentlichkeit, er ist aber immer noch ein riesiger Fan, der jedes Turnier so gut wie möglich am TV verfolgt. Selbst zum Schläger greift der in Los Angeles lebende Sampras praktisch gar nicht mehr und auch eine Karriere als Trainer kommt nicht in Frage. "Ich bin mein ganzes Sportler-Leben um den Globus gejettet, war wochen- und monatelang in Übersee und habe aus dem Koffer gelebt", erklärte er einmal, "das interessiert mich nicht mehr!"
Lieber kutschiert er seine beiden Söhne Christian (18) und Ryan (16) durch die Gegend und spielt Golf (Handicap 0,5). "Zu meiner aktiven Zeit hat sich in meinem Umfeld alles um mich gedreht. Wo ich wann wie spiele, was ich esse, wie ich trainiere. Jetzt dreht sich alles um die Familie. Das ist ein völlig anderes Leben", so Sampras, der seit 21 Jahren mit der Schauspielerin Bridgette Wilson verheiratet ist.
Der müde König
Sampras litt schon zu seiner aktiven Zeit wegen eines Gen-Defekts an Müdigkeits-Attacken und er brauchte deutlich mehr Schlaf als seine Gegner. Am Court war der Amerikaner mit griechischen Wurzeln aber stets hellwach.
Nach heutigen Maßstäben war sein Spiel weder unterhaltsam noch variantenreich. Ein unmöglich zu lesender Aufschlag, der den Gegner vor große Probleme stellt - dann sofort ans Netz und den Punkt zumachen. Sampras war der letzte große "Serve-and-Volley"-Spieler, ehe dieses Spiel wegen der auch als Reaktion auf seine Dominanz langsamer gemachten Bälle und Beläge sowie durch die stetig verbesserte Schläger-Technologie ausgestorben ist.
Er gewann siebenmal das dafür einst prädestinierte Wimbledon gewann (1993, 1994, 1995, 1997, 1998, 1999 und 2000), auch fünfmal das Hartplatz-Highlight der US Open (1990, 1993, 1995, 1996 und 2002) und zweimal die ebenfalls auf Hartcourt ausgetragenen Australian Open (1994 und 1997) - aber niemals den Sandplatz-Klassiker von Roland Garros.
Bei den French Open, wo Serve-and-Volley stets ein völlig untaugliches Mittel war, kam er nur einmal ins Semifinale. Einmal verlor er in der 1. Runde gegen den Österreicher Gilbert Schaller. Sampras kam nur zu einem bedeutenden Turniersieg auf Sand - 1994 in Rom.
Einmal auch in Wien erfolgreich
Was Sampras als seine größte Errungenschaft bezeichnet? "Sechs Jahre hintereinander auf Platz eins der Weltrangliste abzuschließen", sagt er. Darum kam 1998 auch das Wiener Stadthallen-Turnier zu der Ehre, dass das US-Star antrat - und gewann. Er brauchte die Punkte, um irgendwie noch Platz eins zu retten und diesen Rekord für die Ewigkeit zu erringen.
Das gelang - und es ist wohl die eine Bestmarke, der Sampras bleiben wird.