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Ivica Osim (li.) und Sturm-Präsident Christian Jauk
Ivica Osim (li.) und Sturm-Präsident Christian Jauk
Erwin Scheriau / EXPA / picturedesk.com

So trauert die Fußball-Welt um Ivica Osim

02.05.2022 um 08:58, Philipp Eitzinger
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Mit den Worten "Schwer ist" begann Ivica Osim in seiner Zeit als Sturm-Trainer viele Interview-Antworten. Schwer ist es nun, von der verstorbenen Trainer-Legende Abschied zu nehmen - für Weggefährten, Fans und sogar für seine Kontrahenten.

Ganz Fußball-Österreich verneigt sich vor dem kurz vor seinem 81. Geburtstag verstorbenen Osim. "Ein riesengroßer Verlust für uns alle", sagte etwa sein früherer Spieler Markus Schopp auf Sky, "Er hat es wie kein anderer geschafft, uns den Brückenschlag beizubringen, sowohl Fußballprofi zu sein, als auch Mensch zu bleiben!" Franco Foda, bis vor Kurzem ÖFB-Teamchef, sagt in der "Krone" offen: "Ohne Osim wäre ich nie nach Graz gekommen. Seine unglaubliche Menschlichkeit werden wir immer im Herzen behalten.“ Und Gilbert Prilasnig, der später auch Trainer des österreichischen Obdachlosen-Nationalteams war, meinte: "Ivica Osim war nicht nur der Trainer, der mich zu dem Fußballer gemacht hat, der ich war. Er hat uns auch menschlich unheimlich geprägt!"

Mehr als ein Trainer

Erfolgreiche Trainer gibt es viele, aber kaum einer wird so zur geliebten Figur wie Osim. Auch das ist der Grund, warum zahlreiche Fans zum Geburtstags des SK Sturm – den Osim 1998 und 1999 zu den ersten beiden Meistertiteln der Klub-Geschichte und dreimal in die Champions League führte – ihrem langjährigen Trainer gedachten. Was auf dem Schöckl eine Geburtstagsfeier für den am 1. Mai 1909 gegründenten Klub werden sollte, wurde eine Gedenkveranstaltung für den "Jahrhunderttrainer".

Herbert Prohaska bezeichnete Osim in einer ersten Reaktion als "Vorbild für mich als damals jungem Trainer". Der SK Rapid, in der großen Zeit von Osims Sturm der Hauptkonkurrent (1996 knapp vor Sturm Meister, 1997 vor Sturm Zweiter, 1998 und 1999 hinter Sturm Vize-Meister) meldete sich ebenso mit einer Botschaft nach dem Motto "In den Farben getrennt, in der Trauer vereint" zu Wort.

Vorbild als Mensch

Gerade für vom Balkan stammende Menschen in Österreich – viele gerade vom Krieg geflüchtet – war Osim mit seiner menschlichen Größe darüber hinaus auch eine Integrationsfigur. Osim war immer korrekt, blieb im Erfolg am Boden und in der Niederlage korrekt.

Hoch geachtet

Auch in den Staaten des ehemaligen Jugoslawien war Osim hoch geachtet. "Wir betrachten ihn als Bürger Belgrads", so Goran Vecic, Vize-Bürgermeister der serbischen Hauptstadt, wo Osim Trainer des FK Partizan war. "Ich bin schwer erschüttert", so Dragan Stojkovic, "er hat tiefe Spuren hinterlassen und war einer der wichtigsten Namen im Fußball!" Auch beim FK Sarajevo, dem großen Lokalrivalen von Osims Stammklub Željezničar, fand man warme Worte über "Švabo", wie er wegen seiner blonden Haare schon als Spieler genannt wurde.

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