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Ralf Rangnick, ÖFB-Trainer, im Portrait
"Ich bin angekommen", sagt ÖFB-Trainer Rangnick im Gespräch mit der deutschen Zeit.
"Ich bin angekommen", sagt ÖFB-Trainer Rangnick im Gespräch mit der deutschen Zeit.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

"Ösi-Trainer" Ralf Rangnick liebt seine Spieler

12.06.2024 um 12:11, Anna Kirschbaum
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Seine Austro-Kicker sind Ralf Rangnick wichtig, auch eine herzliche Beziehung. Was die EM-Chancen betrifft, ist er optimistisch - aber auch realistisch.

Kurz vor Start der EM lässt ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick mit einem überraschend emotionalen Interview aufhorchen. Gegenüber der deutschen Zeitung "Die Zeit" gibt er Einblicke in seine Verwandlung vom als pedantisch geltenden "Fußball-Professor" zum gefeierten Volkshelden.

Bei Fans und Spielern beliebt

Seit zwei Jahren an der Spitze des österreichischen Teams, präsentiert sich Rangnick heute entspannt und volksnah, nimmt an TV-Spielshows teil und beteiligt sich aktiv an der Auswahl des EM-Songs, hält die Zeit fest. Die neue Seite des Trainers hat ihn nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Spielern beliebt gemacht.

Den Grund sieht Rangnick in seiner aktuellen Position: "Als Teamchef Österreichs fühle ich mich hier vollkommen angenommen, von den Spielern, von den Menschen, aber auch von der Öffentlichkeit. Ich bin auf unvergleichliche Weise angekommen, als Trainer und als Mensch", so der gebürtige Deutsche über seine Zeit in Österreich.

Rangnick hängt an Austro-Kickern

Besonders bemerkenswert ist seine emotionale Bindung zum Team. "Ich liebe meine Spieler", betont Rangnick im Interview. Ihm sei es wichtig, eine herzliche und respektvolle Beziehung zu seinen Spielern zu pflegen.

Ralf Rangnick und Marko Arnautovic.
Ralf Rangnick (re.) mit Marko Arnautovic.

Absage bei Bayern

Auch seine Entscheidung, das Angebot des FC Bayern München abzulehnen, zeigt seine Hingabe. "Ich mache mit voller Begeisterung und meiner ganzen Kraft diesen Job. Hätte ich bei Bayern zugesagt, hätte ich drei Monate lang quasi beide Jobs gleichzeitig machen müssen, und ich hatte das ganz starke Gefühl, dass das über meine Kräfte gehen könnte", erklärt der 65-Jährige seine Entscheidung. 2011 hatte ihn ein Burn-out zu einer zehnmonatigen Pause gezwungen. "Ich hatte damals kaum noch die Kraft morgens aufzustehen. Mein Akku war leer, und zwar total", schildert Rangnick. Seine persönlichen Grenzen kennt er seither umso besser: "Ich weiß, wie es ist, wenn man über seine Kräfte geht. Das wollte ich unter keinen Umständen nochmals erleben."

Nicht nur in der Trainerrolle, sondern auch als sozial engagierter Mensch hat sich Rangnick weiterentwickelt. Mit der "Ralf Rangnick Stiftung" setzt er sich für die Bildung von Schulkindern und das Ehrenamt ein. Gefördert werden speziell Projekte, die den Austausch zwischen Generationen unterstützen. 

EM-Chancen für Österreich

Eine Einschätzung zum Abschneiden Österreichs bei der EM lässt sich Rangnick letztlich auch noch entlocken. Zum Abschluss des Interviews gibt sich Rangnick optimistisch, wenn auch realistisch, was die Chancen Österreichs bei der EM betrifft: "Ja, es ist sehr unwahrscheinlich, dass Österreich Europameister wird. Aber völlig ausgeschlossen ist es nicht."

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