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Eva Pinkelnig hebt eine Trophäe hoch.
EXPA / APA / picturedesk.com

Eva Pinkelnig: So tickt die neue Überfliegerin

20.01.2023 um 10:50, Sandra Eder
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Vor ein paar Monaten kannten ihren Namen nur die Skisprung-Insider. Doch seit die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig den Damen-Weltcup dominiert, fragen sich viele: Wer ist die neue rot-weiß-rote Überfliegerin und was macht sie so stark?

Nein, sie ist kein Youngster. Kein Shootingstar. Vielmehr ist die 33-jährige Eva Pinkelnig eine echte Spätzünderin. Erst mit 24 Jahren begann die gebürtige Vorarlbergerin mit dem professionellen Skispringen. Knapp zehn Jahre später springt sie als Weltcup-Oldie allen davon, gewann in Zao bereits den fünften Saison-Bewerb und stand zuletzt acht Mal in Folge auf dem Podest. Eine Leistung, die einem umso bemerkenswerter erscheint, wenn man weiß, dass Eva nur wenige Monate zuvor laut über ein Karriereende nachdachte. Zu viele Rückschläge musste sie in den Jahren zuvor einstecken, zu groß schien die mentale Belastung.

Lebensgefährliche Verletzungen

Was viele nicht wissen: Das Leben der zweifachen Vize-Weltmeisterin (Team und Mixed-Team) hing seit 2016 zwei Mal (!) am seidenen Faden. Vor sieben Jahren erlitt Eva Pinkelnig bei einem Sturz ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit neurologischen Folgen. Die Ärzte stellten sogar Anzeichen von Alzheimer fest – und so mancher Experte und Trainer schrieb sie damals sportlich ab. „Von Trainern und Experten hörte ich hunderte Male, dass ich endlich aufgeben soll, da es menschlich nicht mehr möglich sei, dass ich wieder gut springe“, erzählt sie in einem Interview. Eva Pinkelnig strafte sie alle Lügen, zog die Skisprungskier wieder an. Und musste 2019 einen weiteren Rückschlag verkraften, ehe sie schließlich zum Höhenflug ansetzte. Bei einem Trainingssturz in Seefeld zog sich Eva Pinkelnig einen Milzriss zu, verlor einen Liter Blut und musste notoperiert werden. Zu diesem Zeitpunkt rechnete nicht einmal sie selbst damit, dass sie drei Jahre später den Weltcup dominieren würde.

Das Erfolgsgeheimnis

Was aber hat sich über den Sommer verändert und dafür gesorgt, dass aus einer soliden Weltcup-Springerin eine Seriensiegerin wird? In erster Linie hat ihr sportlicher Erfolg wohl mit persönlicher Entwicklung zu tun. „Ende der letzten Saison war ich einfach mental nicht mehr gesund. Meine psychische Gesundheit hat in dem System unheimlich gelitten“, verriet sie im Gespräch mit laola1.at. Um aus dieser Spirale auszusteigen, beschloss die Vorarlbergerin schließlich, neue Wege einzuschlagen und ihr sportliches Umfeld neu zu strukturieren. Außerdem half ihr in Sachen Materialabstimmung ein gewisser Marcel Hirscher dabei, in die Erfolgsspur zu finden. Ihr langjähriger Skiausrüster „Augment“ arbeitet seit kurzem mit Hirschers Marke „VanDeer“ zusammen und Eva Pinkelnig bestätigt, dass sich die Qualität der Skier seit Hirschers Engagement zusätzlich verbessert hat. Gleich mit dem ersten gelieferten Paar sprang sie zu Saisonbeginn in Lillehammer auf Platz zwei und entwickelte sich im weiteren Saisonverlauf zur heißen Favoritin auf den Gesamtweltcup.

Starkes Gottvertrauen

Privat lebt die am 27. Mai 1988 geborene und in Dornbirn aufgewachsene Sportlerin nach dem Lebensmotto: "No Copy - just be yourself!" Und so scheute sie sich auch nicht davor, sich mit Mitte 20 einen sportlichen Lebenstraum zu erfüllen. Einmal einen 100 Meter Sprung absolvieren, das stand auf ihrer Bucketlist. Nachdem die sportbegeisterte Österreicherin in der Jugend Skirennen gefahren war und unter anderm die Skihauptschule Schruns und die Skihandelsschule in Schladming besucht hatte, hing sie die Skier mit 17 Jahren an den Nagel. Der Traum vom Skifliegen ließ sie aber nicht los und so nutzte sie die Chance, als 2012 auf der Dornbirner Herbstmesse eine mobile Sprungschanze installiert wurde – der Startschuss in ihre Skisprung-Karriere. Kraft schenkt ihr neben der Familie vor allem ihr Glaube an Gott. So sagt sie: „Mein Leben liegt in Gottes Hand und er meint es gut. Auch wenn ich ganz viele Verknüpfungen nicht verstehe, nicht nur in meinem Leben, vertraue ich darauf, dass es mir zum Besten dient.“

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