Johannes Strolz: Der kaderlose Olympiasieger im Portrait
Sein emotionaler Gefühlsausbruch in Adelboden sprach Bände: Als am Ende des Slalom-Klassikers die Eins für Johannes Strolz aufleuchtete, konnte der gebürtige Vorarlberger die Tränen nicht mehr zurückhalten. Zu groß war die Freude über den ersten Weltcupsieg, vor allem aber die Erkenntnis und Erleichterung, dass sich die Mühen und Sorgen der vergangenen Monate tatsächlich bezahlt gemacht hatten…
Im Frühjahr flog er mangels guter Ergebnisse aus allen ÖSV-Kadern, musste sich sämtliche Trainingskurse auf eigene Faust organisieren und finanzieren. Ja sogar seine Skier präpariert der 29-Jährige seither selbst.
Wie der Vater, so der Sohn
Das Durchhaltevermögen hat Johannes von Papa Hubert Strolz, seines Zeichens Kombi-Olympiasieger, geerbt. Der Senior galt jahrelang als „Ewiger Zweiter“ im Skiweltcup – bis er 1988 in Calgary den Ausfall von Favorit Pirmin Zurbriggen nutzte und sich die Goldmedaille sicherte. Ähnlich hartnäckig hielt der Sohnemann in den vergangenen Jahren am Traum vom großen Durchbruch fest. Zumal die Trainingsleistungen stets top waren, „Strolzi“ sich aus Sicht der Trainer und Teamkameraden meist aber selbst im Weg stand. Auch Hubert Strolz ermutigte den Sohn nicht aufzugeben, betonte immer wieder: „Du hast alles, was es braucht, um an die Weltspitze zu kommen.“ Und der Papa sollte Recht behalten.
Ein echter Naturbursche
In der Kombination legte er mit einer Topleistung in der Abfahrt vor (Platz vier), strahlte nach dem Slalom über das ganze Gesicht. Die Eltern stießen daheim in Warth auf den Erfolg des Juniors an. Hier in der höchstgelegenen Vorarlberger Gemeinde lernte Johannes einst das Skifahren und trat später in die Fußstapfen des Vaters. Mit Hubert Strolz teilt Johannes neben der Leidenschaft für den Sport (Strolz ist auch ein leidenschaftlicher Kletterer) auch die Begeisterung für Schach und die Landwirtschaft. Wann immer Zeit ist, packt Johannes daheim mit an und könnte sich vorstellen, später einmal als Bergbauer den heimischen Betrieb zu übernehmen. Vorerst aber hat das Skifahren oberste Priorität. Die Motivation ist nach dem Olympiasieg bestimmt größer denn je…