Torflut: Die höchsten Niederlagen der Fußballgeschichte
„Ich habe gelernt, dass jede Niederlage konstruktiv genutzt werden kann.“ Mit diesem Zitat plädierte der legendäre NFL-Coach und Air Force-Pilot Tom Landry für einen positiven Zugang zu Niederlagen. Dieser Logik folgend müsste das Ausmaß des jeweiligen Misserfolges somit Aufschluss über das Erkenntnispotenzial, das in ihm schlummert, geben. Ob derartige Schlussfolgerungen zulässig oder nicht doch ins Reich der Binsenweisheiten zu verbannen sind, sei allerdings dahingestellt. Dass die Spieler der folgenden Fußballmannschaften nach ihren epochalen Schlappen ihre Fußballschuhe nicht für immer an den Nagel gehängt haben, spricht jedoch dafür, dass man selbst nach einem desaströsen Debakel den Blick optimistisch in die Zukunft richten kann.
Ungarn – El Salvador (10:1)
So musste etwa El Salvador im Zuge der 1982 in Spanien ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft die größte Niederlage in der Geschichte des Turniers einstecken. Die erst zweite und bis heute letzte WM-Teilnahme des kleinen zentralamerikanischen Staates stand von Beginn an unter keinem guten Stern: In dem Land tobte ein blutiger Bürgerkrieg, das Trainingsequipment des Teams wurde gestohlen und dessen Trainer entschied sich am Vorabend des Auftaktspiels – nach dem Studium eines Videozusammenschnitts unzusammenhängender Spielszenen der Ungarn – für eine fatale Offensivstrategie gegen den klar favorisierten Gruppengegner. Dadurch brach die Defensive der El Salvadorianer nach wenigen Minuten zusammen und die Mannschaft wurde von den Ungarn buchstäblich überrollt.
Grazer AK – Rapid Wien (0:10)
Ebenfalls zehn Treffer, ohne jedoch selbst anschreiben zu können, kassierte der Grazer AK 1985 in einem Heimspiel gegen Rapid Wien. Die Abreibung führt bis zum heutigen Tag die Rangliste der höchsten Niederlagen in der Österreichischen Bundesliga an.
SOE Antananarivo – AS Adema (0:149)
Nein, in die Zwischenüberschrift dieses Absatzes hat sich kein Tippfehler eingeschlichen! In der Partie, die mit der höchsten Niederlage der Fußballhistorie endete, fielen tatsächlich unglaubliche 149 Tore. Dass es sich dabei ausschließlich um Eigentore handelte, lässt dieses Ereignis noch skurriler erscheinen. Im Schnitt beförderten die Spieler des entthronten madagassischen Meisters SOE Antananarivo den Ball alle 40 Sekunden ins eigene Tor. Das absurde Vorgehen entpuppte sich in weiterer Folge als Protestaktion gegen eine vermeintliche Schiedsrichterfehlentscheidung in einem vorangegangenen Spiel, die dem Verein die Titelverteidigung kostete. Der madagassische Verband wollte für dieses Verhalten allerdings kein Verständnis aufbringen, weshalb Trainer Zaka Be für drei Jahre gesperrt sowie fünf seiner Spieler mit einer Suspendierung bis zum Saisonende und einem landesweiten Stadionverbot belegt wurden.
Nottingham Forest – Leicester Fosse (12:0)
In der englischen Premier League sorgte unlängst der FC Liverpool mit einem 7:0 über Manchester United für Furore. Im Vergleich zur eindeutigsten Niederlage in der höchsten englischen Spielklasse fiel das Fiasko der „Red Devils“ allerdings beinahe bescheiden aus. Im Abstiegskampf der Saison 1908/1909 trennten sich Nottingham Forest und Leicester Fosse nämlich 12:0! In der denkwürdigen Partie trugen sich außerdem drei Spieler der Heimmannschaft mit einem Hattrick in die Torschützenliste ein. Der katastrophale Auftritt der Gäste hatte ferner einen kuriosen Hintergrund: Das Team besuchte zwei Tage vor der Partie die Hochzeit eines Mannschaftskollegen und die feuchtfröhliche Feierlichkeit dauerte bis in die frühen Morgenstunden des Matchtages an.