Die unsympathischsten Fußball-Trainer
Diego Simeone (Atlético de Madrid)
Der "El Cholo" genannte Argentinier war auch beim hitzigen Champions-League-Duell mit Manchester City am Mittwoch in Hochform: Er brüllte, gestikulierte, lief in der hektischen Nachspielzeit gleich ganz aufs Feld und brachte selbst den sonst so auf sein Gentleman-Image bedachten Pep Guardiola aus der Fassung. Die Provokation war schon in seinen Tagen als Spieler sein Markenzeichen: Er war es, der 1998 den damals noch sehr jungen David Beckham im WM-Achtelfinale zu seinem berühmten Tritt und dem daraus resultierenden Ausschluss reizte.
José Mourinho (A.S. Roma)
Angefangen als Dolmetscher beim FC Barcelona in den Neunzigern, schwang sich der Portugiese zu einer großen Trainer-Karriere auf: Je zweimal Sieger der Champions League (2004 mit Porto und 2010 mit Inter Mailand) und von UEFA-Cup/Europa League (2003 mit Porto, 2017 mit Manchester United), achtmal Meister in vier Ländern, fünfmal Cupsieger in fünf Ländern. Wo immer Mourinho war, war aber auch immer Wirbel garantiert. Er, der sich selbst "The Special One" nannte, fokussierte damit die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich, wodurch er den Druck vom Team nahm. Die Wahrheit ist aber auch: Spätestens im dritten Jahr bei einem Klub hatte er sich stets so mit allen zerstritten, dass er entlassen wurden.
Felix Magath (Hertha BSC Berlin)
Man nennt ihn wegen seiner Schleifer-Methoden auch "Quälix": Schon Stürmer Jan-Age Fjörtoft sagte einst, er wisse nicht, ob Magath auch die Titanic vor dem Untergang retten hätte können, aber "die Leute wären top-fit untergegangen!" Seine beste Zeit erlebte der Trainer Magath bei Stuttgart, Bayern München (2x Meister) und dem VfL Wolfsburg (1x Meister), in den letzten Jahren fiel er aber eher mit wunderlichen Aussagen als mit Trainer-Erfolgen auf. Er wirkt wie ein Relikt aus den 1990ern, der sein Unsympathler-Image auch genüsslich kultiviert. So sehr, dass sogar die Hertha-Fans sich fragten, ob es denn ein schlechter Aprilscherz sei, als Magath vor einigen Wochen als neuer Trainer vorgestellt wurde...
Louis van Gaal (Niederlande)
Er ließ schon mal vor versammelter Mannschaft in der Kabine die Hosen runter, um zu demonstrieren, dass er "Eier in der Hose" habe: Louis van Gaal ist ein unnahbarer Diktator. Kaum einer seiner Spieler spricht positiv von der Menschenführung und den Methoden des aktuellen holländischen Bondscoach. Seine Arbeit spricht aber für sich: Er hat in den 1990ern die Ajax-Rasselbande mit den Seedorf, Davids, Bergkamp, Van der Sar und den De-Boer-Zwillingen an die europäische Spitze geführt und ab 2009 den Grundstein für die Bayern-Dominanz gelegt, in dem er Leute wie Thomas Müller und David Alaba bei den Bayern einbaute und Schweinsteiger vom Flügel ins Zentrum zog. Er arbeitete sich aber auch immer an der Öffentlichkeit (die er für bescheuert hält) und Journalisten ab.
Peter Pacult (Austria Klagenfurt)
Als Spieler war er eher ein Hallodri, als Trainer ist er der legitime Nachfolger seines Lehrmeisters Werner Lorant: meistens grantig, an der Seitenlinie cholerisch, gegenüber Medienvertretern mürrisch und generell, was man in seiner Wiener Heimat gerne als "Häferl" bezeichnet. Seine Wutausbruch-Interviews sind legendär und sein Führungsstil umstritten. Es war Helge Payer, der über die 2008er-Meistermannschaft von Rapid sagte, dass es zum Prinzip von Pacult gehörte, für Reibungspunkte innerhalb der Mannschaft zu sorgen. Dafür braucht man die richtigen Typen. Bei Rapid war das damals der Fall - bis er letztes Jahr in Klagenfurt übernahm, waren viele seiner Engagements entsprechend nach wenigen Monaten schon wieder beendet.
Fabio Capello
Erfolge pflastern seinen Weg, üble Nachrede aber auch. Der mittlerweile 75-jährige Italiener coachte Milan, Juventus, die Roma und Real Madrid zu insgesamt neun Meistertiteln, sein Jähzorn war bei Capello, der vor allem in jüngeren Jahren wie ein Rumpelstielzchen in der Coaching Zone herumsprang, aber legendär. Als er Englands Teamchef war, zettelten seine von John Terry angeführten Spieler bei der WM 2010 sogar eine (letzlich erfolglose) Meuterei gegen den ungeliebten Trainer an.
Ralf Rangnick (Manchester United)
Berühmt wurde er in Deutschland, als er 1998 als bis dahin unbekannter Trainer von Zweitligist Ulm im ZDF-Sportstudio auftrat und dem Libero-Land Deutschland die Viererkette erklärte. Er bekam sofort das Image eines besserwisserischen Oberlehrers und er wurde es bis heute nicht los. Und das, obwohl er erst bei Hoffenheim und dann ab 2012 in seiner Funktion als Red-Bull-Mastermind entscheidende Impulse zu jener Spielweise lieferte, die den deutschsprachigen Raum heute dominiert.
Dietmar Kühbauer
Kaum jemand vermittelt so gut ein "Wir-gegen-die-Welt"-Gefühl wie Kühbauer, der zuletzt drei Jahre Rapid-Trainer war – selbst wenn es die Welt meistens eigentlich ganz gut mit ihm und seinen Teams meint. Aufstieg und Europacup mit der Admira, dann Europacup mit dem WAC, dann Platz zwei und Platz drei in Hütteldorf. Nicht so schlecht, eigentlich. Gerade für Fußball-Fans, die nicht aus dem Großraum der Hauptstadt kommen, bedient Kühbauer aber wie kaum ein anderer das Klischee des unsympatischen Wieners. Dabei ist er ein Burgenländer.
Lothar Matthäus
Seine Trainerkarriere begann 2001 bei Rapid, wo er mit Platz acht für die schlechteste Saison der Klub-Geschichte sorgte, später staubte er einen Titel mit Partizan Belgrad ab, war Teamchef in Ungarn und Bulgarien sowie Trapattonis Sidekick bei Salzburg – aber ein großer Trainer war der einstige geniale Spielmacher aus der Tiefe nie. Dafür vermittelte er immer den Eindruck, dass er die Stadien zwischen Innsbruck, Mattersburg und Budapest zwar mit seiner holden Anwesenheit schmücke, das aber eigentlich unter seiner Würde ist. Seine Trainerkarriere ist schon seit Jahren versandet, der gebürtige Franke ist heute Fernseh-Experte im deutschen Pay-TV.