Ein charmanter Weihnachtsfreak
Weekend: Welche Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit Weihnachten?
Thomas Brezina: Ich habe Weihnachten stets als schönes Familienfest im Sinne eines ursprünglichen Lichterfestes empfunden, das mit einer inneren Einkehr sowie traditionellen Bräuchen einherging. Inspiriert von Astrid Lindgrens Kinderbuchreihe „Wir Kinder aus Bullerbü“ habe ich zudem durchgesetzt, dass unsere gesamte Familie um den Weihnachtsbaum tanzt – ein Ritual, das wir auch heute noch vollführen.
Weekend: Sollten wir Traditionen und die Botschaft des Weihnachtsfestes wieder bewusster leben?
Thomas Brezina: Die Entscheidung, welche Traditionen und Bräuche man zu Weihnachten pflegen möchte, ist in meinen Augen eine äußerst individuelle. Wir sollten uns jedoch darum bemühen, Weihnachten nicht als den größten Stress aller Zeiten wahrzunehmen, sondern uns Gedanken darüber machen, wie wir es mit großer Freude und Herzlichkeit gemeinsam feiern können. Außerdem bietet sich die Zeit ideal dazu an, das abgelaufene Jahr Revue passieren zu lassen und auf positive sowie negative Erlebnisse reflektiert zurückzublicken.
Weekend: Wie begehen Sie persönlich das Weihnachtsfest?
Thomas Brezina: Ich werde so wie jedes Jahr in Wien feiern, wo ein unglaublich großer Weihnachtsbaum unser Wohnzimmer zieren und mit herrlichem Weihnachtsschmuck dekoriert werden wird, was mir persönlich ungemein wichtig ist. Kulinarisch wird sowohl die österreichische als auch die englische Kochkultur hochgehalten, weshalb am 24. Dezember Karpfen und tags darauf ein Truthahn auf den Tisch kommt.
Als Kind habe ich es durchgesetzt, dass unsere gesamte Familie um den Weihnachtsbaum tanzt." (Thomas Brezina über weihnachtliche Kindheitserinnerungen)
Weekend: Was können Sie uns über Ihr neues Buch erzählen?
Thomas Brezina: Nachdem sich meine Bibel in Reimen im vergangenen Jahr zu einem Bestseller entwickelt hatte, wurde ich des Öfteren auf ein etwaiges Nachfolgeprojekt der Weihnachtsgeschichte in Reimen angesprochen. Da ich Weihnachten liebe, konnte ich dieser Idee sofort etwas abgewinnen und habe mich dafür eingehender mit dem Zuversicht spendenden Wesen der Adventzeit sowie des Weihnachtsfestes auseinandergesetzt. Das daraus hervorgegangene Buch erzählt jedoch nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern auch von dem ersten Adventkranz, dem authentischen Nikolaus oder der Bedeutung des Weihnachtsbaums.
Weekend: Wie gestaltete sich die Kooperation mit Religionspädagogen und dem Wiener Dompfarrer?
Thomas Brezina: Ich gehöre zwar keinem offiziellen Glauben an, was allerdings nicht bedeutet, dass ich ungläubig wäre. Ich habe den Gedankenaustausch mit Toni Faber, im Zuge dessen wir uns gegenseitig viele neue Perspektiven eröffnet haben, folglich immer sehr geschätzt. Durch die Integration der Experten des katholischen Schulamtes wurde die inhaltliche Richtigkeit der Erzählungen gewährleistet.
Weekend: Gibt es eine Weihnachtsgeschichte, die Sie besonders berührt hat?
Thomas Brezina: Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte gilt für mich bis heute als eines der größten und sensibelsten literarischen Meisterwerke.
Weekend: Ist es heutzutage schwerer, Kinder und Jugendliche für das Lesen zu begeistern?
Thomas Brezina: Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, wurde bereits die Lesefaulheit der Kinder sowie ihre Hinwendung zum Fernsehen beklagt. Heute stehen die digitalen Medien im Fokus dieser Kritik. Fakt ist: Den Menschen steht heute eine bunte Palette an Möglichkeiten zur Verfügung, um sich zu unterhalten und Geschichten zu erleben, wozu auch Bücher zählen. Umso entscheidender ist es somit, auf potenzielle Leser zuzugehen und sich Gedanken darüber zu machen, wie diese am besten erreicht werden können. Mir war es immer ein Anliegen, dass Kinder meine Bücher gut und leicht lesen können. In der neuen Tom Turbo – Lesestark – Reihe arbeiten wir daher mit einer ausgefeilten Kombination aus Bild und Text, wodurch das Lesen schnell zu einem Vergnügen wird. Außerdem ist es unabdingbar, über Themen zu schreiben, die Menschen berühren – das gilt übrigens im selben Maße für die Erwachsenenliteratur.
Weekend: In letztere fallen auch Ihre Sisi-Krimis. Was fasziniert Sie an der ehemaligen Kaiserin von Österreich?
Thomas Brezina: Sie war eine sehr rebellische Frau, der weder das Klischee des süßen Mädchens noch der ewig trauernden Kaiserin gerecht wurde. Vielmehr lehnte sie sich insbesondere in den Jahren 1865 bis 1868, in denen meine Geschichten angesiedelt sind, äußerst provokant gegen viele gesellschaftliche Konventionen auf. So trug sie etwa ein Tattoo und rauchte in der Öffentlichkeit. Diese Widerspenstigkeit, gepaart mit ihrer umfassenden Bildung und ihrem Schönheitskult, macht ihren Mythos für mich so spannend.
Mir war es immer ein Anliegen, dass alle Kinder meine Bücher gut und leicht lesen können. (Thomas Brezina über sein Erfolgsrezept als Kinderbuchautor)
Weekend: Welche literarischen Projekte planen Sie für die Zukunft?
Thomas Brezina: Ich möchte zunächst auf ein Buch hinweisen, das in diesem Herbst erschienen ist und mir ebenfalls sehr am Herzen liegt. Die Geschichte der Erde in Reimen erzählt auf verständlich amüsante Weise von der Entstehung unseres Planeten vom Urknall bis zur Gegenwart. Im Jänner des kommenden Jahres wird ferner mein 600. Buch erscheinen, was gebührend gefeiert werden wird, zu dem ich jedoch noch nicht mehr verraten möchte, als dass es ein Erwachsenenbuch sein wird.