Taylor Swift: Fans klagen über Konzert-Amnesie
Auf ihrer "Eras"-Tour, die Taylor Swift zurzeit durch ganz Amerika führt, füllt die Musikerin Stadion nach Stadion. Die Tickets waren in Sekundenschnelle ausverkauft, Fans würden quasi alles tun, um ihrem Idol nahe zu sein. Doch immer öfters klagen "Swifties" (Swift-Fans) nun über ein spannendes und seltenes Phänomen: die sogenannte Konzert-Amnesie.
War ich überhaupt dabei?
Auf Social Media mehren sich Beiträge von Personen, die bei einem der ausverkauften Konzerte dabei waren, sich aber an wenig bis gar nichts erinnern können. Mal geht es um spezifische Songs, mal um Überraschung-Hits, mal um das ganze Konzert. "Mein Konzerttermin ist fast drei Wochen her und ich kann mich immer noch nicht an alles erinnern", schreibt beispielsweise ein Fan. Wieder ein anderer meint: "Ich erzähle allen immer wieder, dass ich mich an den größten Teil der Show nicht erinnern kann. Ich habe das Gefühl, als hätte ich vielleicht die Augen geschlossen, während ich jedes Wort zu jedem Lied gesungen habe." Und wieder ein anderer Fan ergänzt: "Ich habe ein halbes Jahr auf diesen Moment gewartet und jetzt, wo er vorbei ist, scheint mein Gehirn zu versuchen, mich davon zu überzeugen, dass ich nicht da war?"
Kein konzertspezifisches Phänomen
Viele Fans machen sich aufgrund dieser Erfahrung nun natürlich Sorgen. Doch ein Experte beruhigt und klärt über die "Konzert-Amnesie" auf. Gegenüber der "Times" sagte Ewan McNay, Professor am Fachbereich Psychologie an der State University of New York: "Das ist kein konzertspezifisches Phänomen – es kann immer dann auftreten, wenn man sich in einem hochemotionalen Zustand befindet." Ein gutes Beispiel sind auch Hochzeitstänze.
Vorgang im Gehirn erklärt
"Wenn man leicht angespannt ist, mit ein wenig Aufregung, kann man sich besser erinnern. Aber zu viel Aufregung bringt die Gedächtnisbildung zum Erliegen", so McNay. Das liegt daran, dass der Körper beginnt, Glukose aus der Leber in die Blutbahn zu pumpen. Glukose ist der Energielieferant unseres Hirnes – ohne könne der Mensch weder lernen, atmen, noch laufen. In aufregenden Situationen wird Glukose jedoch für die Muskeln und nicht zur Gedächtnisbildung gebraucht. Gleichzeitig wird der Vagusnerv, also der Nerv für Entspannung und Ruhe, stimuliert und ein Neurotransmitter namens Noradrenalin freigesetzt. So werden normalerweise Erinnerungen mit einem hohen emotionalen Gehalt abgespeichert. Doch der Experte McNay erklärt, dass auch eine Umkehr passieren könnte. Ein bisschen sei gut, zu viel schlecht, so der Professor. Für das Gehirn wird es schwieriger, Momente zu speichern.
"Tribut an den Moment"
Die wissenschaftliche Erklärung mag die Swifties zwar bezüglich des gesundheitlichen Aspektes beruhigen, der Ärger, sich nicht an das beste Konzert seines Lebens zu erinnern, bleibt jedoch. Robert Kraft, Professor für kognitive Psychologie an der Otterbein University in Westerville, sieht das Ganze jedoch aus einem anderen Blickwinkel: "Wir wollen uns nicht an unser Leben erinnern, wir wollen es erleben." Deswegen bezeichne er solche Erinnerungslücken als "Tribut an den Moment und die Freude daran".
Tipps, um sich besser zu erinnern
Für jeden, der dieses Phänomen jedoch so gut wie möglich vermeiden möchte, gibt es auch eine Strategie dagegen. Wer vor einem Bären wegläuft oder auf einem Konzert schreit, signalisiert dem Gehirn Angst. McNay: "Wenn Sie dagegen still stehen und sich entspannen, signalisieren Sie Ihrem Gehirn, dass Sie sich nicht zu sehr aufregen müssen. Das kann die Gedächtnisbildung fördern."