Song Contest-Star JJ: „Ich bin total dramatisch”
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Countertenor JJ mixt Musik-Genres, schippert auf seinem Schiffchen durchs Herzschmerz-Meer – und verrät, warum Conchita seine ESC-Mutti und Muse zugleich ist. Sein Ziel für Basel: „Eine ‚Fetzengaudi‘.“
Du bringst mit „Wasted Love” einen Pop-Opera-Song auf die Bühne – mit Chancen auf den Sieg: Stressen dich die Top-Wettquoten?
JJ: Selten. Im Gegenteil: Sie steigern nur noch meine Motivation, gut abzuliefern. Ich möchte ja die ESC-Fans, die mit mir mitfiebern, keinesfalls enttäuschen. Die klassische Kunst ist da eine gute Schule: Dort muss jeder Ton sitzen. Immer! Von daher kann ich mit Druck schon gut umgehen.
Die Energie auf der Song Contest-Bühne wird aber eine komplett andere sein.
JJ: Mehr Stadionfeeling, mehr Technik, auf die ich mich verlassen muss. Ich freue mich aber auf das andere Setting.
Bühnenenergie und Erwartungsdruck
Für alle, die dich bislang nicht am Show-Schirm hatten: Welches Genre oder welcher Song beschreibt deine Persönlichkeit am besten?
JJ: Um Gottes willen! Das ist schwer in Songs und Noten zu fassen. Ich balanciere zwischen Kabarett und Klassik, bin kokett und ‚quirky‘ (Anm. d. Red.: schräg) – und liebe es total dramatisch.
Ich bin wirklich sehr extrovertiert und verstelle mich nicht. Meine Personality und meine Bühnenfiguren kommen bei den Leuten gut an.
Mit Conchita scheinst du auch die perfekte Coaching-Queen an deiner Seite zu haben.
JJ: Für mich ist „Conchi” meine ESC-Mutti. Wir sind im direkten Austausch. Sie gibt mir Tipps und ist auch für die eine oder andere Therapiestunde zu haben. Es ist ein Glück, von ihr auf dieser Reise begleitet zu werden. Genauso wie von meiner Song-Schreiberin Teya, die selbst vor zwei Jahren für Österreich beim ESC performt hat (Anm. der Red.: gemeinsam mit Künstlerin Salena und dem Lied „Who the Hell is Edgar”). Den Text zu „Wasted Love” haben wir innerhalb von 15 Minuten aufs Papier gebracht, ein Wahnsinn!

Emotion pur
Du gehst stimmlich in extreme Höhen – und singst gleichzeitig über die tragischen Tiefen einer verschwendeten Liebe. Aus Erfahrung?
JJ: Hundert Prozent von mir stecken in diesem Song. Alles, was ich mit einem bestimmten Menschen durchgemacht habe. Und ich merke, dass andere ähnliches erlebt haben. Viele kommen auf mich zu und sagen: „Du sprichst mir aus der Seele.”
Wie geht's dir aktuell?
JJ: Blendend. Super! Der Song Contest pusht mich. Meist rauf, selten runter. Ich will alles mitnehmen, genießen. Und mir mit meinen Mitstreitern eine „Fetzengaudi” in Basel machen.
Song Contest-Freunde
Seid ihr schon vernetzt?
JJ: Voll. In unseren Social Media-Gruppen geht es richtig ab. Fotos und Wetterberichte werden hin- und hergeschickt. Es sind auch schon erste Freundschaften entstanden. Etwa mit Louane aus Frankreich, Sissal aus Dänemark und Kyle aus Norwegen. Es ist wirklich ein sehr fröhliches Miteinander – noch (lacht).
Der Hype um dich steigt. Verfolgst du deine Fangemeinde im Netz?
JJ: Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, gehe ich online. Dass mein Song und das Video so vielen Leute gefällt, muntert mich dann extrem auf.
Alles fürs Finale
Wie bereitest du dich jetzt auf deinen großen Auftritt vor?
JJ: Mit sehr viel Fun – hoffentlich auch bei den noch ausstehenden Pre-Parties. Und mit viel mentalem Training. Ich will, wenn es so weit ist, aus meinen knapp drei Minuten das Beste machen. Ich weiß: Sie werden mich ein Leben lang begleiten. Ansonsten bleibe ich bei meiner Routine: zwei bis drei Stunden singen, täglich!

Dein Auftritt wird …?
JJ: ... sehr intim, sehr persönlich. Meine Bewegungen auf der Bühne werden übrigens nicht choreografiert sein. Ich darf mich bewegen, wie ich mich in diesem Song fühle. Wir werden aber auch einige Elemente aus dem Musikvideo auf die Bühne bringen: Wasser, Wellen – und das fragile Papier-Boot.
Ich möchte diesen Weg nach dem Song Contest weiter gehen und die Mischung aus Pop und Oper ausbauen.
Mit „Wasted Love” wirst du wohl keinen Schiffbruch erleiden. Ab welchem Ergebnis bist du zufrieden?
JJ: Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber die Teilnahme an sich ist schon ein Erfolg für mich. Ins Finale würde ich schon sehr gerne kommen.
Den Sieg …?
JJ: … würde ich auch nehmen. (grinst)
Wie stellst du dir deinen künstlerischen Weg weiter vor?
JJ: Ich will beides: die Pop- und Opernbühne. Countertenor Klaus Nomi ist da als Wegbereiter mein Vorbild. Der Mix boomt gerade und ich will zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen sein: ob nun im Konzerthaus oder auf der Festivalbühne.
Inside JJ
JJ (23), bürgerlich Johannes Pietsch wurde in Dubai und Wien groß. Der Sänger mit österreichisch-philippinischen Wurzeln studiert Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität (Wien). Mit „Wasted Love“ setzt er jetzt die Segel – Richtung Basel. Die ESC-Buchmacher geben ihm große Siegeschancen.