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Drei ESC-Moderatorinnen in schwarz, blau und gelb | Credit: Peter Kneffel / dpa / picturedesk.com
Die Moderatorinnen Alesha Dixon, Julia Sanina und Hannah Waddingham.
Die Moderatorinnen Alesha Dixon, Julia Sanina und Hannah Waddingham.
Peter Kneffel / dpa / picturedesk.com

Im Finale: Die spektakulärsten Song Contest-Lieder

13.05.2023 um 11:30, Rudolf Grüner
min read
Österreich eröffnet heute Abend die Mega-Show in Liverpool. Wer neben Teya & Salena auf der Bühne glänzen wird? Die stärksten Auftritte im Überblick!

Schrill, schräg, sexy aber auch durchaus stimmgewaltig: Die Hardcore-Fans fiebern seit Wochen der Endrunde in der Europameisterschaft des Singens – mit australischer Beteiligung – entgegen. Heute Abend steigt um 21 Uhr unserer Zeit das Song Contest-Finale in Liverpool. Österreichs Teya & Salena eröffnen mit Startnummer eins die Mega-Show.

Aus im Halbfinale

Für so manchen (un)heimlichen Favoriten kam das Aus leider schon in den zwei Halbfinali. Die Bühnen-Tickets für die größte Musikshow bestimmten dabei erstmalig nur die Zuschauer. Die Länder-Jurys dürfen erst heute wieder bis zu "douze points“ vergeben.

Exentrische Auftritte

Wer neben den "Big 5“ und der automatisch qualifizierten Ukraine, die den Titel im Wettsingen 2022 geholt hat, um den Sieg trällert? Wir haben die exzentrischsten Auftritte unter die Lupe genommen und uns die laut Wettquoten heißesten Anwärter auf das gläserne Mikrofon genauer angehört. Hier sind die wildesten Drei-Minüter im weekend.at-Schnelldurchlauf.

Serbien: Luke Black

Er will eigentlich nur die Augen schließen. Auf der Bühne in Liverpool gleich einer weißen XXL-Nussschale, die manch anderer schon weggeworfen hätte, wenn sie nicht so schwer wäre: Dem darin liegenden Sänger Luke Black ist der Titel "Samo mi se spava" ("Ich will nur schlafen") in einer der Covid-19-Pandemiewellen gedämmert. In der düsteren Elektro-Nummer will er der Isolation, Angst und Agonie entfliehen, ihr vielmehr im Traum entkommen. Und das im unterkühlten wie teenagertauglichen Vampirlook. Für die Show steht er eben doch auf. Zuerst wankend, gemeinsam mit seinen angeleinten Tänzern. Bis später dann die ESC-Bühne bebt. Eine Performance, die keinen kalt lässt – schon gar nicht die Fans, die den Act ins Finale gevotet haben.

Ein Sänger steht mit Mikro vor einer weißen Skulptur | Credit: Vesa Moilanen / Lehtikuva / picturedesk.com
Luke Black will das Publikum mit seinem Wunsch nach Schlaf aufwecken.

Norwegen: Alessandra

Alle aufgepasst. Die Wikingerfürstin kommt. Norwegen setzt diesmal auf Frauenpower, die ganz oben angesiedelt ist – nämlich am Thron. Als "Queen of Kings" singt sie den Männern dieser Welt vor, wo der weibliche Hammer hängt. Die kleine 20-jährige Halbitalienerin mit der großen Stimme, die die Zelte im sonnigen Süden erst vor zwei Jahren abgebrochen hat und in ihre nordische, liberalere Zweitheimat gezogen ist, schreit mit dem Song gleich auch ihr Outing heraus. Es sei ein persönlicher Kampf gewesen, den sie gewonnen habe, sagt sie mittlerweile. Die Krönung wäre jetzt noch ein Sieg beim ESC. Laut Buchmachern eine Chance, die durchaus besteht.

Sängerin Alessandra in einem engen Bühnenoutfit mit Diadem am Kopf | Credit: Vesa Moilanen / Lehtikuva / picturedesk.com
Royale Performance: Alessandra bringt Wikinger-Power auf die Bühne.

Portugal: Mimicat

Kabarett-Stimmung. Große Emotion in der Stimme, in den Beinen – und auf der großen Song Contest Bühne: Wie ein roter Wirbelwind singt und tanzt Marisa Isabel Lopes Mena alias "Mimicat" über die Bühne. Im Gefolge hat sie eine höchst bewegliche Tanz-Combo, die sie bei der Show-Einlage, die an die goldenen Revue-Tage erinnert, mit sehr viel Verve unterstützt. Im Halbfinale war die schwungvolle Retro-Nummer in portugiesischer Landessprache die große Überraschung. "Ai coração"! Herzschmerz zieht, auch wenn viele Zuschauer gar nichts verstehen. Das Publikum in der Arena tobte – und die TV-Community sah auch nicht rot.

Sängerin und Tänzer in roten Outfits | Credit: PAUL ELLIS / AFP / picturedesk.com
Mimicat tritt für Portugal an.

Finnland: Käärijä

Laut den Wett-Propheten war Finnland schon lange nicht mehr so nah am Sieg dran, wie in diesem Jahr. Die Vorschusslorbeeren bekommt Käärijä mit seinem Metal-Rap-Song "Cha Cha Cha". Auf der Bühne entsteigt er einer Box aus Euro-Paletten – mit nichts, außer einem voluminösen grünen Bolero und einer Stachelhose am Körper. Klingt heftig, ist es auch ein bisschen. Mit ihm tobt in Rammstein-light-Manier seine Gang über die Bühne, wobei er die Zügel dennoch nicht aus der Hand gibt. Wer denkt, dass damit alles gesagt und gesehen ist, irrt. Im letzten Drittel wird aus dem harten Beitrag ein softer Schlager-Hit. Die Choreografie dazu, lässt manche ratlos zurück – aber wohl dennoch zum Telefon greifen. Die Top 3 scheinen sicher zu sein.

Sänger in grünem Bolero kriecht mit rosa gekleideten Tänzern auf der Bühne herum | Credit: Vesa Moilanen / Lehtikuva / picturedesk.com
Keine Bodentruppe: Käärijä scheint beim ESC im Höhenflug zu sein.

Moldau: Pasha Parfeni

Eine Hochzeit unterm Sternenhimmel? Die feiert man am besten beim ESC. Dachte sich zumindest Pasha alias Pavel Parfeni, der nach Baku im Jahr 2012 bereits seinem zweiten Auftritt beim Song Contest-Finale entgegenfiebert. Im Song "Soarele și luna" – „Sonne und Mond“ – wabt sehr viel beschwörender Ethno-Sound ins Publikum. Dass Flötenklänge die schamanische Performance begleiten, versteht sich da schon von selbst. Ein Frauen-Duo im Background, das auf der Bühne vom Einhorn zum Zweihorn mutiert, ist allerdings auch für hartgesottene ESCler gänzlich neu.

Mann im Umhang und Frauen mit Horn am Kopf stehen auf der Bühne  | Credit: Vesa Moilanen / Lehtikuva / picturedesk.com
Pasha Parfeni setzt beim ESC 2023 auf mystische Klänge.

Kroatien: Let 3

Drag-Show? Männer in Uniform? Im Rock? In Unterhosen? Passt alles zusammen! Zumindest beim diesjährigen Beitrag "Mama ŠČ!" aus Kroatien. "Let 3", die Enfant terrible aus Rijeka, singen in gewagter Montur gegen die Schrecken des Krieges an. Verblüffend ehrlich, sehr verklausuliert, ohne direktes Ziel, aber mit humoristischen Querschlägern. Zum Schluss zünden die Wachrüttler selbst Raketen auf der Bühne. Ein Klamauk sondergleichen, wäre da nicht der Krieg, der einem das Lachen sofort wieder abgewöhnt. Oder auch nicht? Die Truppe hat zumindest im ersten Schritt keinerlei Verluste einstecken müssen. Let 3 ist dank vieler friedliebender Fans im Finale an vorderster Front dabei.

Männer singen in schrillen Militäruniformen auf einer bunten Bühne | Credit: Vesa Moilanen / Lehtikuva / picturedesk.com
Unvergesslich: "Let 3" ziehen sich für ihren Antikriegs-Song auf der Bühne aus.

Belgien: Gustaph

Die Zutaten für die berühmten drei Minuten mixt Belgien 2023 so: ein Mann mit weißem Hut und rosa Outfit, viel Club-Beat und starke Background-Vocals. Herausgekommen ist dabei eine Hymne für Toleranz, Frieden, Freude und Feierlaune, mit der sich der ausgebildete Lehrer für Pop, Jazz und Rock Bestnoten sichern will. Im Vergleich zu den vielen tragenden wie tragischen Beiträgen kein schlechter Ansatz. Höchstnoten gibt es schon mal für die LGBTQI-Vibes – und natürlich den Bühnenlook. Wenn nicht von den Zuschauern, dann zumindest von seinem begeisterten Ehemann.

Sänger mit rosaa Anzug und weißem Hut mit drei Background-Sängerinnen | Credit:  Peter Kneffel / dpa / picturedesk.com
Belgien setzt pinke Akzente.

Frankreich: La Zarra

Die Grande Nation schickt diesmal eine Säulenheilige ins Rennen. Zumindest steigt "La Zarra" – eine gebürtige Kanadierin mit Faible für Céline Dion und "La Piaf" – auf der Bühne in Liverpool hoch hinauf. Was zuerst auffällt, ist definitiv ihr Trickkleid. Doch spätestens nach den ersten Tönen konzentriert man sich automatisch auf ihr Timbre. Mit ihrem Chanson "Évidemment" ("Offensichtlich“) gewinnt sie sicher die Herzen der Zuschauer, die gerne an die frühere Zeit des "Grand Prix Eurovision de la Chanson" zurückdenken. Der hinterlegte Disco-Beat ist aber nicht jedermanns Geschmack. Laut den ESC-Auguren sind die Chancen für eine Top-Platzierung kurz vor dem Finale dennoch weiter intakt.

Frau mit langem Trick-Kleid singt auf der ESC-Bühne | Credit: Martin Meissner / AP / picturedesk.com
Markante Stimme, langes Trick-Kleid: "La Zarra" singt für Frankreich.

Australien: Voyager

Seit dem ESC-Finale 2015 in Wien ist das "Down Under“ mit von der Partie. Ob der heuer auslaufende Vertrag mit den Song Contest-Machern verlängert wird, ist noch nicht klar. Fix ist, dass die Progressive-Metal-Band Voyager mit "Promise" heute so richtig Gas gibt. Dazu fährt Frontman Danny Estrin, der im niedersächsischen Buchholz in der Nordheide aufgewachsen ist, mit dem Auto vor. Sein Kennzeichen: Halbglatze – plus lange Mähne, Zahnlücke, eine durchdringende Stimme und ein Umhänge-Keyboard. Mit seinen Kollegen will er dem Publikum einheizen und die Bühne so richtig abfackeln. Wer spätestens bei der letzten Ballade eingeschlafen ist, ist da wieder hellwach.

Rocksänger im Glitzeranzug vor einem Auto | Credit:  Peter Kneffel / dpa / picturedesk.com
Australien fährt in Liverpool mit dem Wagen vor.

Deutschland: Lord of the Lost

Mehr Härte, keine halben Sachen: Mit sehr viel "Blood & Glitter" (so der Titel des Songs) haben sich die fünf Rocker aus Hamburg auf den Weg nach Liverpool gemacht. In den Koffern haben sie tiefrote Latex-Kostüme mitgeschleppt, die jedem Fantasy- oder Fetisch-Film alle Ehre machen würden. Damit – und ihrer Rammstein-Attitüde – wollen sie heute dafür sorgen, dass der Song Contest nicht in Falsett und Fadesse versandet. Ihre Fanbase ist schon ganz aus dem Häuschen und hofft, dass „Lord of the Lost“ Deutschland vom Fluch der letzten Plätze befreien können. Kurz vor dem Showdown liegen aber die Nerven in der Delegation flach. Sänger Chris Harms scheint stimmlich angegriffen zu sein. Bis zum großen Auftritt heißt es für ihn jetzt "einfach Klappe halten!".

Rocker in Latex-Kostümen mit Gitarren | Credit: Martin Meissner / AP / picturedesk.com
Blood & Glitter: "Lord of the Lost" ziehen alle Register für Deutschland.

Schweden: Loreen

Die "Euphoria", die die Schwedin mit den berberisch-marokkanischen Wurzeln nach ihrem Sieg 2012 in Bakku ausgelöst hat, hält weit über die bunten ESC-Kreise hinaus bis heute an. Kein Wunder also, dass schon allein ihre Ankündigung, am "Melodifestivalen“, dem schwedischen Vorentscheid, teilzunehmen, ihre Fans – und die nordische Musikindustrie – vom erneuten Sieg träumen ließ. Geht es nach vielen Buchmachern wird ihr Song "Tattoo“ auch eindeutig Platz eins holen. "Eigentlich können alle schon jetzt nach Hause fahren, sie hat schon gewonnen“, beteuert auch ein britischer Vocal Coach. Dass ihre Stimme Stimmung macht, bewies Loreen schon im Halbfinale. In Rauch gehüllt, sich zwischen Boden und tonnenschwerem Plafond rekelnd, schmetterte sie den Millionenpublikum ihre Botschaft entgegen: "All I care about is love!“ Ach, wie schön …

Die Sängerin Loreen kniet auf der Song Contest-Bühne | Credit: Jessica Gow / TT News Agency / picturedesk.com
Hast sie schon gewonnen? Loreen will es für Schweden noch einmal wissen.

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