„Schon immer goschert”: Fendrich wird 70
Rainhard Fendrich feiert seinen 70. Geburtstag – und gehört längst zur Musikgeschichte Österreichs. Der Austropop-Star, der mit Songs wie „I am from Austria“ und „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ bekannt wurde, prägt die heimische Musikszene seit über vier Jahrzehnten. Der 1955 in Wien geborene Künstler wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. „Ich habe von meinem Vater nicht einen Schilling Taschengeld bekommen. Der erste Antrieb war, dass ich nicht mehr arm sein wollte“, verrät Fendrich im Gespräch über seine Jugend mit der APA. Sein Interesse an Musik begann mit einem Tagebuch, aus dem Gedichte und schließlich Liedtexte wurden.
Durchbruch mit Austropop-Hits
Nach einem abgebrochenen Jus-Studium und ersten Erfahrungen als Schauspieler gelang Fendrich 1981 der Durchbruch mit „Strada del Sole“. In den Folgejahren landete er mit „Schickeria“, „Razzia“ und „Es lebe der Sport“ weitere Hits. Der wohl bekannteste Song seiner Karriere ist „I Am From Austria“ aus dem Jahr 1990. Oft als inoffizielle Hymne Österreichs bezeichnet, sieht Fendrich darin eine bis heute aktuelle Gesellschaftskritik: „Das hat mehr Aktualität denn je“, erklärt er.
Fernsehen und Musicals
Neben der Musik war Fendrich auch im Fernsehen präsent. Als Moderator von „Herzblatt“ oder „Die Millionenshow“ erreichte er ein breites Publikum. In den 90ern veröffentlichte er sechs Alben in Folge, die alle Platz 1 der österreichischen Charts erreichten. Auch auf der Musicalbühne hinterließ er Spuren. Nach einem Auftritt in „Chicago“ schrieb er mit Harold Faltermeyer das Musical „Wake Up“ (2002). 2017 folgte „I Am From Austria“, das sogar in Japan aufgeführt wurde.
Kritische Stimme: Fendrich und die Politik
Fendrich nimmt kein Blatt vor den Mund. Politische und gesellschaftliche Themen ziehen sich durch seine Musik. „Ich hatte Erfolg und war als junger Mensch sicher goschert“, gibt er zu. Kritik an Populismus, Nationalismus und sozialen Missständen findet in seinen Liedern Platz. Auch persönliche Schicksalsschläge haben ihn geprägt. Der Tod seiner Tochter 1989 stürzte ihn in eine Krise, die er später mit seiner Musik verarbeitete. Seine Kokainsucht überwand er 2006.
Tournee und Zukunftspläne
Mit seinem aktuellen Album „Wimpernschlag“ geht Fendrich 2025 wieder auf Tour. „Die Bühne ist heiliger Boden“, sagt er über seine Konzerte. Ans Aufhören denkt er nicht. „Ich bin noch nicht in der Nachspielzeit, aber meine Zeit ist wertvoller geworden“, erklärt der Musiker. Was danach kommt? „Vielleicht irgendwann ein Lied mit dem Titel ‚Baba‘. Aber bis dahin genieße ich die Bühne.“