Pizzera: "Ein Freund und vier Bier sind keine Therapie"
Das Multitalent aus der Steiermark hat es wieder getan. Er hat auf seinem Handy das zweite Buch getippt. „Der König der Möwen“ behandelt das Tabu-Thema „Suizid“.
weekend: Suizid ist ja schon eher ein schweres Thema. Wie kamen Sie darauf, darüber zu schreiben?
Paul Pizzera: Es ist ein schwieriges, aber notwendiges Thema. In Österreich gibt es dreimal so viele Tote durch Suizide als durch Verkehrsunfälle. Aber über das wird nicht gesprochen. Ich habe eine persönliche Erfahrung diesbezüglich und die hat mich dazu verleitet, Menschen über den Humor zu diesem schwierigen Thema zu bringen.
weekend: Gab es in Ihrem näheren Umfeld einen Suizid?
Paul Pizzera: Nein, aber es gibt jemanden der will, aber nicht kann.
weekend: Was darf man sich unter dem Buch vorstellen, einen launigen Roman oder einen Ratgeber zur Selbsthilfe?
Paul Pizzera: Weder noch, es ist ein Zwiegespräch zwischen Therapeutin und Klient. Sie sprechen über das Leben und das Lebenswerte in einem Leben. Und dass man sein Lebensglück nicht nur von einer anderen Person abhängig machen sollte. Es geht darum, die Liebe zu sich selbst zu finden und nicht daran zu zweifeln, ob man genügt. Sondern nur daran zu zweifeln, ob man schon die beste Version von sich selbst ist.
weekend: Schon das erste Buch handelte von psychischen Problemen. Sehen Sie sich als Botschafter dieses Themas?
Paul Pizzera: Botschafter wäre etwas vermessen. Aber als ich mit 27 das erste Mal in Therapie gegangen bin, hatte ich dieselben Ängste und einen falschen männlichen Stolz wie viele andere auch. Ich dachte ebenfalls, dass ein Freund und vier Bier die beste Therapie sind. Meine Intention war, die meist männliche Angst vor Psychotherapie aufzubrechen.
weekend: Nehmen Sie derzeit Hilfe in Anspruch?
Paul Pizzera: Nein, momentan bin ich nicht in Behandlung. Ich schließe aber nicht aus, dass ich es wieder machen werde. Nach einem Jahr in Behandlung sagte mein Therapeut: `Herr Pizzera, es geht Ihnen gut, ich mag Ihnen kein Geld wegnehmen, leben Sie drauf los.´ Ich bin dann vor einem Jahr wieder hingegangen wegen kleinen Baustellen und viel Stress. Es ist keine Niederlage Hilfe in Anspruch zu nehmen.
weekend: Schauspieler wie Thomas Stipsits sprechen offen über Panikattacken oder depressive Phasen. Hilft das Betroffenen?
Paul Pizzera: Wir haben ganz viele Mails bekommen, vor allem von Frauen, die schrieben: „Endlich hat sich mein Partner getraut.“
weekend: Stimmt es, dass Sie Ihre Bücher auf dem Handy schreiben? Haben Sie keinen Laptop?
Paul Pizzera: Ich habe keinen Laptop und auch keinen Computer. Ich habe beide Bücher auf meinem Handy geschrieben. Das empfinde ich als sehr angenehm, weil ich immer und überall schreiben kann. Aber sehr zum Leidwesen meines Verlags, der fürchtet, die Daten könnten weg sein.