Publikumsliebling Otto Schenk ist gestorben
- Kindheit in schwierigen Zeiten
- Der Weg zur Bühne
- Die unvergessenen Rollen
- Ein Leben für die Oper
- Die letzten Jahre
Otto Schenk ist tot. Österreich trauert um eine Legende des Theaters, der Oper und des Kabaretts. Der große Humorist, Schauspieler und Regisseur ist im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Irrsee gestorben.
Kindheit in schwierigen Zeiten
Otto Schenk wurde am 12. Juni 1930 in Wien geboren. Seine Kindheit war geprägt von der Zeit des Nationalsozialismus. "Das Schrecklichste waren Krieg und Verfolgung durch die Nazis", sagte er später über diese Jahre. Als Enkel jüdischer Großeltern erlebte er Diskriminierung und Angst am eigenen Leib. Sein Vater verlor seinen Arbeitsplatz, Otto selbst musste zeitweise der NS-Jugendorganisation „Deutsches Jungvolk“ beitreten, bevor er ausgeschlossen wurde. Dennoch zeigte sich schon früh sein unverwechselbarer Humor. In einem Schulaufsatz schrieb der junge Otto: „Ich will Komiker werden, weil ich mache mit den Kindern Witze.“
Der Weg zur Bühne
Trotzdem hat Schenk nach der Matura zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften begonnen. Seine wahre Leidenschaft galt aber schon damals der Bühne. Bald schon wechselte ans Max-Reinhardt-Seminar, wo er auch seine spätere Frau Renée Michaelis kennenlernte. Über 65 Jahre sollte ihre Ehe halten – bis zu Renées Tod im Jahr 2022. Seine Karriere als Schauspieler begann Schenk am Volkstheater und der Josefstadt. Schon früh war klar: Er war nicht nur ein begabter Komödiant, sondern auch ein ernsthafter Charakterdarsteller. Seine Vielseitigkeit sollte ihn später an die großen Opern- und Schauspielhäuser der Welt führen.
Die unvergessenen Rollen
Ob als „Bockerer“ in der Josefstadt, „Theatermacher“ oder in Nestroy-Stücken wie „Der Talisman“: Otto Schenk hat sein Publikum mit einer Mischung aus Wiener Schmäh, feinem Humor und tiefem Ernst begeistert. Besonders beliebt waren seine Doppelconferences mit Helmut Lohner und sein legendärer „Requisiteursmonolog“. Sein Humor hatte stets eine tiefere Ebene. Mit Wortwitz und Lebensweisheit hat er sich in die Herzen der Menschen gespielt.
Schenk war nicht nur auf der Bühne präsent, sondern auch als Synchronsprecher erfolgreich. Im Disney-Film „Oben“ lieh er dem grummeligen, aber liebenswerten Carl Fredricksen seine Stimme. „Kinder darf man nie für Trottel halten“, sagte er über die Arbeit mit jungem Publikum.
Ein Leben für die Oper
Auch als Opernregisseur setzte Schenk Maßstäbe. Mit Inszenierungen an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera in New York und der Mailänder Scala erlangte er Weltruhm. „Period Sense“ nannte er sein Prinzip: „Es tut mir leid, dass heute jedes Stück im heutigen Kostüm gespielt wird.“ Seine Werke verbanden historischen Stil mit moderner Interpretation – ein Konzept, das sowohl Publikum als auch Kritik überzeugte.
Die letzten Jahre
Im Jahr 2021 verabschiedete sich Schenk mit der Rolle des Firs in „Der Kirschgarten“ von der Bühne. Bis zuletzt erfreute er sein Publikum mit humorvollen Lesungen. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2022 lebte er zurückgezogen am Irrsee, wo er nun im Kreis seiner Familie verstarb. Sein Sohn Konstantin gab die traurige Nachricht bekannt.
Mit Otto Schenk verliert Österreich nicht nur einen großen Künstler, sondern auch eine nationale Institution. „Leben tut man doch nur, solange man lebt. Und bleiben tut man manchmal länger, als man lebt,“ schrieb er in seinen Erinnerungen. Und bleiben wird er – als Meister des Humors und Menschlichkeit.