Neue Details: Baldwin "übte und zielte auf Kamera"
Drei Tage nach dem Unfall am Set des Western-Filmes "Rust", bei dem Schauspieler Alec Baldwin Kamerafrau Halnya Hutchins mit einer Requisitenwaffe erschoss, veröffentlichte die Polizei nun neue Details. Demnach soll Baldwin in einer Kirchenbank sitzend mit dem Revolver hantiert haben: Er habe einen sogenannten "Cross Draw" geübt, also eine Cowboy-Bewegung, bei der die Waffe quer über den Körper und dann auf das Ziel gerichtet wird. Im Falle des Schauspielers war das Ziel die Kamera - und damit auch Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins, die vor ihm stand. Das sagte Regisseur Joe Souza, der beim Unfall ebenfalls verletzt wurde, in einer eidesstattlichen Erklärung aus. Unklar ist, ob der 63-Jährige wirklich abdrückte oder ob sich die Kugel von selbst löste. Seit dem Wochenende steht nämlich fest, dass in der Pistole eine echte Patrone war. Ein Regieassistent versicherte dem Schauspieler bei der Übergabe jedoch, dass es sich um eine "cold gun", also eine Waffe ohne Munition handle.
Konnte ihre Beine nicht mehr fühlen
Laut US-Medien schaute der Regisseur der Kamerafrau über die Schulter, als er einen Knall hörte: "Joel erinnert sich dann vage daran, dass Hutchins sich über ihren Bauch beschwerte und sich an ihrer Mitte festhielt. Joel sagte auch, dass sie anfing, rückwärts zu stolpern und man ihr half, sich auf den Boden zu legen." Lauta Kameramann Reid Russel, der zum Zeitpunkt neben der Kamerafrau stand, konnte sie ihre Beine nicht mehr fühlen. Die Kugel traf sie im Brustbereich. Die Mutter eines Sohnes konnte nicht mehr gerettet werden.
Mensch wichtiger als Geld
Serge Svetnoy, der Chefelektriker von "Rust" postete am Sonntag nun seine Version der Tragödie. Als sie starb, lag die Kamerafrau in seinen Armen. Der Mitarbeiter macht "Fahrlässigkeit und Unprofessionalität" für ihren Tod verantwortlich und übt scharfe Kritik am kleinen Budget, das zu Sicherheitslücken führte. Er appelliert daran, dass der Mensch wichtiger sei als das Geld. Außerdem kritisiert er die unzureichende Erfahrung der 24-jährigen Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemäße Handhabung zuständig war. US-Medien berichteten, dass die junge Frau schon bei anderen Produktionen recht unvorsichtig mit Waffen hantiert hätte. So habe sie beispielsweise einer elfjährigen Kinderschauspielerin eine Waffe zum Spielen gegeben. Bevor Baldwin die Waffe in die Hand bekam, sollen Crewmitglieder den Revolver abseits des Sets für "Schussübungen auf Zielscheiben" benutzt haben. Ob die junge Waffenmeistern davon wusste, ist noch nicht bekannt.
Unzufriedene Mitarbeiter
Vor dem Unfall habe am Set eine große Unzufriedenheit der Mitarbeiter wegen der Arbeitsbedingungen geherrscht. Das bestätigt auch der Regisseur. Donnerstagfrüh musste eine neue Kameracrew engagiert werden, weil das vorher eingesetzte Team die Low-Budget-Produktion verließ. Viele beschwerten sich über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und verließen das Set aus Protest. Außerdem habe das Team dem Zeitplan hinterhergehinkt.
Rückzug aus Hollywood
Baldwin hat einstweilen seinen Rückzug aus Hollywood bekannt gegeben und alle Projekte abgesagt. Ein Insider meint; " Er braucht Zeit allein, um sich wieder zu zentrieren. So hat er es vorher in schwierigen Zeiten auch immer gemacht." Am Wochenende traf der Schauspieler den Witwer und Sohn der getöteten Kamerafrau. Bilder zeigten die Drei beim Frühstück und Spazierengehen. Besonders emotional: Auf einem Bild umarmt der Schauspieler den Ehemann von Halyna. In der "Daily Mail" verriet Matthew Hutchins über Baldwin: "Er unterstützt uns sehr!"