Julian le Play: "Das alles ist ein großer Zirkus"
weekend: Mit "Tabacco" ist Ende Juni dein insgesamt fünftes Album erschienen. Mit welchen drei Worten würdest du es beschreiben?
Julian le Play: Expressiv, bauchig und sommerlich.
weekend: Und "bauchig" bedeutet?
Julian le Play: Es ist sein sehr intuitives Album.
weekend: Mittlerweile bist du seit über zehn Jahren im Musikgeschäft unterwegs. Wie sehr unterscheidet sich die neue Platte von den älteren?
Julian le Play: Die ersten vier Platten waren quasi ein Lauf, so etwas wie Julian le Play, face one. Das jetzt fühlt sich an wie face two. Es hat sich ja auch vieles geändert. Ich arbeite mit einer komplett neuen Band zusammen und habe selbst ein Tonstudio in Wien eröffnet. Das hat mich wahnsinnig geprägt. Gleichzeitig habe ich an mir selbst geschraubt, musikalisch wie auch modisch.
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weekend: Fühlt es sich mehr nach dir an?
Julian le Play: Schon, ja. Es ist die Platte, auf der ich am meisten übertreibe. Früher sind wir für Musikvideos nach Los Angeles oder Marokko geflogen, hier haben wir alles in Wien gedreht. Und die Texte sind meine Geschichten. Das Album ist viel stärker mit meinem Leben verwurzelt.
weekend: Hast du auch einen Lieblingssong?
Julian le Play: Der Eröffnungstrack "Schlafwandler". Das ist der schönste Liebessong, den ich je geschrieben habe.
weekend: Darf man fragen, für wen du ihn geschrieben hast?
Julian le Play: (schmunzelt) Damals wusste ich es nicht, aber jetzt weiß ich es. Für meine Freundin. Als wir uns kennenlernten, war der Song gerade im Entstehen und ist dann Zeile für Zeile autobiographischer geworden.
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weekend: Neben deiner Musik hast auch du dich verändert: Was unterscheidet den Julian von heute vom Julian vor zehn Jahren?
Julian le Play: Ich nehme die Sachen nicht mehr so ernst. Irgendwann kommt man sowieso drauf, dass das alles ein großer Zirkus ist und dass es darum geht, Spaß zu haben und die Musik zu machen, die man machen möchte. Ob das dann jemand hört oder spielt, ist mir mittlerweile viel unwichtiger als noch bei den ersten Platten. Außerdem fällt es mir leichter 'Nein' zu sagen. Früher habe ich Dinge gemacht, damit ich dabei war. Jetzt frage ich mich: Was bereitet mir einen schönen Tag?
weekend: Kommt diese Einstellung davon, dass du dich in der österreichischen Musikbranche schon von Beginn an bewiesen hast?
Julian le Play: Vielleicht ja. Ich habe aus den letzten Erfolgen gelernt, dass man sowieso nichts erzwingen kann. Wenn ich noch nichts gerissen hätte, wäre ich aber wahrscheinlich nicht so entspannt.
weekend: Du hast dich, wie vorher bereits erwähnt, auch optisch weiter entwickelt. Wie kam es zum neuen Look?
Julian le Play: Ich habe mein Augenmerk immer stark auf die Musik gelegt und dabei vergessen, dass die Kunst ja nicht mit der Musik endet. Modisch bin ich irgendwann stehen geblieben und das hat mich genervt. Also habe ich mich mit einer Stylistin zusammengetan, die auch schon mit Cro gearbeitet hat. Sie hat mich wirklich eine Zeit lang begleitet und ist dann irgendwann mit den Glockenhosen angekommen. Als ich die zum ersten Mal angezogen habe, habe ich mich schon extra gefühlt. Das war geil. Und auch auf der Bühne merkt man den Unterschied. Ich verhalte mich viel expressiver.
weekend: Und wie hat dein Umfeld auf den neuen Stil reagiert?
Julian le Play: Die haben gar nicht gewusst, was geschieht. Meine Freunde haben mich oft gefragt, ob eh alles ok ist (lacht). Und auch auf Social Media war plötzlich jeder zweite Kommentar über meine Outfits. Da habe ich gemerkt, dass es richtig und wichtig war, sich mit dem eigenen Stil zu beschäftigen.
weekend: Apropos Bühnenpräsenz, ab Mitte August bist du auf Österreich-Tour. Auf welche Stopps freust du dich am meisten?
Julian le Play: Da habe ich meine Top drei: Wien, weil es mein Heimspiel ist. Dann die Burgarena Finkenstein in Kärnten. Und die Kasematten in Graz, weil die Location einfach geil ist.
weekend: Last but not least, mit welchem österreichischen Künstler hättest du gerne mal ein Feature?
Julian le Play: Mit Left Boy könnte ich mir das sehr spannend vorstellen. Ansonsten würde ich es cool finden, wenn jemand aus der Wiener Mundart mal meine Songs interpretiert.