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Guerot bei Markus Lanz zu Gast
Im Juni 2022 war Guérot bei Lanz zu Gast.
Im Juni 2022 war Guérot bei Lanz zu Gast.
Screenshot ZDF

Irre Vorwürfe: Scheidenherpes wegen Markus Lanz

04.08.2023 um 12:05, Anna Kirschbaum
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Es sind bizzare Vorwürfe, die die ehemalige Professorin Ulrike Guérot gegen Markus Lanz erhebt: Er sei Schuld an ihrem Intimherpes.

Hin und wieder kommt es vor, dass sich Talkshow-Gäste nach einer Sendung unfair behandelt fühlen, vor allem wenn es sich um ein kritisches Format handelt. Dass besagte Gäste dann selten ein gutes Haar an ihren Gastgebern lassen, okay. Was sich aber aktuell in Deutschland abspielt, hat man in dieser Form noch nicht erlebt.

Männliche Brutalität

Die ehemalige Uni-Professorin Ulrike Guérot bezichtigt Moderator Markus, für den Ausbruch einer Krankheit verantwortlich zu sein. Und nein, nicht irgendeine Krankheit: Es handelt sich um eine besonders schwere Form von Scheidenherpes. Schuld sei die "Männliche Brutalität", die ihr in der Sendung widerfahren sei.

Fall fürs Lehrbuch

"Ich bin aus dieser Sendung raus und hatte tatsächlich einen Herpes an der Scheide. Ich hatte einen absoluten Hautausschlag, als ich aus der Sendung rausgegangen bin, was eben auch zeigt, dass es ja zum Teil eine männliche Brutalität war, die da auf mich ein …", so die 59-jährige Deutsche im YouTube-Interview mit der Wiener Restaurantbesitzerin Petra Führich. Am nächsten Tag sei sie zu einer Gynäkologin gegangen, erzählt Guérot im Talk. "Die mir gesagt hat, so etwas hätte sie noch nicht gesehen. Und die hat das fotografiert fürs Lehrbuch."

War Lanz Schuld?

Kann wirklich Lanz ihr die Krankheit verpasst haben? Genitalherpes wird wie der eher bekannte Lippenherpes von Herpes-Viren ausgelöst, allerdings von Typ 2, nicht Typ 1. Herpes Simplex Typ 2 wird zu 70 bis 80 Prozent beim Geschlechtsverkehr übertragen. Dass Guérot den Virus in Lanz' Sendung aufgeschnappt hat, kann man getrost ausschließen. Wie alle Fieberblasen kann aber auch diese Herpes-Erkrankung immer wieder ausbrechen. Meist gibt es dafür konkrete Auslöser wie etwa ein geschwächtes Immunsystem, aber auch Stress. Vom ZDF gibt es keinen Kommentar zu den Anschuldigungen.

Der Auslöser

Aber was war bei Lanz passiert? Im Juni 2022 nahm die Politologin und Publizistin in Lanz' Sendung Platz. Thema der Gesprächsrunde war der anhaltende Krieg in der Ukraine. Ebenfalls anwesend waren neben Guérot die Journalisten Frederik Pleitgen (CNN) und Natalie Amiri (ARD) sowie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Verteidigungsexpertin der FDP). Guérot, die als Ikone der Querdenkerszene gilt, ist davon überzeugt, dass es sich beim Krieg in der Ukraine um einen "globalen Stellvertreterkrieg zwischen den USA/Russland oder Nato/Russland" handle. Wenig überraschend erhielt sie für ihre Meinungen von der Gesprächsrunde wortstarken Gegenwind. Und der war so heftig, dass sie während der Sendung sogar überlegt habe, aufzustehen und zu gehen, so Guérot.

Am 22. Juni 2022 war Guérot zu Gast bei Lanz.

Anfeindungen für Essay

Auch nach der Sendung ist es um Guérot übrigens alles andere als ruhig geworden. Im folgenden Oktober publizierte sie einen Essay, in dem sie fantasiert, der brutale Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine sei eigentlich von den USA von langer Hand vorbereitet gewesen. Im Nachfeld habe sie die öffentlichen Anfeindungen kaum ausgehalten. Sie hätte unter Schwindel und Apathie gelitten, hätte sich letztlich sogar krankschreiben lassen. Jetzt sei sie aber bereit, darüber zu sprechen, wie mit ihr umgegangen worden sei und was das mit ihr gemacht habe, erzählt sie in dem einstündigen Gespräch bei "Führich Talks".

Von Uni geflogen

Die Universität Bonn, an der Guérot eine Professur hatte, distanzierte sich bereits nach dem Auftritt bei Lanz öffentlich von ihren Äußerungen - ohne sie beim Namen zu nennen. Bekräftigt wurde stattdessen die Solidarität mit den angegriffenen Menschen in der Ukraine. Gerade als es ihr wieder besser ging, sei Guérot von der Uni Bonn dann wegen Plagiatsvorwürfen, ohne Vorwarnung oder Gespräche vor die Tür gesetzt worden. Seitenweise soll sie sich in einem 2016 erschienenen (nicht wissenschaftlichen) Buch an fremden Texten bedient haben, so die Vorwürfe. Guérot selbst weist das zurück. Im Oktober 2023 soll der Fall ein juristisches Nachspiel haben.

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