Barbara Meier: "Ein Kind verändert den Blick auf die Welt"
weekend: Vor zwei Jahren kam deine Tochter Marie-Therese zur Welt, nun wirst du zum zweiten Mal Mama: lassen sich Kind und Karriere gut vereinbaren?
Barbara Meier: Ja, weil ich selbstständig bin und deshalb selbst entscheiden kann, welche Jobs ich annehme. Außerdem habe ich durch meinen Mann und meine Familie viel Unterstützung. Meine Eltern kommen oft nach Wien und passen auf die Kleine auf. Es ist nicht alles immer super einfach, jeder Tag ist individuell. Mit zwei Kindern werden sich die Karten aber neu mischen (lacht).
weekend: Wie sehr hat das Muttersein dein Leben verändert?
Barbara Meier: Es war kein kompletter Einschnitt in mein Leben, weil ich ja nach wie vor arbeiten kann. Aber ein Kind verändert den Blick auf die ganze Welt. Wenn ich jetzt mit meiner Tochter durch den Wald spaziere, fallen mir Grashüpfer, Schmetterlinge oder buntes Lauf auf. Das war früher nicht so. Andererseits bekommen gewisse Themen noch mehr Schwere.
weekend: Zum Beispiel?
Barbara Meier: Ich bin Unicef-Ehrenbeauftragte in Österreich und Kinder-Schicksale haben mich schon immer stark berührt. Set ich jedoch Mutter bin, kann ich solche Geschichten auf eine neue Art und Weise nachempfinden. Als Mama ist man ständig in Sorge um das eigene Kind, achtet darauf, dass es immer genug isst und trinkt. Und dann gibt es Mütter, die ihre Kinder nicht einmal ernähren können.
weekend: Neben deinem Einsatz für Kinderrechte machst du dich auch für die Themen Ernährung und Bewegung stark: Welche Vorbildfunktion hast du auf Frauen und Mädchen?
Barbara Meier: Im Modelbereich gibt es gewisse Normen und die führen oft zu einem ungesunden Lebensstil. Ich finde es sehr wichtig, dass man auf den Körper aufpasst und eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung gehören dazu. Aber es geht nicht darum, wie ein Körper aussieht, sondern wie gesund er ist. Unsere Körper sind etwas Faszinierendes und derzeit vollbringt meiner sowieso die größte Leistung.
weekend: Siehst du die Modewelt also auch kritisch?
Barbara Meier: Ich weiß nicht, ob man primär der Modewelt die Schuld geben sollte. Wir Konsumenten müssen uns bewusst machen, dass es eine hart umkämpfte Branche ist und dass der Beruf des Models das eben mit sich bringt. Skispringer oder Formel-1-Fahrer müssen auch schlank sein. Das heißt jedoch nicht, dass man diesen Idealen nacheifern muss.
Es geht nicht darum, wie ein Körper aussieht, sondern wie gesund er ist.
weekend: Kommen wir zu einem erfreulichen Thema: Fair Fashion liegt dir sehr am Herzen. Was möchtest du in dieser Diskussion beitragen?
Barbara Meier: Ich war sehr viele Jahre in der Modeindustrie tätig und mir waren viele Dinge nicht bewusst. Ich wusste zum Beispiel lange nicht, dass die Textilindustrie die zweit umweltschädlichste der Welt ist. Außerdem passieren auch viele Verstöße gegen die Menschenrechte. Es ist schwer, die komplette Modeindustrie zu verändern. Aber, wenn man sich mit den Beteiligten an einen Tisch setzt und darüber redet, wie sie die Nachhaltigkeit ihrer Unternehmen von zehn auf beispielsweise zwanzig Prozent steigern können, ist das zumindest ein Anfang. Es passiert viel. Aber man muss eben dranbleiben.
weekend: Was kann jeder in seinem Alltag tun?
Barbara Meier: Das Wichtigste ist, dass man Mode wieder als Wertprodukt sieht. Es ist leider ein Wegwerfprodukt geworden. Wir müssen einfach wieder ein anderes Verständnis für Kleidung bekommen.
weekend: Und welche Tipps hast du beim Kleidungskauf?
Barbara Meier: Keinen Trends hinterherzujagen, sondern nur Kleidung zu kaufen, die zum eigenen Stil passt. Second Hand ist natürlich immer eine gute Idee, man kann Klamotten aber auch toll mit Freunden tauschen. Und wenn man etwas Neues kauft, dann zu nachhaltigen Alternativen greifen.
weekend: Gemeinsam mit Lidl hast du vor kurzem deine zweite nachhaltige Mutter-Kind-Kollektion gelauncht. Immer wieder eine Herausforderung?
Barbara Meier: Natürlich, der Produktionsprozess ist bei Fair Fashion weitaus aufwendiger. Aber die Herausforderung macht mehr Spaß, als den leichten Weg zu gehen.