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Taylor Swift
Groß, schlank, blond – mit diesen Voraussetzungen ist Erfolg im Showbiz vorprogrammiert, oder? Ganz so leicht ist es nicht, wie Taylor weiß.
Groß, schlank, blond – mit diesen Voraussetzungen ist Erfolg im Showbiz vorprogrammiert, oder? Ganz so leicht ist es nicht, wie Taylor weiß.
Greg Allen / PA / picturedesk.com

America's Sweetheart: Taylor Swift im Portrait

02.03.2022 um 14:28, Teresa Frank
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Wer sich dauerhaft in der Musikbranche etablieren will, braucht neben Talent vor allem eines – eine dicke Haut. Davon kann Taylor Swift ein Lied singen.

Sie schreibt ihre Songs nicht selbst. Sie datet zu viele Typen. Sie ist nicht authentisch. Vorwürfe wie diese musste sich Taylor Swift im Laufe ihrer Karriere nicht gerade selten gefallen lassen. Man sollte meinen, dass einem als junge, hübsche und talentierte Künstlerin die Welt zu Füßen liegen würde. Doch auch hier zeichnet die Entertainment-Industrie ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht. 

Aller Anfang

Inspiriert von ihrer Großmutter, die Opernsängerin ist, verliebt sich Taylor schon früh in die Musik. Sie interessiert sich für Country, hört leidenschaftlich gern Dolly Parton und die Dixie Chicks und greift auch selbst bald zum Stift, um Songs zu schreiben. Ihre Eltern stehen hinter ihrer Tochter. So zieht die ganze Familie bald nach Nashville, um Taylors Träume zu verwirklichen. Hier soll sie sich einen Namen als Sängerin machen. Und das gelingt der jungen Musikerin mit der blonden lockigen Mähne auch prompt. Sie wird als jüngste Songwriterin aller Zeiten bei SONY eingestellt und durch einen Plattenvertrag bei „Big Machine Records“ bringt sie ihre Hits auch schnell auf die große Bühne.

Aufgehender Stern

Die Country-Szene erobert Taylor im Sturm. 2008 bleibt ihr Album „Fearless“ ganze elf Wochen lang an der Spitze der Charts – so lang wie kein anderes. Im Jahr 2009 ist es außerdem das meistverkaufte Album in den USA. Bei den Grammys 2010 sahnt sie vier Auszeichnungen ab. Auch das darauffolgende Album „Speak Now“ verkauft sich in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung mehr als eine Million Mal. 2014 bringt Taylor mit „1989“ ihr erstes offizielles Pop-Album auf den Markt. Songs wie „Shake It Off“ oder „Blank Space“ werden zu internationalen Hits. Mittlerweile ist die junge Sängerin nicht mehr aus der Musikbranche wegzudenken und sorgt regelmäßig für Ohrwürmer.

Lovers & Haters

Neben den vielen lobenden Stimmen, die Taylor als Ausnahmekünstlerin feiern und ihr musikalisches Talent hervorheben, gibt es auch einige, die ihr den Erfolg nicht gönnen. Das wohl prominenteste Beispiel dafür ist Rapper Kanye West, der Taylor während der Verleihung der MTV Video Awards 2009 vor einem Live-Publikum bloßstellt. Seiner Meinung nach hätte Beyoncé den Titel „Best Female Video“ nämlich mehr verdient als Taylor. Dass Letztere seither nicht gerade gut auf den Musiker zu sprechen ist, ist wohl selbsterklärend. Auch gegen andere Künstlerinnen, wie Katy Perry, scheint Taylor „Fehden“ zu führen – das wird ihr zumindest von der Presse nachgesagt.

Die positive Lehre, die ich aus dieser Zeit gezogen habe: Man kann den Leuten nicht vermitteln, wie dein Leben wirklich aussieht.

- Taylor Swift über ihren Umgang mit Kritik

Die „Männerfresserin“

Auch ihr Liebesleben bietet der Klatschpresse immer wieder Kanonenfutter. Beziehungen zu bekannten Persönlichkeiten wie Joe Jonas, Jake Gyllenhaal, Harry Styles oder Calvin Harris werden in der Öffentlichkeit breitgetreten. Schnell bekommt sie den Ruf, in ihren Songtexten nur über ihre Verflossenen zu ­schreiben und ihr Liebesleben zugunsten ihrer Musik auszuschlachten. „Ich denke, das ist ehrlich gesagt ein sehr sexistischer Blickwinkel“, betont Taylor. Mehrere männliche Künstler wie Ed Sheeran und Bruno Mars würden auch „Lieder über ihre Exen, ihre aktuellen Freundinnen, ihr Liebesleben schreiben, und niemand hisst dort eine rote Fahne.“

Endlosschleife

Für Taylors Musik ist Authentizität ein wichtiger Faktor. In ihren Songs liegt ihr ganzes Herzblut. Viele persönliche Erfahrungen werden darin verarbeitet. Dazu gehört nun mal auch ihr Liebesleben. „Als ich 18 war, hieß es: ‚Nun ja, aber sie schreibt diese Songs ja nicht selbst.‘ Also reagierte ich darauf, indem ich mein drittes Album alleine schrieb. Als ich 22 wurde, war ich auf einmal diese Beziehungshexe, die von Männern gar nicht genug kriegen konnte. Also ging ich zwei Jahre lang mit keinem Mann mehr aus. Und dann hieß es 2016, dass eigentlich alles, was ich anpacke, komplett krank und verkorkst sei“, berichtet die heute 32-Jährige in einem Interview mit dem „Rolling Stone“-Magazin. „Für eine Weile hatte ich wirklich den Eindruck, als käme ich aus dieser destruktiven Endlosschleife überhaupt nicht mehr raus“, erzählt sie. Auch wenn sie der Hass der Öffentlichkeit sehr verletzt habe, hätten die guten Dinge und vor allem der Rückhalt durch Familie und Freunde am Ende die Oberhand behalten. „Die positive Lehre, die ich aus dieser Zeit gezogen habe: Man kann den Leuten nicht vermitteln, wie dein Leben wirklich aussieht“, resümiert sie.

In der Vergangenheit habe ich mich geweigert, meine politischen Ansichten öffentlich zu äußern, aber aufgrund mehrerer Ereignisse in meinem Leben und in der Welt in den letzten zwei Jahren empfinde ich das jetzt ganz anders.

- Taylor Swift über politische Stellungnahmen 

Kämpfernatur

Mit der Zeit hat das „brave Country-Girl von nebenan“ nämlich gelernt, sich nicht immer alles gefallen zu lassen und für sich selbst einzustehen – besonders wenn es um ihre Musik geht. Dafür legt sie sich auch mit den ganz Großen an. 2014 nimmt sie ihre Musik vom Audio-Streaming-Dienst Spotify. „Ich möchte mit meinem Lebenswerk nicht zu einem Experiment beitragen, das nach meinem Gefühl Autoren, Produzenten und Künstler nicht fair entschädigt“, sagt sie damals. Zweieinhalb Jahre dauert ihr Boykott. 2015 veranlasst sie Apple, Künstler, die auf Apple Music vertreten sind, besser zu bezahlen. Um die kommerzielle Kontrolle über ihre Songs zurückzubekommen, veröffentlicht sie 2021 außerdem eine Neueinspielung von „Fearless“. Die Plattenfirma, die ihre Songs produziert hatte, wird nämlich im Jahr 2019 verkauft – und damit die Rechte an ihrer Musik gleich mit. Das will sich die Künstlerin nicht gefallen lassen.

Politischer Einsatz

Auch für ihre politische Meinung steht Taylor ein. Mit ihrer Unterstützung zweier demokratischer Kandidaten, die bei den Midterm-Wahlen 2018 für LGBTQ-Rechte und gegen Rassismus kämpfen, wagt sie einen mutigen Schritt. Denn für Country-Sänger, die zum Großteil von einer konservativen Fanbase gehört werden, ist das eigentlich ein No-Go. Doch Taylor will nicht länger schweigen und politische Ungerechtigkeiten hinnehmen. Wie in der Netflix-Dokumentation „Miss Americana“ gezeigt wird, diskutierten sie und ihr Team lange über diesen Schritt. „In der Vergangenheit habe ich mich geweigert, meine politischen Ansichten öffentlich zu äußern, aber aufgrund mehrerer Ereignisse in meinem Leben und in der Welt in den letzten zwei Jahren empfinde ich das jetzt ganz anders“, betont sie.

In ihren neuesten Studioalben „Folklore“ und „Evermore“ setzt Taylor auf einen mystischen Musikstil mit Indie-Klängen.

Erfolg spricht für sich

Heute ist Taylor Swift eine selbstbewusste und starke Künstlerin, die weiß, was sie will und sich von anderen nicht unterkriegen lässt. Wer einen Blick auf ihre Erfolge wirft, versteht, dass sie über ihre Kritiker eigentlich nur lachen kann. Mit mehr als 330 Auszeichnungen, darunter zahlreichen Grammys, Emmys und Billboard Music Awards, überholt sie sogar Pop-Ikone Whitney Houston. Und auch privat läuft es für die 32-Jährige gut: Mit dem britischen Schauspieler Joe Alwyn ist sie seit 2016 zusammen. Gerüchte um eine Verlobung werden in letzter Zeit immer wieder laut. Ansonsten hält sie die Beziehung privat.

Klare Botschaft

Ihre Musik nutzt Taylor nach wie vor, um persönliche Erlebnisse zu verarbeiten und Botschaften zu senden – gerne auch an ihre Hater. Auf die Frage, warum sie diese immer wieder gezielt anspricht, antwortet sie ganz cool: „Wenn sie aufhören, mich anzugreifen, werde ich auch aufhören, über sie zu singen.“

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