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Epidemiologe Gerald Gartlehner im ZIB2-Studio
Epidemiologe Gerald Gartlehner nimmt die Corona-Politik der Bundesregierung auseinander.
Epidemiologe Gerald Gartlehner nimmt die Corona-Politik der Bundesregierung auseinander.
ORF / ZIB2 / tvthek.orf.at

ZIB2: Experte zerlegt Corona-Politik

05.04.2023 um 14:09, Patrick Deutsch
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Epidemiologe Gartlehner kritisiert die Corona-Maßnahmen scharf. Österreich sei schlecht auf die Pandemie vorbereitet gewesen - trotz mehrfacher Warnungen.

Im ZIB2-Interview bei Armin Wolf bestätigt der Epidemiologe Gerald Gartlehner die Rechnungshof-Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung.

Schlecht vorbereitet

Österreich sei, trotz zahlreicher Warnungen, "sehr schlecht" auf die Pandemie vorbereitet gewesen. Die Grundlage des Epidemiegesetzes stamme noch aus Zeiten der Monarchie. Hinzu kommt, dass der Epidemieplan hauptsächlich auf eine Grippewelle ausgelegt war. Bei einer Evaluierung des Plans im Jahr 2012 wusste man bereits von der Gefahr einer Pandemie, passiert sei aber "eigentlich nichts". Die Ausrede, dass auch die anderen Länder nicht gut vorbereitet waren, lässt Gartlehner nicht gelten. "Es war für alle eine völlig neue Situation, aber manche waren schon etwas besser vorbereitet als Österreich", so der Epidemiologe.

Geldverschwendungen

Ein großes Problem sei gewesen, dass Entscheidungen getroffen wurden, von denen man wusste, dass sie "epidemiologisch falsch" waren. Als Beispiel erinnerte Gartlehner an die Massentests zu Weihnachten 2020. Diese waren eine politische Entscheidung und hätten "sehr viel Geld" gekostet, das anderswo besser investiert gewesen wäre. Konkret nannte er das Durchführen von Studien.

Testangebot war Bürgerservice

Angesprochen darauf, dass nahezu nirgends so viel getestet wurde wie in Österreich, erklärte der Epidemiologe, dass es zwar "ein guter Ansatz" war, aber sich das Angebot zu einem "freundlichen Bürgerservice" entwickelt hätte. Die fehlende Strategie hinter diesem niederschwelligen Angebot nannte Gartlehner einen "epidemiologischen Schönheitsfehler". Den Lockdown während der Delta-Variante hätte man sich sparen können, wenn man eine höhere Durchimpfungsrate und eine schnellere Reaktion der Politik gehabt hätte.

Epidemiologe Gerald Gartlehner bei einer Pressekonferenz
Epidemiologe Gerald Gartlehner kritisiert die Corona-Maßnahmen der Regierung scharf.

Appeasement der Geimpften

Die wohl umstrittensten Maßnahmen der Bundesregierung, den Lockdown für Ungeimpfte und die Impfpflicht, sieht Gartlehner in der Rückschau ebenfalls kritisch. Der Lockdown für Ungeimpfte sei eine rein politische Entscheidung gewesen. Man hätte die geimpfte Bevölkerung auf "irgendeine Art und Weise" befriedigen wollen.

Impfpflicht war Fehler

Die Impfpflicht, für die sich zu Beginn auch Gartlehner ausgesprochen hatte, bezeichnete er als Fehler. Man hätte vorhersehen müssen, dass man damit niemanden mehr überzeugen kann und nur einen "Bruch in der Gesellschaft" verursacht. Mit der Omikron-Variante wäre die Impfpflicht dann ohnehin obsolet gewesen.

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