Wie hoch ist meine Pension?
1. Warum sind Pensionen gerade jetzt so ein heißes Thema?
Österreich erlebt die schlimmste Teuerungswelle seit Jahrzehnten. Benzin, Lebensmittel, Energie – viele Preise explodieren. SPÖ-Seniorenvertreter Peter Kostelka packt daher den Hammer aus: Er fordert zehn Prozent mehr für alle Pensionisten. Auch die anderen Parteien fordern üppige Erhöhungen. Nur die NEOS kritisieren die "Koste es, was es wolle"-Politik. Verhandelt wird seit gestern im Sozialministerium.
2. Wie hoch wird meine Pensionserhöhung für 2023 sein?
Mindestens 5,8 Prozent. Die jährliche Pensionsanpassung ist gesetzlich geregelt und folgt dem Index. Berechnungsgrundlage sind die letzten zwölf Monate von August bis Juli. Die Pensionserhöhungen liegen traditionell jedoch immer über dem gesetzlichen Wert. Man wird sich wahrscheinlich auf rund sieben Prozent Erhöhung einigen. Bei einer Pension von 1500 Euro wären das ab 1. Januar um rund 100 Euro mehr.
3. Wenn Pensionen automatisch erhöht werden, warum wird dann verhandelt?
Gute Frage, denn es widerspricht eigentlich dem Versicherungsprinzip. Unser Pensionssystem funktioniert nach dem Umlageverfahren. Die Aktiven zahlen mit ihren Beiträgen (22,8 % vom Bruttolohn) die Bezüge der Rentner. Dieses sensible Gefüge muss ausgewogen bleiben und darf spätere Generationen nicht um ihren Wohlstand bringen. Politik denkt aber nicht nachhaltig, sondern nur bis zu den nächsten Wahlen. Daher bringt man zusätzlich "soziale Staffelungen" ins Spiel, bei denen niedrigere Pensionen stärker erhöht werden als höhere. 2,5 Millionen österreichische Pensionisten danken es. Sie werden zahlenmäßig immer mehr und sind wahlentscheidend.
4. Was kostet die Pensionserhöhung dem Steuerzahler?
Für ein Prozent Pensionserhöhung muss der Staat rund 600 Millionen Euro zuschießen. Dieses Geld muss am Kapitalmarkt aufgenommen werden und belastet das Budget für Jahre. Die gesetzliche Pensionsanpassung von 5,8 Prozent würde dem Steuerzahler laut Agenda Austria 3,4 Milliarden Euro kosten, 10 Prozent Pensionserhöhung würden 5,9 Milliarden verschlingen.
5. Sind die Pensionen sicher?
"Im Prinzip ja", würde Radio Eriwan antworten. Der fiktive Radiosender war Grundlage zahlreicher Witze in der ehemaligen Sowjetunion. "Bei uns sagt man, die Pensionen sind sicher. Das stimmt schon, wenn's das Budget zahlt. Nur ist dann das Budget nicht sicher", sagt der ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch. Ein Viertel der Steuereinnahmen fließt aktuell in die Pensionssicherung. Und die Pensionslücke wird immer größer. Die geburtenstarke Babyboomer-Generation verabschiedet sich die nächsten Jahre vom Arbeitsleben und die Jahrgänge ab 1970 sind deutlich geburtenschwächer. Zudem ist der Trend in die Frühpension ungebrochen. Experten warnen, dass das System auf Dauer nicht zu finanzieren ist. Für die Schieflage der öffentlichen Haushalte zahlen die Jungen irgendwann die Zeche. Das System braucht eine Reparatur. Aber die scheut die Politik wie der Teufel das Weihwasser. Die letzte Pensionsreform liegt 20 Jahre zurück. Die schwarz-blaue Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel wurde aus diesem Grund abgewählt.
6. Wie kann das Pensionssystem für die nächsten Generationen fit gemacht werden?
Der stärkste Hebel ist, länger zu arbeiten. Obwohl das effektive Antrittsalter in den letzten Jahren leicht gestiegen ist, gehen Österreicher immer noch zu bald in Rente. Während in Schweden fast 80 Prozent der Bürger im Alter von 55 bis 64 Jahren aktiv im Berufsleben stehen, sind es in Österreich nur 55 Prozent. Um das System urenkelfit zu machen, schlagen Experten eine Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung und einen smarten Ausbau von Vorsorgemodellen vor. Das schwedische Modell gilt vielen als Vorbild, weil es bereits in der ersten Säule einen Kapitaldeckungsanteil vorgesehen hat. Die Prämienrente, die durch Anlagen in Aktienfonds finanziert wird, ist in Schweden für alle verpflichtend. Und es funktioniert.
7. Wie hoch ist meine Pension?
Bei vielen Selbstständigen oder Arbeitnehmern sitzt der Schock tief, wenn das erste Behördenschreiben mit den voraussichtlichen Altersbezügen ins Haus flattert. Im Österreich-Schnitt beträgt die Alterspension bei Männern 2.103 Euro und bei Frauen 1.239 Euro. Frauen bekommen also durchschnittlich 41 Prozent weniger Pension als Männer. Gründe sind Teilzeitarbeit und die eigene Familie. Pensionshöhe und Pensionsantrittsalter lassen sich auch online berechnen. Die Homepage der Pensionsversicherung bietet jederzeit Zugriff auf das eigene Pensionskonto. Der Login funktioniert über die Handy-Signatur. Freuen dürfen sich Arbeitnehmer mit einer Betriebspension. Diese ergänzende und freiwillige Leistung zur gesetzlichen Pension bieten zur Zeit nur wenige Firmen an. 128.000 Menschen beziehen in Österreich aktuell eine Betriebspension. Deren durchschnittliche Höhe der liegt bei monatlichen 445 Euro. Die "dritte Säule", die private Vorsorge, ist heute wichtige denn je - und man kann nicht früh genug damit beginnen.