Servus TV schürt weiter Impf-Ängste
Ferdinand Wegscheider, Intendant des Privatsenders Servus TV, ist ein überzeugter Pharmaindustriekritiker. Schon während seiner Zeit als Chef des privaten Regionalsenders „Salzburg TV“ Mitte der 1990er-Jahre fühlte er sich bemüßigt, vor der FSME-Impfung zu warnen. Diese könne zu schweren Impfschäden führen, sei nicht notwendig und wäre im Grunde nur der „Profitgier“ der Pharmafirmen geschuldet.
„Im Stich gelassen“
In zwei Reportagen, die vor kurzem in Deutschland und Österreich gesendet wurden und in der Mediathek des Senders abrufbar sind, kommt dasselbe impfkritische Schema zur Anwendung. Das Team machte sich darin auf die Suche nach Menschen, die nach der Covid19-Schutzimpfung unter schweren und langwierigen Nebenwirkungen gelitten haben oder noch immer leiden.
Tragische Fälle
Da ist etwa ein junger Mann, der kurz nach der Impfung eine langwierige, halbseitige Gesichtslähmung erlitt. Dann ein angehender Sportstudent, bei dem Tage nach der Moderna-Impfung eine Herzmuskel-Entzündung festgestellt wird. Eine Pflegerin, die seit der Erstimpfung an permanenter Erschöpfung leidet und nicht mehr arbeiten kann. Eine Frau, deren älterer Mann bei bester Gesundheit war und nach der Impfung plötzlich verstarb.
Herzmuskelentzündungen
Die geschilderten Fälle machen betroffen und gehen unter die Haut. Auch die Expertenmeinung des pensionierten Gerichtsmediziners Johann Missliwetz in der Doku ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Missliwetz behauptet, es gäbe aktuell eine starke Zunahme von letalen Herzmuskelentzündungen bei jungen Menschen – als unmittelbare Folge von Covid-Impfungen. So weit, so schlimm, so nachvollziehbar. Auch wenn es nur einen einzigen schweren Impfschaden auf eine Million Geimpfter gäbe, wäre es legitim, über das Schicksal dieser Person zu berichten. Es ist auch legitim, einen Mediziner zu Wort kommen zu lassen, dessen Meinung vom Mainstream seiner Kollegen abweicht.
„Dunkelziffer dürfte höher sein“
Tendenziös wird die Reportage aber dann, wenn sie suggeriert, dass es eine massive Zunahme dieser tragischen Fälle gäbe und dass sie unter den Teppich gekehrt würden. „Bisher gibt es hunderte Beschwerden von ‚Impfgeschädigten‘, die über physische und psychische Nebenwirkungen nach ihrer Covid-Impfung klagen,“ sagt die Stimme aus dem Off und legt, untermalt mit dramatisch-düsterer Musik, noch nach: „die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein und es wird darüber ein Mantel des Schweigens gebreitet.“
2021 gab es 367 Schadenersatzanträge
Stimmt das? Bemühen wir mal die Daten des Gesundheitsministeriums. 2021 gab es 367 Anträge auf Schadenersatz in Zusammenhang mit Impfungen, in der Mehrheit handelte es sich um Covid-Impfungen. Unter den beklagten Fällen finden sich beeinträchtigende, aber letztlich folgenlose Auswirkungen, aber auch Gefährliches wie Sinusvenenthrombosen oder Herzmuskelentzündungen.
Nur 10 bis 15 Prozent werden anerkannt
367 Anträge sind kein Kinkerlitzchen. Die Zahl wird aber dadurch relativiert, dass erfahrungsgemäß nur etwa 10 bis 15 Prozent dieser Schadenersatzforderungen nach eingehender medizinischer Prüfung im Sinne des Antragstellers entschieden werden. Das ergäbe rund 40 Fälle von anerkannten schweren Impfschäden durch ein Covid-Vakzin im vergangenen Jahr.
Schäden bei 0,00023 % der Impfungen
Auf wieviel Impfungen? Seit Beginn der Covid-Impfungen in Österreich, das heißt hauptsächlich im Jahr 2021, wurden bis inklusive Jänner 2022 gezählt 17.568.465 Impfdosen verabreicht. Über 17,5 Millionen Dosen! Das macht bei dieser Rechnung einen gravierenden Impfschaden pro 437.500 Impfungen. Oder so ausgedrückt: Nur 0,00023 Prozent der Impfungen führen zu einem gesundheitlichen Schaden. Das erwähnt die Reportage von Servus TV natürlich nicht …