Sergej Lawrow, des Teufels Diplomat
Eigeninitiative oder Kreativität sind nicht unbedingt Eigenschaften, die für eine Diplomatenkarriere nützlich sind. Fremdsprachenkenntnisse und gute Tischmanieren sind da schon wichtiger. Die Hauptvoraussetzung ist allerdings die absolute Loyalität gegenüber dem Land, das man vertritt. Sergei Wiktorowitsch Lawrow, geboren 1950 in Moskau, ist ein typischer Diener seines Landes und seines Regierungschefs. Seit er 2004 Außenminister unter Staatsprädient Putin wurde, passt zwischen ihm und seinem obersten Dienstherrn kein Blatt. Lawrow ist der Mann, der Putins Vorstellung von der Rolle Russlands in der Welt im Ausland verkauft.
Der Sowjetdiplomat
Lawrow ist zwei Jahre älter als Putin, hat womöglich armenische Wurzeln und begann seine Karriere zu Sowjetzeiten. Nach der Ausbildung an der Moskauer Diplomatenakademie wurde er 1972 an die sowjetische Botschaft in Sri Lanka geschickt, das damals gerade eine sozialistische Republik geworden war.
Feiner Zwirn und edler Whisky
1981 versetzte man Lawrow zur ständigen Vertretung der UDSSR bei der UNO in New York. Eine hohe Auszeichnung, denn nur die linientreuesten Genossen wurden als Residenten in den kapitalistischen Westen geschickt. Damals dürfte er auch großen Gefallen am westlichen Lebensstil gefunden haben. Italienische Anzüge, edler Whisky und Jagdausflüge gehören bis heute zu seinen Attributen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion diente Lawrow unter Staatspräsident Jelzin kurz als Außenminister-Stellvertreter, bevor er nach New York zurückkehrte und Botschafter der Russischen Föderation in der UNO und Vertreter Russlands im UN-Sicherheitsrat wurde.
„Seine Moral ist der Staat“
John Negroponte, damals sein US-amerikanischer Gegenspieler im Sicherheitsrat, sagte über Lawrow, dieser habe zwei Ziele verfolgt, „das Veto zur größeren Ehre Russlands einzulegen und die Amerikaner bei jeder Gelegenheit herunterzumachen.“ An dieser Grundeinstellung habe sich bis heute nichts geändert, sagt Negroponte, der ihm ein individuelles Wertempfinden schlechterdings abspricht. „Seine Moral ist der russische Staat.“
Er kann auch fluchen
Im Lauf der Zeit wurde Lawrow immer ruppiger, wie auch Russlands Außenpolitik immer aggressiver wurde. Angeblich soll er während des russisch-georgischen Krieges 2008 den britischen Außenminister David Milliband mit den Worten „Who are you to f…..g lecture me?“ (Wer zum Teufel sind Sie, um mich zu belehren?) angeherrscht haben.
Vermögen eingefroren
Zuletzt verlor Lawrow die Contenance, als bekannt wurde, dass die USA als Reaktion auf die Invasion der Ukraine ankündigten, private Vermögenswerte russischer Staatsangehöriger einfrieren – darunter auch seine eigenen. Das sei „Diebstahl“ schimpfte Lawrow gegenüber dem Sender Al Jazeera. Und: „Sie spucken auf alle ihre Prinzipien, die sie auf der internationalen Bühne verankert haben“. Über die Höhe von Sergej Lawrows Vermögen ist nichts bekannt. Es ist weiters auch umstritten, ob Lawrow zum innersten Kreis von Putins Vertrauten gehört. Genau das könnte ihn aber für die Rolle als dessen Nachfolger prädestinieren, falls es einmal zu einer Palastrevolution im Kreml kommen sollte.