Schuss nach hinten: Shitstorm für Grüne nach Schilling-PK
Eine (erneute) Pressekonferenz der Grünen zur Verteidigung ihrer Spitzenkandidatin ist ordentlich nach hinten losgegangen. Statt Lena Schilling reinzuwaschen, muss sich die Partei nun neue Vorwürfe gefallen lassen.
Es ist ein bekanntes Narrativ, hinter dem sich EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling und Generalsekretärin Olga Voglauer verschanzen: Die Vorwürfe gegen Schilling seien nicht nur haltlos, es handle sich um gezielte Hetze. Diesmal meint man auch, den Urheber der vermeintlichen Kampagne ausfindig gemacht zu haben. Namentlich nennt die Generalsekretärin in ihrem Rundumschlag nicht nur das Ehepaar Bohrn Mena, das in den Verleumdungsvorwürfen rund um Schillingen vergangenen Wochen eine zentrale Rolle gespielt hat.
Voglauer ortet SPÖ-Beteiligung
Die Drahtzieher ortet Voglauer nicht nur in deren Umfeld, sondern explizit in den Reihen der SPÖ. Es gebe "Gruppierungen, Mitbewerber und Menschen", die ein persönliches Interesse daran hätten, dass Schilling nicht erfolgreich sein dürfe. Die Gerüchte kämen stets von denselben paar Personen, "mitten im Kreise der SPÖ" und "mitten im Kreise der KPÖ", so die Grünen-Politikerin. Und nennt dabei auch namentlich Andreas Schieder. Immerhin würde die SPÖ am stärksten profitieren.
"Silberstein-Methoden"
Damit aber nicht genug holt Voglauer in der Verteidigung ihrer Spitzenkandidatin weiter gegen die Sozialdemokraten aus. Was mit Schilling passiere, seien "Silberstein"-Methoden, poltert sie auf der Pressekonferenz. Zur Erinnerung: 2017 geriet der damalige Walhkampfberater der SPÖ, Tal Silberstein, wegen seiner Wahlkampfmethoden in die Schlagzeilen. Unter anderem mit Fake-Facebook-Seiten wurde eine gezielte Negativkampagne gegen Sebastian Kurz geführt. Nachdem die Methoden öffentlich bekannt wurden, beendete die SPÖ die Zusammenarbeit mit dem Strategen. Seither wird der Name "Silberstein" in Österreich als Synonym für Dirty Campaigning, sprich Negativkampagnen, Verleumdung von politischen Gegnern und Verbreitung von Fake News oder irreführenden Informationen, verwendet.
Die Begrifflichkeit wird von Beobachtern als überaus problematisch eingestuft. Die Personalisierung und Verwendung eines jüdischen Namen würde nicht nur mit antisemitischen Ressentiments spielen, sondern diese auch noch verstärken, so die Sorge von Experten.
Damit hat Voglauer selbst oder gerade auch bei Grün-Sympathisanten eine Grenze überschritten. "Silberstein-Methode" sei eindeutig als antisemitischer Code zu lesen, so der einhellige Tenor auf Social Media. Entsprechende Kritik dazu kommt auch aus den eigenen Reihen. "Es wirkt wie ein hilfloses Herumgestrampel in der Kommunikation, das sofort beendet gehört. Und das sage ich als Ex-Grüne, die vor fast drei Jahren ausgetreten ist", twittert etwa Wiens Ex-Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein.
@OVoglauer ist eine überzeugte Antifaschisten und weiß, dass hier ein antisemitischer Code mitschwingt. Es wirkt wie ein hilfloses Herumgestrampel in der Kommunikation, das sofort beendet gehört. Und das sage ich als Ex-Grüne, die vor fast 3 Jahren ausgetreten ist.— Birgit Hebein (@BirgitHebein) May 22, 2024
Voglauer rudert zurück
Mittlerweile ist man bei den Grünen sichtlich um die Schadensbegrenzung der Schadensbegrenzung bemüht. "Ich habe in unserer heutigen Pressekonferenz in den Raum gestellt, dass SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder etwas mit den Veröffentlichungen zu Lena Schilling zu tun hat. Mir ist damit ein Fehler passiert, der mir nicht passieren hätte dürfen", gibt Voglauer dem politischen Druck nach. "Ich habe keinen Grund an der Redlichkeit von Andreas Schieder zu zweifeln und darum habe ich mich auch persönlich bei ihm entschuldigt." Weiters bedaure sie, von "Silberstein-Methodne" gesprochen zu haben. Auch dafür bitte sie um Entschuldigung.
Hätte das Ganze nicht ein dermaßen dilettantisches Ausmaß angenommen, fast wäre man versucht, den Akteuren Absicht zu unterstellen – Stichwort SNU ("strategisch notwendiger Unsinn").
Weiters bedauere ich, dass ich in diesem Zusammenhang von "Silberstein Methoden" gesprochen habe. Ich hätte mir der Konnotation bewusst sein müssen. Auch für diesen Fehler bitte ich um Entschuldigung.— Olga Voglauer (@OVoglauer) May 22, 2024