Pilnacek-Obduktion: Mediziner sieht Widersprüche
Das Landeskriminalamt Niederösterreich hat den Tod von Christian Pilnacek als eindeutigen Suizid eingestuft. Doch die Details des Obduktionsberichts und Aussagen von Experten werfen Zweifel auf. Ein Bericht des ehemaligen Grünen Peter Pilz auf seiner Rechercheplattform ZackZack.at wirft Fragen auf.
Fundort der Leiche
Die Leiche von Christian Pilnacek ist am Morgen des 20. Oktober 2023 in einem Nebenarm der Donau bei Rossatz gefunden worden. Die herbeigerufene Haus- und Notärztin hat eine Obduktion gefordert, da sie die Todesursache nicht feststellen konnte. Laut Akten ist sie dabei auf Widerstand gestoßen. Eine Polizistin habe der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, die Ärztin wolle die Obduktion nur aufgrund von Pilnaceks Bekanntheit – eine Aussage, die laut Akten so nie gefallen ist.
Verletzungsmuster wirft Fragen auf
Die Obduktion hat rund zwanzig Verletzungen dokumentiert: Blutergüsse und Abschürfungen an Armen, Beinen, Händen und der Hüfte, ein großflächiges Hämatom am Oberschenkel sowie eine Rissquetschwunde im Gesicht. Laut Ermittlern sollen diese Verletzungen durch einen Sturz entstanden sein, als Pilnacek eine Böschung hinabging. Doch Experten halten dies für unwahrscheinlich.
Widersprüche im Obduktionsbericht
Der Mediziner Wolfgang Schaden hat den Obduktionsbericht analysiert und widerspricht der offiziellen Suizid-Version. Einige Verletzungen könnten nicht durch einen einzigen Sturz entstanden sein. Besonders die Einblutungen in die schulternahe Rückenmuskulatur seien auffällig, da ein Sturz auf den Rücken üblicherweise anders verläuft. Zudem sind mindestens fünf Verletzungen nicht mit dem angenommenen Szenario erklärbar.
Unklarheiten zur Todesursache
Ein genauer Todeszeitpunkt ist nie festgestellt worden. Die Polizei hat sich frühzeitig auf Suizid festgelegt und daher keine Mobilfunkdaten oder elektronische Kommunikation von Pilnacek gesichert. Auffällig ist zudem, dass der Obduktionsbericht die Begriffe „Selbstmord“ oder „Suizid“ nicht enthält. In einem späteren Polizeibericht sind zudem entscheidende Begriffe wie „eindeutig“ und „grob“ gestrichen worden, was den Eindruck eines klaren Suizids verstärken sollte.
Verschwundenes Handy sorgt für Aufsehen
Pilnaceks privates Handy ist wenige Stunden nach seinem Tod verschwunden. Laut seiner Witwe, der Grazer Gerichtspräsidentin Caroline List, hat sie es später mit einem Bunsenbrenner vernichtet. Die Staatsanwaltschaft Krems war darüber nicht informiert. Warum das Gerät aus den Ermittlungen entfernt wurde, bleibt ungeklärt.
Hier bekommen Sie Hilfe
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.