Hausdurchsuchungen: Verdacht auf Pelletskartell
Holzpellets sind in Österreich heiß begehrt. Die Lieferzeiten werden immer länger, die Preise steigen und steigen. Laut Verband proPellets Austria hat sich der Preis für Holzpellets innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt:
Lag er im September 2021 noch bei knapp 23 Cent pro Kilo, muss man ein Jahr später knapp 57 Cent bezahlen.
Ungebetene Gäste
Ist wirklich nur die Energiekrise an der Pellets-Preispirale nach oben schuld? Oder ist Gemauschel im Spiel? Diese Frage stellt sich die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und leitete Hausdurchsuchungen bei Herstellern und Händlern ein. Die Räumlichkeiten mehrerer namhafter Unternehmen und eines Verbands in Wien, Kärnten und Tirol seien bereits durchsucht worden, teilte die BWB mit. Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch:
Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach.
Künstliche Knappheit
Der Verdacht lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Preistreiberei. Hersteller und Händler sollen Preise abgesprochen, Kunden untereinander aufgeteilt sowie den Absatz künstlich eingeschränkt haben.
AK Tirol gab Anstoß
Die Behörde war durch einen Hinweis der Arbeiterkammer Tirol auf das "Pelletskartell" (es gilt die Unschuldsvermutung) aufmerksam geworden: Der AK lagen Informationen vor, wonach die Holzpelletslager mehrerer heimischer Anbieter gut gefüllt seien. Diese hatten allerdings Nachrichten einer Verknappung verbreitet.
Was sagen die Unternehmen?
Der Verband proPellets hat die Hausdurchsuchungen bestätigt, sieht sich aber haltlosen Vorwürfen ausgesetzt. Verbandschef Dr. Christian Rakos:
Wir sind überzeugt, dass die Bundeswettbewerbsbehörde keinerlei Fehlverhalten von proPellets zu Tage fördern wird.
Rakos führt drei Gründe für den Preisanstieg an:
- Die Produktionskosten für Pellets sind gestiegen
- Die Nachfrage nach Pellets ist sehr hoch
- Es gibt in Europa kriegsbedingte Lieferausfälle.
Zündstoff
Während die Behörden ihrer Aufklärungsarbeit nachgehen, stöhnen die Käufer weiter unter der Last der Preise. Rund acht Prozent der österreichischen Ein- und Zweifamilienhäuser werden mittlerweile mit Pellets geheizt, 37 von 1.000 österreichischen Haushalten beziehen ihre Wärme von einer Pelletzentralheizung. Sollte sich der Verdacht der Absprachen bestätigen, dürfte die Verbraucherseele kochen...
Statt 250,- letztes Jahr jetzt 650,- oder mehr. Und dann sagen, es kann ja keine Absprachen gegeben haben, weil Pellets im Vergleich zum Ausland eh billig sind? Billig? Das sind für Familien existenzbedrohende Preise! #pellets
— Franz Weber 3💉 (@FranzWeber82) October 20, 2022