ÖVP droht Spaltung in Türkise und Schwarze
Als Sebastian Kurz beschloss, die immer schwarz gewesene ÖVP türkis zu überpinseln, dürfte er über Farbenlehre nicht besonders viel gewusst haben. Man muss kein Malermeister sein, um zu wissen, dass ein solches Unterfangen nicht einfach ist. Schwarz ist nämlich zäh, da reicht es nicht, schnell mal drüber zu streichen. Und genau das haben einige Alt-ÖVPler gemacht. Sie haben sich nur halbherzig als Türkise ausgegeben, im Herzen sind sie immer Schwarze geblieben. Daran konnte auch der immer quietschvergnügte, das Türkise in jeder Faser seines Körpers spürende Kommunikator Peter L. Eppinger nichts ändern. Die Landeshauptleute etwa haben sich diesem „Modetrend“ nie ganz angeschlossen, sondern nur a bisserl, gerade so viel, um bei Landtagswahlen vom türkisenen Hype zu profitieren.
Kurz hat Fäden in der Hand
Im Zuge der Chat-Protokolle bahnt sich das Schwarze nun wieder seinen Weg nach oben. Nicht wenige in der Partei möchten die Phase der „Neuen Volkspartei“ auslöschen, um zum alten, bewährten Erscheinungsbild zurückzukehren. Das wird ruppig werden. Denn der Altkanzler und seine Getreuen, sich selbst als Familie bezeichnend, haben weder Lust darauf, das Feld zu räumen und schon gar nicht wollen sie ihr Wirken ungeschehen machen. Man wird in den nächsten Monaten sehen, wer sich durchsetzt. Noch hat Sebastian Kurz alle Fäden in der Hand. Seine weitreichenden Kompetenzen als Parteichef lassen den schwarzen Kritikern kaum Möglichkeiten.
Vorbild CDU/CSU
Im schlimmsten Fall droht der Partei eine Spaltung in Türkise und Schwarze. Denn aktuell scheinen diese beiden Richtungen kaum vereinbar. Vielleicht könnte das dem Mitterechts-Lager aber sogar nützen. Auf der einen Seite die türkise, hippe, jugendliche Partei, auf der anderen die konservativen, bedächtigen Schwarzen. Das erinnert ein wenig an das deutsche CDU/CSU-Modell. Davon abgesehen, dass die deutschen Schwesterparteien räumlich getrennt sind, könnte Türkis und Schwarz durchaus einen ähnlichen Weg gehen, um dann bei Wahlen als Bündnis aufzutreten. Wirklich wollen wird eine solche Entwicklung niemand. Spaltungen haben sich in Österreich nämlich noch nie sonderlich bewährt. Man denke nur an das Liberale Forum oder das glücklose BZÖ.