Nationalfeiertag: Nehammer tritt ins Fettnäpfchen

Am 26. Oktober feiert Österreich seinen Nationalfeiertag. Gefeiert wird nicht nur mit einer riesigen Leistungsschau des Bundesheeres am Heldenplatz. Der Tag wird von Politikern auch genützt, um sich mit  Botschaften an die Bevölkerung zu wenden. Beim Social Media Posting von Kanzler Karl Nehammer ist es dabei zum Fauxpas gekommen.

Kanzler zum Nationalfeiertag

"Am heutigen Nationalfeiertag danke ich allen, die einen Beitrag für unser wunderschönes Land leisten und Österreich zu dem machen, was es ist: ein starkes, sicheres und lebenswertes Land", schreibt Nehammer in den Sozialen Medien. "Glaubt an Österreich! Schönen Nationalfeiertag!" Dazu passend postet er ein Bild der österreichischen Flagge mit dem Bundesadler. Aber: Etwas an dem Bild stimmt nicht. Mal wieder ergießt sich Spott über den Kanzler, für einen Lapsus, den sich sein Social Media Team geleistet hat.

Falscher Adler

Statt des traditionellerweise nach links blickenden Adlers, schaut der Adler im Posting nach rechts – auch Hammer und Sichel sind vertauscht. Ein Umstand, der aufmerksamen Lesern nicht entgeht. "Am Nationalfeiertag das österreichische Bundeswappen falsch ausspielen (Adler muss richtigerweise nach links sehen). Läuft bei Karl Nehammer", ist nur einer der vielen spöttischen Kommentare. Kurze Zeit später wird das Bild auf den Kanzlerseiten entfernt und durch ein neues Posting ersetzt. Aber: War es wirklich falsch?

Am Nationalfeiertag das österreichische Bundeswappen falsch ausspielen (Adler muss richtigerweise nach links sehen).

Läuft bei Karl Nehammer.#Nationalfeiertag pic.twitter.com/dKlTZEqw44— Raffaela (@DieRaffa) October 26, 2023

Österreichische Wappenkunde

Rot-weiß-rote Fahne

Fangen wir bei der Farbgebung an. Die rot-weiß-rote Flagge geht bis auf das Wappen der Babenberger zurück. Sie haben im 12. und 13. Jahrhundert in den Gebieten des heutigen Österreichs geherrscht. Rot symbolisiert das Blut, das für die Freiheit und Unabhängigkeit des Landes vergossen wurde. Weiß steht für Frieden und Einigkeit. Der Legende nach stammt die Flagge von Herzog Leopold V. von Österreich, der am Dritten Kreuzzug teilnahm. Der Legende nach Herzog den ganzen Tag im Kampf, und sein weißes Gewand war mit Blut befleckt. Am Ende des Tages, als er seinen Gürtel abnahm, war ein Streifen seines Gewands noch weiß – der Rest war in Blut getränkt.

Der Wappenadler

Auf dem Bundeswappen findet sich zudem ein einköpfiger, schwarzer Adler. Er wurde 1919 als Symbol der Republik eingeführt. In den Fängen hält er Hammer und Sichel, auf dem Kopf trägt er eine Mauerkrone. Die Werkzeuge stehen für die Arbeiter- und Bauernklasse und symbolisieren die Solidarität zwischen den beiden Gruppen. Die Krone kann einerseits als Referenz auf die mittelalterlichen Burgen und die Verteidigungsfähigkeit des Landes gelesen werden, aber auch als Symbol für die Bürgerklasse interpretiert werden. Nach dem 2. Weltkrieg ist das Wappen erweitert worden. Die Fänge des Adlers stecken seit dem 1. Mai 1945 in gebrochenen Ketten.  Als Mahnmal gedenken sie der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Wiedererlangung der österreichischen Unabhängigkeit.

Die Blickrichtung des österreichischen Bundesadlers

Aber wohin soll der österreichische Adler schauen? Traditionell blicken Adler auf Wappen aus Sicht des Betrachters nach rechts – ein Zeichen von Ehre und Tapferkeit. Der österreichische Bundesadler wird meist nach links blickend dargestellt. Einer überlieferten Erklärung nach, wendet er sich damit im Ost-West-Konflikt nach Westen. Offiziell verbrieft ist das jedoch nicht. Dagegen spricht auch, dass der Ost-West-Konflikt zur Einführung des Adlers 1919 noch nicht ausgebrochen war.

Das Wappengesetz

In der offiziellen Beschreibung des Wappens im Bundes-Verfassungs- und Wappengesetz von 1984 gibt es keine Anweisung zur Ausrichtung. Die Blickrichtung nach links ist zwar die gängige Darstellung, bleibt aber frei überlassen.