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Christian Ortner | Credit: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
Der Militärhistoriker Christian Ortner weist die Vorwürfe energisch zurück.  
Der Militärhistoriker Christian Ortner weist die Vorwürfe energisch zurück.  
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums unter Beschuss

21.11.2022 um 15:49, Gert Damberger
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Ein anonymer Brief wirft dem bisherigen Direktor Christian Ortner "Mobbing" der Belegschaft vor. Ortner bewirbt sich gerade um eine neue Amtszeit.

Drei Historiker sind in die Endrunde der Ausschreibung für den Direktorposten des Heeresgeschichtlichen Museums gekommen – einer dieser Bewerber ist der Ex-Direktor und bisherige Interims-Leiter des Museums, Mario Christian Ortner. Jetzt werden in einem anonymen Brief an Verteidigungsminister Klaudia Tanner (ÖVP) Mobbingvorwürfe erhoben. „Direktor Ortner und sein Führungsteam“ hätten „ein Klima der Angst, der Drohungen und der Konflikte erzeugt", heißt es in dem Schreiben.

„Ich mache dich einen Kopf kürzer“

Es sei zu Ausrastern wie "Du bist ein Krebsgeschwür, das man herausschneiden muss" oder "Ich mache dich einen Kopf kürzer" gekommen. Ortner wies die Vorwürfe in Ö1 als „absurd“ zurück. Normalerweise wird ein Direktor eines großen Museums in Österreich auf Lebenszeit bestellt. Nicht so Ortner, der das Heeresgeschichtliche Museum in Wien seit 2005 geleitet hatte. Im Juni 2020 wurde sein Posten vom Verteidigungsministerium (das Haus ist kein Bundesmuseum, sondern eine Einrichtung des Bundesheers) neu ausgeschrieben.

In Ungnade gefallen

Im Rot-Grünen Wien war Ortner nämlich beim Kunst-Establishment in Ungnade gefallen. Dort hatte seit Mai 2020 Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) das Sagen, der die Ausrichtung des HGM grundsätzlich ein Dorn im Auge war. Umso mehr, als es auch immer wieder Kritik an der musealen Aufbereitung der Zeit zwischen 1938 und 1945  gab. Im Zeitgeschichte-Saal werde zu wenig auf die Verbrechen des Nationalsozialismus eingegangen, monierte etwa die Plattform „Stoppt die Rechten“. Die Historikerin Eva Blimlinger, damals Vizerektorin der Universität der bildenden Künste und spätere grüne NR-Abgeordnete, sah im HGM eine „musealisierte Kaserne“. Die SPÖ schloss sich dieser Meinung an und schlug vor, das Museum zu einem Bundesmuseum zu machen.

Das Ministerium will prüfen

Die meisten Vorwürfe konnte Ortner entkräften. Auch einige, die im Zuge eines rundum negativen Rechnungshofberichts erhoben worden waren. So konnte er sich zuletzt realistische Hoffnungen machen, wiederernannt zu werden. Ob er diese Hoffnungen nun endgültig begraben kann, wird sich zeigen. Das Verteidigungsministerium will prüfen, was an den Mobbingvorwürfen dran ist.

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