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Mann mit mehreren Euro-Scheinen in der Hand.
Top-Manager arbeiten im Schnitt nur acht Tage für das österreichische Medianeinkommen.
Top-Manager arbeiten im Schnitt nur acht Tage für das österreichische Medianeinkommen.
VukasS/iStock.com

Fat-Cat-Day: So viel verdienen Österreichs Top-Manager

08.01.2024 um 12:58, Patrick Deutsch
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Wenn die meisten Österreicher aus dem wohlverdienten Weihnachtsurlaub zurückkommen, haben Vorstandssvorsitzende bereits ein Median-Jahreseinkommen verdient.

Für viele Angestellte in Österreich beginnt heute, nach den Weihnachtsferien, wieder der "Ernst des Lebens" und ein eines neuen Arbeitsjahres. Bis 31. Dezember werden sie im Mittel (Medianeinkommen) 35.952 Euro verdienen – die Vorstandsvorsitzenden der im ATX notierten Konzerne haben dieses Gehalt im Durchschnitt bereits am 8. Jänner erreicht. Dieser Tag wird international auch "Fat-Cat-Day", also Tag der "fetten Katzen" genannt.

Gagenkaiser

An der Spitze der ATX-Konzerne liegt BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk, der für das Medianeinkommen eines Beschäftigten nur 1,2 Tage ins Büro muss – Jahresgehalt: 9,4 Millionen. Mit großem Abstand folgt Peter Oswald, Chef von Kartonhersteller Mayr Melnhof, der mit einer Jahresvergütung von 5,6 Millionen Euro zwei volle Arbeitstage für die Erreichung des Medianeinkommens benötigt. Den letzten Stockerlplatz belegt Herbert Eibensteiner (Jahresgage von 4,5 Millionen Euro). Der Voestalpine-Chef musste heuer 2,5 Tage für das Medianeinkommen arbeiten. Die rote Laterne im Ranking hält Radka Doehring, die seit Mai die Immofinanz leitet. Mit ihrem Jahreslohn von 463.209 Euro erreicht sie nach nur 24 Tagen und zehn Stunden das Medianeinkommen der Österreicher.

Stolzer Stundenlohn

Durchschnittlich hat ein ATX-Vorstandschef im Vorjahr 2,7 Millionen Euro verdient. Die Vergütung ist um ein 75-faches höher als das Medianeinkommen. Heruntergebrochen ergibt das einen Stundenlohn von 699 Euro. Ein Vorstandschef muss also durchschnittlich nur 51 Stunden arbeiten, um das Jahres-Medianeinkommen eines Österreichers zu erreichen. Im Vorjahr lag die Vorstandsgabe noch um ein 80-faches höher als das Medianeinkommen.

Industriellenvereinigung ortet Neiddebatte

Die Arbeiterkammer Wien, die die Berechnungen für die ATX-Vorstände vorgenommen hat, fordert eine angemessenere Einkommensrelation zwischen Vorstandsvergütung und Belegschaft sowie eine verstärkte Orientierung an Nachhaltigkeitsleistungen des Managements. Ebenso soll die Transparenz gefördert werden. Eine Neiddebatte will die AK Wien mit ihren Berechnungen aber nicht schüren. Das sieht die Industriellenvereinigung naturgemäß anders: Die IV reagiert mit einer Aussendung und bemängelt, dass "die Arbeiterkammer unter dem Namen 'Fat Cat Day' zahlreiche österreichische Top-Managerinnen und Manager öffentlich an den Pranger stellt", um damit unnötige Neiddebatten zu schüren. Laut IV wird dabei aber außer Acht gelassen, dass "jene Menschen auch überproportional viel zum Gemeinwohl in Österreich beitragen". So seien die obersten zehn Prozent der Einkommensbeziehenden zuletzt für 61 Prozent der gesamten Lohn- und Einkommensteuer verantwortlich. Allein das oberste Prozent würde 22,5 Prozent des Steueraufkommens bezahlen.

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