Direkt zum Inhalt
Finanzminister Markus Marterbauer im Parlament gestikulierend vor holzgetäfelter Wand, thematisiert das österreichische Budgetdefizit.
Marterbauer kämpft weiter gegen das Budgetdefizit.
Marterbauer kämpft weiter gegen das Budgetdefizit.
Helmut Fohringer / APA

Budget-Alarm: Defizit jetzt offiziell auf Rekordkurs

17.04.2025 um 10:22, Stefanie Hermann & APA, Red
2 min read
Das Defizit liegt heuer bei 4,5 Prozent – klar über der EU-Grenze. Ein Verfahren scheint unausweichlich. Marterbauer setzt auf ein hartes Sparpaket.

Das Finanzministerium geht für heuer von einem Defizit von 4,5 Prozent des BIP aus. Dieser Wert wird heute an die Statistik Austria übergeben, die diese Zahlen wiederum an die europäische Ebene übermittelt. Damit ist, wie das Ministerium in einer schriftlichen Stellungnahme betont, von einem Defizitverfahren der EU auszugehen. Denn die erlaubte Grenze von drei Prozent wird klar verfehlt. Immerhin läge man knapp unter den 4,7 Prozent des Jahres 2024.

Bund gegen Länder

Das prognostizierte Defizit für 2025 teilt sich wie folgt auf: Bund: 3,5 Prozent, Länder und Gemeinden: ein Prozent. Die Sozialversicherungen dürften praktisch ausgeglichen bilanzieren. Mit den 4,5 Prozent liegt die Einschätzung des Finanzministeriums noch knapp über jener des Fiskalrats, der die Höhe des Defizits zuletzt mit 4,4 Prozent des BIP prognostiziert hatte.

Die Fiskalprognose des Finanzministeriums basiert auf dem hauseigenen Budgetcontrolling und der Steuerschätzung des Ressorts sowie den Gebarungsvorschauen von Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen. Die Schätzung berücksichtigt auch die geplanten Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung in voller Höhe. Ohne diese Maßnahmen läge das Defizit sogar über fünf Prozent.

Teure Gründe

Für die Höhe des Defizits spielt laut Finanzministerium vor allem die anhaltend schwache Konjunktur eine zentrale Rolle. Die Rezession führe zu niedrigeren Einnahmen bei konjunkturabhängigen Abgaben wie z.B. der Körperschaftssteuer und höheren Ausgaben etwa für gestiegene Arbeitslosigkeit. Weiters bestimmend seien gestiegene Kosten für Zinsen sowie von der Vorgängerregierung bereits vereinbarte Ausgabensteigerungen.

EU-Entscheid naht

Angenommen wird vom Finanzressort, dass angesichts der Zahlen wie in diversen anderen Staaten ein Defizitverfahren der EU eingeleitet wird. Die Entscheidung darüber fällt allerdings voraussichtlich erst im Juli im Rat für Wirtschaft und Finanzen (Ecofin).

Marterbauers Plan

Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) bekennt sich einmal mehr dazu, den Konsolidierungskurs über die vereinbarten Einsparungen im Doppelbudget 2025/26 zu halten. Dabei dürften Konjunktur und Beschäftigung nicht zu sehr belastet werden. Es gelte einen Mix aus Einsparungen, Abgabenerhöhungen wie etwa bei Banken, langfristigen Reformen, Effizienzsteigerungen und Offensivmaßnahmen umzusetzen.

Man werde Schritt für Schritt alles tun, um das gesamtstaatliche Defizit zu senken: „Dies ist eine gesamtstaatliche Kraftanstrengung.” An der Finalisierung des Budgets werde mit Hochdruck gearbeitet. Die Budgetrede ist für 13. Mai angesetzt. Beschlossen werden soll das Doppelbudget im Juni. An der Höhe des Konsolidierungspakets – heuer 6,4 Milliarden und 2026 sogar 8,7 Milliarden – soll sich nichts ändern.

more