Schockierende Zahlen: So arm sind die Österreicher
Eine Studie der Statistik Austria zeigt, dass die aktuelle Teuerungskrise nicht ohne soziale Folgen bleibt. Rund 200.000 Menschen gelten in Österreich als "erheblich materiell und sozial benachteiligt". Als "armutsgefährdet" gelten 1,3 Millionen, also nahezu 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. "Im Jahr 2022 konnten sich 2,3 Prozent der Bevölkerung mehrere Ausgaben wie neue Möbel, einen Urlaub oder eine angemessen warme Wohnung nicht leisten. Im Jahr zuvor waren es noch 1,8 Prozent. Dabei sind Haushalte von Alleinerziehenden besonders häufig betroffen", erklärt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Frauen besonders betroffen
Laut EU-Definition gilt man als "erheblich materiell und sozial benachteiligt", wenn man sich mindestens sieben von 13 Merkmalen des täglichen Lebens nicht leisten kann. Dazu gehören unter anderem unerwartete Ausgaben in der Höhe von 1.300 Euro, etwa eine neue Waschmaschine oder eine angemessen warme Wohnung. Unter den 201.000 betroffenen Menschen befinden sich 95.000 Frauen, 70.000 Männer und rund 36.000 Kinder und Jugendliche. Personen aus dieser Gruppe haben auch häufig mit einer überproportionalen Belastung durch Wohnkosten zu kämpfen. So müssen etwa 28,3 Prozent regelmäßig mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens dafür aufwenden.
Armut gefährdet Gesundheit
Auch beim Thema Gesundheit zeigt sich, dass beinahe die Hälfte der Betroffenen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als "schlecht" oder "sehr schlecht" bezeichnen. In der Gesamtbevölkerung sind es hingegen nur 8,5 Prozent. Noch düsterer wird die Lage, wenn man sich die Zahlen der armutsgefährdeten Menschen anschaut. Als armutsgefährdet gilt man dann, wenn der Haushalt weniger als 60 Prozent des Medianeinkommen zur Verfügung hat oder im nur geringen Ausmaß ins Erwerbsleben eingebunden ist. Um verschieden große Haushalte vergleichbar zu machen, wird ein "äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen" berechnet. Das lag im Jahr 2022 in Österreich bei 27.844 Euro. Unter einer Schwelle von 60 Prozent dieses Wertes liegen 1,3 Millionen Personen oder 14,8 Prozent der Bevölkerung.
Armutsgefährdungsschwelle nach Haushaltsjahreseinkommen:
- 1 Erwachsener: € 16.706 (€ 1.392 monatlich)
- 1 Erwachsener + 1 Kind: € 21.718 (€ 1.810 monatlich)
- 2 Erwachsene: € 25.060 (€ 2.088 monatlich)
- 2 Erwachsene + 1 Kind: € 30.071 (€ 2.506 monatlich)
- 2 Erwachsene + 2 Kinder: € 35.083 (€ 1.392 monatlich)
- 2 Erwachsene + 3 Kinder: € 40.095 (€ 2.924 monatlich)
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2022
Arbeit schützt nicht vor Armut
Das Momentum Institut rechnet vor, dass die Situation ohne den Sozialstaat noch prekärer wäre. Das österreichische Sozialsystem würde rund eine Million Menschen vor Armut schützen. Gäbe es dieses nicht, wäre knapp ein Viertel der Bevölkerung armutsgefährdet. Die Teuerung verschärft die Situation aber zunehmend, da viele Sozialleistungen zwar an die Inflation angepasst werden, die Anpassung aber auf Basis von Inflationsraten passiert, die bis zu eineinhalb Jahre in der Vergangenheit liegen. Arbeitslose trifft die Preissteigerung unterdessen besonders hart. Arbeitslosengeld und Notstandshilfe werden nämlich überhaupt nicht an die Inflation angepasst. Auch das beliebte Argument "Arbeit schützt vor Armut" gilt so in Österreich nicht. In der Altersgruppe der Menschen zwischen 18 und 64 Jahren ist über die Hälfte der armutsgefährdeten erwerbstätig.