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Weekend/Steinberger-Weiß

Fahrbericht: Polestar 2 - Ein Stern geht auf!

11.06.2021 um 09:00, Lukas Steinberger-Weiß
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Auf Einladung von Polestar, der neuen Elektromarke aus Schweden die mit Volvo im Geely Konzern beheimatet ist, durften wir den Polestar 2 bereits fahren. Die Marke bestreitet ab sofort den Markteintritt in Österreich.

Neue Automarken gibt es derzeit einige. Polestar ist eine davon und ja man könnte sagen der Polestar 2 ist ein elektrisierter Volvo Hatchback. Wie so oft liegt der Teufel jedoch im Detail. Polestar agiert eigenständig und kooperiert zwar mit Konzernschwester Volvo bei Technik und Design. Trotzdem spürt man einen starken eigenständigen Spirit, der durch CEO Thomas Ingenlath verkörpert wird. Der Designer aus Deutschland ist aktuell Chef der Marke, davor designte er bei Volvo XC90, V90 und S90.

Wie uns Ingenlath im Videogespräch live aus Gothenburg in Schweden, der Konzernzentrale, erzählt brennt er für Elektromobilität. Und er meint, wenn alle nach rechts abbiegen, biegt er eben nach links ab! Für ihn ist E-Mobilität die Zukunft und das will er mit Polestar zeigen. Irgendwie lassen sich Vergleicht zu Steve Jobs und Elon Musk ziehen. Eher ein Visionär und Macher als ein beinharter Zahlenreiter - sehr erfrischend!

Polestar- der Polarstern als Wegbegleiter für E-Autos

Die Marke selbst gibt es seit 2005. Zuerst als Rennsportteam und dann als Tuning- und Performanceabteilung der Marke Volvo. 2017 übernahm Ingenlath die Marke und etablierte sie als eigenständiges Unternehmen im Geely-Konzern, dem Mutterkonzern von Volvo. Das Erstlingswerk, der Polestar 1 ist ein Plug-In-Hybrid mit 609 PS Systemleistung, einer elektrischen Reichweite von bis zu 124 Kilometetern (34 kWh Batterie) und einem Preis jenseits der 100.000. Er gilt als Showcar der neuen Marke, als Technik-Flaggschiff. Und ist für Interessenten in Österreich auch erhältlich. Der Star der Show ist jedoch der Polestar 2, eine rein elektrische Premium-Kompaktlimo.

Polestar 2 - die Facts

Die 4,6 Meter lange Limousine würde man sofort Volvo zuordnen, wäre da nicht das Polestar Logo vorne und hinten. Und Selbstbewusst wie die Marke ist, schreibt sie seitlich gleich drauf, dass es sich beim Polestar 2 um ein E-Auto handelt, mit 78 kWh-Batterie und 300 kW Leistung (rund 407 PS). Die Reichweite wird kombiniert mit 470 Kilometer nach WLTP angegeben. 560 Kilometer sollen es im reinen Stadtverkehr sein. Allrad ist beim Launch die einzige Option, später soll es einen reinen Fronttriebler geben. Der Polestar 2 beschleunigt in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wobei stets betont wird, man will mit dem Polestar keine Drag-Races und Sekundenbattles gewinnen. Er soll ein sportlicher, aber fahrbarer Premiumstromer sein.

Ein Rennen hat man jedoch gewonnen. Der Polestar 2 ist das erste Serienauto mit Android Auto Operating System. Heißt: Man muss nicht das Smartphone anstecken um Android Auto nutzen zu können. Es ist das Infotainmentsystem. Als Navigation dient ausschließlich Google Maps, beliebte Apps können über den Play-Store runtergeladen werden und dank eSim ist das Auto ständig verbunden (3 Jahre kostenfrei im Preis enthalten). Eine App dient natürlich als Companion, wenn man nicht im Polestar 2 sitzt. Sie zeigt Batterstand, Ladevorgang, man kann die Klima steuern und mehr. Connected-Car @ its best.

Fahreindruck - so muss E-Mobilität!

Als wir hinter dem Steuer Platz nehmen fühlen wir uns wie in einem Volvo. Lenkrad, Tachodisplay und andere Details ähneln den Elchen sehr. Trotzdem hat der Polestar 2 was eigenständiges. Das Infotainmentdisplay ist größer und "iPad-ähnlicher" und einige Polestar-Logos die geschickt im Innenraum platziert wurden erinnern uns an die Marke.

Der Fahreindruck des Polestar 2 ist hervorragend. Kein Beschleunigungmonster, aber trotzdem sehr kräftig. Mit optionalem Performance-Paket (in unserem Testauto vorhanden) auch verschieden gefedert und mit absolut hervorragenden Brembo-Bremsen ausgestattet. Wer mag kann One-Pedal-Driving praktizieren, funktioniert hervorragend. Auf allen Wegen fühlen wir uns eher wie in einem gemütlichen Wohnzimmer, das fährt als in einem Auto. Lustigerweise nennt die Polestar-Crew die "alten" Verbrenner und sonstiges "Legacy-Cars", also Vermächtnisautos. Polestar will sein eigenes Vermächtnis machen, das sieht man.

Das Infotainmentsystem ist perfekt integriert, dank Google-Assistant-Spracheingabe findet man nun endlich jede Adresse. Musik ist über Spotify, TuneIn oder das klassische alte Radio schnell abgespielt und ja, der Google-Assistant erzählt auch Witze! Und bei all dieser modernen und laut Polestar wegweisenden Mobilität hat man trotzdem einen Drehknopf für die Lautstärke eingebaut - ein Hoch auf die Legacy!

Zur Reichweite lassen sich nach ein paar Stunden keine genauen Angaben machen. Wir starteten bei 100-Prozent und kamen mit 50 retour. Gefahren sind wir rund um Wien und in Wien ca. 180 Kilometer. 400 Kilometer realistische Reichweite halten wir für möglich.

Fazit - der Model 3 Killer?

Polestar tritt laut eigener Ansage nicht gegen Tesla an, wird aber aufgrund der Ähnlichkeit zum Model 3 oft damit verglichen. Und unser erster Eindruck ist sehr positiv. Vor allem was Innenraumgestaltung und Verarbeitung angeht ist man dem Konkurrenten aus den USA meilenweit voraus. Auch das neue Infotainmentsystem ist sehr gelungen und clever und man hat als Fahrer trotzdem ein Display vor der Nase, ein nicht unwesentlicher Faktor. Den Hauptbildschirm des Infotainmentsystems darf gerne der Beifahrer bedienen.

Alleine bei der Reichweite ist man noch nicht am Konkurrenten dran, die Fahrleistungen sind jedoch über jeden Zweifel erhaben. Der Polestar 2 wird ausschließlich online zu kaufen sein, Reservierungen sind ab sofort möglich. Testfahrten für Interessenten starten in Wien und den größeren Städten in Kürze. Die Auslieferungen sollen im Oktober 2021 beginnen.

Aja und da war noch was, der Preis! Polestar startet mit einem hervorragend ausgestattetem Modell zum Preis von 55.900 Euro, wer alle Optionen dazu konfiguriert zahlt rund 66.000 Euro. Wie Polestar-Österreich Chef  Tom Hörmann erklärt, wird es zum Österreich-Start vorkunfigurierte Modelle geben die schnell zur Verfügung stehen sollen. Partner für Service, Garantie und andere Dinge sind die etablierten Volvo-Händler. Ausgeliefert wird bei ausgewählten Partnern. Etwas später sollen günstigere Einstiegsmodelle zum Einstiegspreis von rund 45.000 Euro kommen.

Die Zutaten passen, etabliertes Servicenetzwerk, kompetitive Preise, hervorragendes skandinavisches Design, hervorragende Fahrleistungen und ein schöner, funktioneller und aus recycelten Materialien hergestellter Innenraum. Tesla hat einen neuen, extrem starken Konkurrenten.

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