Neue Wege - Stefan Jürgens
Sie waren seit 2007 in der Rolle des Carl Ribarski in der Serie „SOKO Donau“ zu sehen und absoluter Publikumsliebling. Warum steigt man bei so einem Quoten-Hit aus?
Man sagt sich nach 14 Jahren, dass das nicht seine Lebensaufgabe gewesen sein kann. Als Schauspieler will man neue Abenteuer und wieder mal ins kalte Wasser springen. Natürlich ist eine 14-jährige Arbeit bei der „SOKO Donau“ auch eine Frage der Sicherheiten. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man sich als Schauspieler auch sagt, die Sicherheit allein kann es ja nicht sein. Man will wieder unterschiedliche Dinge tun und Theater spielen – das habe ich sehr laut gedacht und wie es das Universum oder der Zufall wollte, kam die Anfrage von Maria Happel, der neuen Geschäftsleiterin der Reichenauer Festspiele, die Figur des General Harras in dem wunderbaren Stück von Zuckmayer zu spielen und das in Reichenau an der Rax. Das lässt man sich nicht aus den Fingern gleiten. Ich habe mir fest vorgenommen, in den nächsten Jahren wieder verstärkt Theater zu spielen. Der Aufschlag war jetzt in Österreich und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich diesem Land den Rücken kehre.
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft zur Musik entdeckt?
Wir hatten zu Hause so ein altes Erbstück von meinem Großvater stehen und da mussten wir Kinder ran zum Klavierunterricht – ob wir wollten oder nicht. Ich habe es gehasst, war faul wie Sau, aber so mit 14, 15 Jahren hab ich begonnen, Gedichte zu schreiben und mit dem Klavier zu vertonen. Meine schlimmsten Lieder habe ich alle schon geschrieben – schon lange! (... Lacht) … und später auch mit Musikern und Freunden zusammen Musik gemacht. Und irgendwie ist das auch nie mehr von mir weggegangen, es hat mich nicht mehr losgelassen. Musik war schon immer ein entscheidender Teil meiner Ausdruckssuche.
Haben Sie denn keine Bedenken, wenn Sie in Ihren Liedern über Ihre eigenen Gefühle so offen sprechen?
Als Liedermacher muss man meiner Meinung nach, immer auch Haltung zeigen. Da habe ich keine großen Hemmungen. Wer ist aufgrund seiner Offenheit noch nicht verletzt worden? In den vergangenen dreißig Jahren habe auch ich in meinem Beruf Erfahrungen gemacht, die mir zugesetzt haben. Das gehört bei Schauspielern fast zur Grundausbildung. Mit solchen Situationen muss man lernen umzugehen. Mit meinem jetzigen Status quo bin ich geneigt zu sagen, dass es immer auch jemanden braucht, der verletzt und einen, der sich verletzen lässt. Ich habe mir einen Schutz aufgebaut, der mich von bestimmten Dingen fernhält und die Fähigkeit, eine gewisse Art von Angriffen zu relativieren oder erst gar nicht an mich heranzulassen. Von einem dicken Fell mag ich nicht sprechen, denn Unangreifbarkeit ist der Tod von Kunst.
Sehen Sie dem, was auf Sie zukommt, weiterhin so gelassen entgegen?
Ich habe immer schon versucht, meinen eigenen Weg zu finden und neben einigen groben Fehlern, die man immer macht im Leben, ist das auch einigermaßen gut gelungen. Daher kann ich mit einer gewissen Gelassenheit an meine Probleme herangehen. Eines habe ich gelernt: Viele Dinge erledigen sich von selbst – mit Geduld und Gelassenheit. Nicht zu wissen, was morgen passiert, sondern sich überraschen zu lassen, ist einer der wichtigsten Motoren im Leben