Küche: Gestern und heute
Im antiken Rom besitzt der Großteil der Bevölkerung keine eigene Küche. Gekocht wird auf einem kleinen Herd über offenem Feuer. Zwar ist die Küche an sich zur damaligen Zeit nicht einmal ansatzweise ausgereift, doch Küchenutensilien wie Pfanne, Topf, Sieb und Trichter gibt es bereits. Bei den Rittern ist die Küche meist der einzige beheizte Raum. Dabei fällt die Ausstattung in der mittelalterlichen Küche eher bescheiden aus. Das Mobiliar besteht nur aus Tisch, Bank und Holzregalen an den Wänden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt das sogenannte Emaille-Geschirr in Mode. Das Geschirr zeichnet sich durch einfache Reinigung und Hitzebeständigkeit aus. Außerdem kann es nicht rosten und erweist sich als geschmacksneutral. Gleichzeitig etabliert sich das Küchenbuffet. Der kompakte Schrank, auch bekannt als Anrichte, schützt Geschirr und Co. vor Staub und Feuchtigkeit. 1926 entwickelt die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky die erste Küche, so wie wir sie heute kennen. Die „Frankfurter Küche“ ist die Mutter aller modernen Einbauküchen.
Das Arbeitsdreieck
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die frühen 1950er Jahre geprägt durch Wohnungsnot und beengte Wohnverhältnisse. Deshalb ist das Küchendesign vorwiegend funktional und weniger verschwenderisch. Die kleine Arbeitsküche muss nicht allzu vielen Ansprüchen gerecht werden, sondern dient der Frau lediglich als Arbeitsplatz zum Kochen, Putzen und Waschen. Herd, Kühlschrank und Spüle sind so angeordnet, dass überflüssige Wege vermieden werden. Typisch für das Design ist die horizontale Zeilenanordnung von Unter- und Oberschränken mit durchgehenden Arbeitsflächen. Dabei sollen die freundlichen Pastelltöne dem sterilen und uniformen Kochlabor entgegenwirken. Bis in die späten 1960er wird die Küche als reiner Funktionsraum wahrgenommen, in dem man sich so wenig wie möglich aufhält. 1960 bringt SieMatic die erste grifflose Küche der Welt – die „SieMatic 6006“ – auf den Markt. Mit der damaligen Design-Innovation revolutioniert das Familienunternehmen die Küchenbranche und begründet einen neuen Stil. Die Küche mit integrierter Griffleiste entwickelt sich zum beliebten Klassiker.
Swinging Sixties
In den späten 1960er Jahren hält schließlich die Popkultur Einzug in die Küche. Die Devise: Mut zur Farbe. Neben Knallorange sind auch Grün und Brauntöne, wie wir sie aus Omas Backstube und Badezimmer kennen, sehr populär. Fliesen, Arbeitsplatten und sämtliche Küchengeräte leuchten mit der Mode von damals nur so um die Wette. Auch der altbekannte Diner-Look – Böden und Wände im Schachbrett-Muster – setzt sich durch. Gleichzeitig steht das Spiel mit Kontrasten und geometrischen Formen ganz oben auf dem Programm der Designer. Plastik gilt zu dieser Zeit als edles Material der Zukunft und wird gerne für Kunststoff-Fronten in modernen Farben verwendet. Außerdem ermöglicht eine raumhohe Planung ausreichend Stauraum bis unter die Decke.
Vom Arbeits- zum Wohnraum
1975 läutet Poggenpohl das Zeitalter der Massivholzküchen ein. Die urigen Küchen aus dunklen Hölzern erinnern an die klassischen österreichischen Bauernstuben. Meist gibt es dann auch noch die passende Sitzgruppe mit Eckbank für gemütliche Stunden dazu. Die charakterstarken Fronten „Eiche Rustikal“ zeichnen sich durch die deutlichen Maserungen des Holzes aus und werden als besonders schick empfunden. Seit dem entfernt sich die Küche immer mehr vom herkömmlichen Arbeitsraum. Mitte der 1980er stehen vor allem Genuss, Kochen und Kommunizieren im Vordergrund. So wird schließlich die Zubereitungsinsel eingeführt und die Küche wandelt sich von der Arbeitszeile zum Lebensraum. Der Wohlstand nimmt über die Jahre immer weiter zu, was sich auch im Küchendesign widerspiegelt. Hochglanzküchen feiern erstmals ihren Erfolg und stehen für Exklusivität. Die ausufernde Farbigkeit der Jahre zuvor lässt nach und stattdessen werden Farben bedacht und dezent in Szene gesetzt.
Treffpunkt
Der technische Fortschritt in der Küche wird besonders zur Jahrtausendwende spürbar, als Induktionsherde, moderne Dunstabzugshauben und Dampfgarer die Küchenwelt erobern. Dank ausgefeilter Technik sind Spülmaschinen und Co. so leise wie noch nie zuvor und sorgen für eine angenehm ruhige Atmosphäre. Eine offene Raumteilung setzt sich durch, sodass Küche und Esszimmer ineinander verschmelzen. Die Küche wird zum Gemeinschaftsraum, in dem außer dem Kochen auch noch diverse andere Tätigkeiten verrichtet werden. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ziehen sich die Menschen umso mehr in die eigenen vier Wände zurück. Gemeinsame Abende mit den Freunden werden öfter zu Hause verbracht. So kommt es, dass ein neues Element in die Küche integriert wird: Die Bar erweist sich als kommunikationsfreundliches Mobiliar zum Bewirten von Freunden und Bekannten.
Visionäres Design
Die Küche im Jahr 2021 präsentiert sich in einem zeitlosen Design mit klaren kubischen Formen. Moderne Backöfen, die mit denken, machen das Kochen zum Kinderspiel. Neue Technologien im Kühlschrank-Bereich ermöglichen eine optimale Lagerung, bei der Lebensmittel lange frisch bleiben. Smarte Armaturen liefern je nach Wunsch stilles oder sprudelndes, kaltes oder kochendes Wasser gefiltert direkt aus dem Hahn. Die Gerätevollintegration sorgt dafür, dass das Geräteensemble flächenbündig in die Möbelfronten eingefügt wird, sodass keine Griffe die reine Oberfläche der Küche stören. Graphitgrau und Lavaschwarz sind als Farben in der Küche nicht mehr wegzudenken, ebenso wie Beton und Stein als Oberflächenmaterial oder Spülen mit Gold und Kupferglanz.
Erfolgsstory
Unterschiedliche Stilrichtungen vom Boho-Look über Industrial Design bis hin zur Art -déco-Welt haben sich etabliert. Doch eines haben alle Küchen von heute gemeinsam: Hier wird nicht nur gekocht und gegessen, sondern vor allem gelebt. Die Frage, wo die Küche aufhört und das Wohnzimmer beginnt, ist überflüssig. Hauptsache ist, die Küche bleibt der Kommunikationsmittelpunkt unseres Zuhauses.
Welche Farben werden 2021 immer beliebter in der Küche und wie lassen sie sich am besten kombinieren?
2021 setzt sich der Trend dunkel gehaltener Küchen in Kombination mit warmen Farben und Erdtönen durch. Aber auch die Pastellfarben feiern ihr Comeback und wirken mit Schwarz besonders modern und elegant. Gleichzeitig wird die einst beliebte Hochglanz-Küche durch eine matte Farbpalette abgelöst. Gemeinsam mit Metallakzenten in Kupfer und Gold ergibt sich ein harmonisches Zusammenspiel.
Inwiefern setzt sich der Trend in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Küche weiter fort?
Bei HAKA gilt dieser Trend immer schon. Wir garantieren kurze Transportwege, nachhaltige Materialien, regionale Lieferanten sowie Mitarbeiter und eine Produktion, die zu 100 Prozent in Österreich erfolgt. Bei HAKA gibt es beispielsweise seit Jahrzehnten keine lackierten Fronten, da diese nach weislich giftig sind und vor allem deren Produktion für die Mitarbeiter gesundheitsgefährdend ist.
Küchen-Trend „Marmor“: Was steckt hinter dem Hype und wie setzt man diesen Trend gekonnt in Szene?
Es gibt tausende Varianten – vom Naturstein über kostenintensive und bis zu mittlerweile ebenso preiswerten Alternativprodukten. Auch die Intensität der Marmorierung variiert. Um sich daran langfristig nicht sattzusehen, gilt: „Weniger ist mehr.“ Marmor-Optik ist beispielsweise bei der Arbeitsplatte oder partiell bei den Fronten sehr schön einsetzbar. Orientiert man sich am persönlichen Geschmack, hat man langfristig Freude mit dem Produkt.
Welche Einrichtungsstile von heute spiegeln den Vibe von damals am besten wider?
Einrichtungsstile von einst kehren in abgewandelter Form und auf dem technischen Stand der Gegenwart wieder zurück. Quasi als popkulturelles Revival der 1960er und 1970er. Einerseits feiern großflächige, grafische oder florale Muster in Form von „Ornament“-Fronten ihr Comeback. Andererseits leben auch die charakteristischen Farben der 1970er wie Gelb, Grün, Braun und Orange – sehr oft in Kontrast zu dunklen Holzbeiztönen – wieder auf. Selbst der legendäre und lange Zeit verpönte mittelbraune Eiche-Beizton „P43“ wird in ähnlicher Farbstellung und mit einem „klingenderen“ Namen wie „Carameleiche“ dort und da wiederentdeckt.
Was war damals ein absolutes Must-have in der Küche?
In den 1950ern war das Kernstück einer Küche in der Regel als Ergänzung zum Holzofen und zum Nassbereich mit Spülstein eine Anrichte. Bei uns in Oberösterreich wurde dieser Küchenschrank als „Kredenz“ bezeichnet. Moderne Weiterentwicklungen hiervon findet man heute in Form eines stylishen Sideboards oder gar als kleine „Room in Room“-Funktionszeile, wo Geräte und Stauraum hinter „Slide & Hide“-Dreh- oder Einschubtüren verschwinden. Die 1970er Jahre waren unter anderem geprägt von den ersten „grifflosen Küchen“, wo anstelle eines klassischen Knopfs oder Griffbügels eine Griffleiste eingesetzt wurde. ewe war hier mit Vorreiter, indem wir seit 1973 durchgängig eine eigene Designlinie basierend auf der „grifflosen Küche“ pflegen und führen. In diesen Jahren begann auch die Erfolgsgeschichte von Kunststoff als Frontmaterial.
Welchen Stellenwert hatte die Küche früher im Gegensatz zu heute?
Kochen einst und jetzt hat sich ganz maßgeblich verändert, in vielen Details, die einem vielleicht gar nicht mehr so auffallen. Ich habe als Kind schon sehr gerne gekocht, aber früher war bei uns die Küche eigentlich wie heute eine „Back-Kitchen“. Die Küche war der abgetrennte Wirkungsbereich für das Kochen – nicht Teil des Wohnraumes und auch nicht Teil des Entertainments. Wenn wir früher Gäste hatten, wurden die im Wohnzimmer und Essbereich empfangen, dort hingesetzt und verbrachten da dann den ganzen Abend. Ich habe hunderte alte Fotos durchgeschaut, es ist fast unmöglich, eines aus der Küche zu finden. Der Bereich war schlicht weg nicht repräsentativ. Heute ist das anders: Die Küche wurde zum Teil des Wohnbereiches. Kochinseln stehen frei und der Koch bzw. die Köchin unterhält gleichzeitig die Gäste. Sowohl das gesamte Raumkonzept als auch die Wahrnehmung haben sich verändert.
Wie hat sich die Küche hinsichtlich der Gerätschaften über die Jahre verändert?
Heute jagt eine Kochshow die nächste und „Fine Dining“ ist längst in den eigenen vier Wänden angekommen. Da hilft natürlich eine neue Generation an Geräten, die wir mit Miele in verschiedensten Varianten bedienen können. Wärmeschubladen, autarke Kochfelder, Klimaschränke, damit das Glas Wein dazu die richtige Temperatur hat ... Das alles ist heute nicht mehr außergewöhnlich. Einer meiner persönlichen Favoriten ist hier der Kombi-Dampfgarer! Ein „Zaubergerät“, das braten, backen und garen kann – Sousvide ist ebenfalls kein Problem und auch das hausgemachte Brot gelingt immer.