Die Welt der Comics - Gottfried Gusenbauer im Interview
Sie sind seit 2012 Direktor des Karikaturmuseums Krems. Die Erfüllung Ihres Lebenstraums?
Ja, da ist mir ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen – vor allem deshalb, weil ich nicht damit gerechnet habe. Ich leitete in Linz die Medienwerkstatt im O.K Centrum für Gegenwartskunst. Während eines Urlaubs in Rom musste ich wegen einer Lebensmittelvergiftung das Hotelzimmer hüten. In der hauseigenen Bibliothek waren unglaubliche Comics zu finden – die Italiener sind ja verrückt nach Fumetti! Ich war derart begeistert, dass ich mich entschloss, die Kunst des Comic in Österreich zu forcieren.
Wann haben Sie erstmals Ihre Freude an den Eigenheiten der Comic-Figuren entdeckt?
Als Kind habe ich schon Bilderbücher geliebt, und an den Comics wie - „Micky Maus“, „Clever & Smart“ und vor allem „Fix & Foxi“ konnte ich mich gar nicht sattsehen. Mit 14 Jahren waren mir dann andere Dinge wichtig, wurde Ingenieur, wie von meinem Vater erhofft – dachte dabei aber immer an Daniel Düsentrieb. Erst die Lebensmittelvergiftung in Rom weckte wieder meine alte Leidenschaft.
2009 haben Sie in Linz das -„NEXT-COMIC Festival“ gegründet …
… das mittlerweile zu den wichtigsten deutschsprachigen Festivals der Comic-Welt zählt. Das Festival konzentriert sich auf die Arbeit der Comic-Künstler, weit weg vom üblichen Comic-Merchandising-Angebot. Linz hat eine stark zeitgenössische Künstlerszene und einen modernen urbanen Kunstbegriff, daher ist das Festival hier ideal angesiedelt.
Wie waren Ihre beruflichen Begegnungen mit Manfred Deix?
Ich hatte die Ehre, mit Manfred einige Jahre zu arbeiten. Er ist ein Jahrhundertkünstler, und jetzt – Jahre nach seinem Tod – sehe ich, wie frei und ungebremst seine Karikatur war. Diese Freiheit fehlt uns heute, und seine Kunst wirkt auch heute noch sehr stark. Nicht umsonst wurde der erste abendfüllende Animationsfilm Österreichs nach seiner Lebensgeschichte konzipiert: der „Rotzbub“.
Ab 13. Juli ist das „Springfield“-Universum bei Ihnen zu Gast in Krems …
… darauf bin ich wirklich stolz: Wir zeigen erstmals in Europa über 150 handgezeichnete Bilder und Cels aus den ersten 13 Staffeln zu den „Simpsons“ aus der Sammlung von William Heeter und Kristi Correa.
Manfred, bekannt dafür, immer zu spät dran zu sein, arbeitete noch, während das Taxi bereits wartete. Endlich ließ er seinen Bleistift fallen, schlüpfte in den nächstbesten Anzug und stieg ins Taxi zu seiner Marietta. Er hatte aber versehentlich einen Anzug von ihr angezogen, am Rücken lösten sich bereits die Nähte.
Als Otto Waalkes die „Romy“ für sein Lebenswerk erhielt, ließ er es sich nicht nehmen, die Ausstellungen im Karikaturmuseum Krems zu besichtigen. Eine Mitarbeiterin präsentierte eine Tour de Force durch Ottos komische Welt. Otto musste einfach nur laut loslachen und war sichtlich ergriffen.
Der Kinderbuchautor Janosch sollte vor 300 Besuchern lesen, als er mir mitteilte: „Ich mag nicht bei den Kindern sein, sie strengen mich an.“ Im Publikum saß Schauspieler Gregor Seberg, also fragte ich ihn, ob er die Lesung übernehmen könnte. Die Kinder waren begeistert und Janosch blieb backstage.
STECKBRIEF
Name: Gottfried Gusenbauer
Geburtstag: 11. April 1968
Familienstand: in Partnerschaft, eine Tochter
Hobbys: Lesen, vor allem Graphic Novels
Lieblingsort: leider viel zu selten: der Badeplatz bei der Ruine Reichenstein in Tragwein
Lebensmittelpunkt: Julia, ihr Sohn Oskar und ich wohnen in Wien. Mein Arbeitsplatz ist in Krems und an den Wochenenden treffe ich meine Tochter Franziska in OÖ – „Klimaticket“ ist mein zweiter Vorname.
Lebensmotto: Don‘t stop me now (nach Freddie Mercury).
BERUFLICHER WERDEGANG
- HTL Elektrotechnik
- Kamera und Schnitt bei Montevideo Film Linz
- O.K Centrum für Gegenwartskunst OÖ
- Gründung -„Nextcomic Festival“ Linz09
- seit 2012 künstlerischer Direktor Karikaturmuseum Krems