Preis fürs Sanieren: Das sind die Sieger
Das heiße Eisen Klimaschutz, brandaktuelle Energiefragen – speziell vor dem Hintergrund der ganz augenscheinlichen Anhängigkeit vom russischen Öl und Gas – sowie eine zukunftsfite und menschenfreundliche Architektur: Die Gala zum Ethouse Award zeigte, dass innovatives und energieeffizientes Sanieren ein Gebot der Stunde ist. Im Rahmen der elften Ethouse Awards wurden gestern, 9. März, Best-Practice-Beispiele aus insgesamt drei Kategorien ausgezeichnet – und über die aktuelle Lage in Wirtschaft, Bau und Politik debattiert.
„Mit Preisen überschüttet“, wie die Juryvorsitzende, Architektin Renate Hammer, meinte, wurden schließlich drei Projekte.
Mehr als nur Sparpotenzial
Vorab hatten es fünf sehr unterschiedliche Sanierungs-Schmuckstücke in die engere Auswahl des von der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme ausgelobten Awards geschafft. Wir zeigen die Sieger – und die, die es knapp nicht aufs Siegertreppchen geschafft haben. Sie alle zeigen: Gebäudesanierungen können massive Energieeinsparungen schaffen – und gleichzeitig die Baukultur aufwerten.
Preisträger: Volksschule Brixlegg
Mustersanierung eines öffentlichen Gebäudes
Architektur: ARGE Architekturhalle Arch. R. Wulz
Energiekennzahl: 30,3 kWh/m2a (169,9 kWh/m2a vor Sanierung)
Verbesserung in Prozent: 82,17
Brixlegg ist eine mit 3 „e“ ausgezeichnete e5-Gemeinde und Teil der Klima- und Energiemodellregion Alpbachtal. Für die Sanierung der Volksschule (Baujahr 1966) wurde eine sehr hohe energetische und ökologische Qualität angestrebt. Um diese Sanierungsqualität zu gewährleisten, wurde das Projekt zur „Mustersanierung“ eingereicht. Realisiert wurde ein energie- und klimatechnisches State-of-the-Art Projekt. Die Schüler und Lehrer haben nun eine optimale Lern- und Arbeitsatmosphäre nach modernsten Kriterien.
Preisträger: Wohnhausanlage in Wien-Simmering
Wohnhausanlage fit für die Zukunft
Bauträger: GSD Gesellschaft für Stadt- und Dorferneuerung Ges.m.b.H.
Architektur: Arch. Werner Rebernig (GSD),
Energiekennzahl: 23 kWh/m2a (119 kWh/m2a vor Sanierung)
Verbesserung in Prozent: 80,67
Eine in die Jahre gekommene Wohnhausanlage erhielt ein zeitgemäßes neues Erscheinungsbild. Im Rahmen der Fördermittel durch den Wohnfonds Wien wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Unter anderem wurde die Energiekennzahl reduziert, Wohnungsfreiflächen in der Form von Loggien vergrößert, Barrierefreiheit und Sicherheitstechnik optimiert, die Außenanlagen und die Gemeinschaftseinrichtungen revitalisiert sowie 79 neue Dachgeschosswohnungen geschaffen.
Preisträger: Stadthaus in Linz
Geschichte mit Zukunft
Architektur: mia2 Architektur ZT GmbH
Energiekennzahl: 28,5 kWh/m2a (129,20 kWh/m2a vor Sanierung)
Verbesserung in Prozent: 77,94
Das Stadthaus liegt zentral zwischen dem Linzer Hauptplatz und dem Hafen. Der Bestand, basierend auf einer Grundsubstanz aus dem 16. Jahrhundert, wurde zu gewerblich genutzten Räumen sowie neuem Wohnraum saniert und erweitert. Die Charakteristik der historischen Substanz sollte bestmöglich erhalten bleiben: Eine Bebauungsplanänderung definierte die Geschoßigkeit wie die Position einer neuen Erschließung, Treppe und eines Lifts. Die Aufstockung erfolgte nach ökologischen, ökonomischen und bautechnischen Anforderungen in Mischbauweise.
Nominiert: Gemeindebau in Wien-Penzing
Architektur: Treberspurg & Partner Architekten ZT Gmbn
Energiekennzahl: 8,71 kWh/m2a (93,58 kWh/m2a vor Sanierung) bzw. 9,62 kWh/m2a (108,52 kWh/m2a vor Sanierung)
Verbesserung in Prozent: 90,69 bzw. 91,14
Im Rahmen der europaweiten Forschungsinitiative EU GUGLE wurde erstmals ein Gemeindebau der Stadt Wien aus dem Jahr 1969 auf Passivhausstandard thermisch saniert. Entwickelt wurde eine innovative Multi-Aktiv-Fassade. Zusammengearbeitet haben dafür die Universität für Bodenkultur (BOKU), Bauherr, Architekten, PV-Experten und ausführende Firmen. Die Solarfassade besteht aus einer vorgefertigten, hinterlüfteten Glasfront mit Kartonwabe, die Wärmedämmung auf der Rückseite wird von einer Holzkonstruktion getragen. Direkt in die Konstruktion integriert ist die Photovoltaik- (PV) und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Das Sanierungsprojekt der Stadt Wien kommt den Bewohnern, dem Klimaschutz sowie der Erforschung zentraler Zukunftsfragen zugute.
Nominiert: Franzosen Häuser Innsbruck
Bauträger: Neue Heimat Tirol Gemeinnützige WohnungsGmbH
Energiekennzahl: 35,07 kWh/m2a (161,6 kWh/m2a vor Sanierung)
Verbesserung in Prozent: 78,3
Die „Franzosenhäuser“ bestehen aus sechs Einzelgebäuden mit zwölf Treppenhäusern und 84 Wohnungen. Circa 2,3 km von der Innsbrucker Altstadt entfernt bietet die ruhige, grüne und dennoch zentrale Lage hohe Lebens- und Wohnqualität.
Ziel der energetischen Sanierung war der EnerPHit Sanierungs-Standard des Passivhaus Institut in Darmstadt, inklusive der Integration einer hochwertigen Komfortlüftungsanlage. Das Projektteam hat das historische Gesamtbild der „Franzosenhäuser“ erhalten, neue architektonische Akzente entsprechen modernen Häusern.