Preissteigerungen im Baugewerbe: Wie leistbares Wohnen trotzdem möglich ist
Was kostet ein Neubau? Werden Baukosten weiter steigen? Wann werden Baustoffe wieder günstiger? – Ein Auszug der aktuell am häufigsten gestellten Fragen im Netz, wenn es um Bauen und Wohnen geht. Berechtigt angesichts der Preissteigerungen im Baugewerbe, die allein 2021 mit 10 Prozent so hoch zu Buche schlugen wie zuletzt während der Energiekrise in den 1970er-Jahren.
Dessen ungeachtet steigt der Bedarf nach erweitertem Wohnraum – selbst für jene, die sich den Traum vom Eigenheim im Grünen bereits erfüllt haben. Nicht zuletzt der Pandemie geschuldet, die Homeoffice in vielen Betrieben salonfähig gemacht und die Nachfrage nach separierten Arbeitsbereichen in privaten Haushalten deutlich erhöht hat. Ebenso, wie das Bedürfnis nach Alternativen zur herkömmlichen Energieversorgung vor dem Hintergrund steigender Kosten für Strom und Heizung.
Betonkernaktivierung
Wer dabei ist, sein Gebäude aufzustocken oder einen Neubau in Massivbauweise plant, hat im Zuge einer Betonkernaktivierung die Chance, auf Sicht Heizkosten zu sparen.
Bei einer Betonkernaktivierung schafft man ergänzend zu den Heizkörpern zusätzliche temperaturausgleichende Flächen, mit denen sich ein Gebäude energieeffizient - je nach Saison - wärmen oder kühlen lässt. Dazu werden in den Wänden, Decken, Pfeilern und Böden aus Beton Rohre verlegt und über einen Verteiler mit der Heizung verbunden. Mittels Pumpen wird das Wasser, das die Rohre führen, erwärmt oder gekühlt und damit das Gebäude entsprechend vor Überhitzung oder Auskühlung geschützt. Eine optimale Ergänzung zu einer Decken- oder Fußbodenheizung.
Die größten Fallen bei Bauprojekten
Ungeachtet, welches Bauvorhaben man im Auge hat: Im Licht der vielfältigen Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz und Fördermöglichkeiten, aber auch Herausforderungen bei der Umsetzung ist es umso wichtiger, auf die Problemlösungskompetenz erfahrener Generalunternehmer und Baufirmen vertrauen zu können. Denn zu leicht tappt man in die Falle, wenn man aus Spargründen so viel als möglich selbst in Angriff nehmen möchte und dabei den Umfang des Vorhabens unter- und die eigene Belastbarkeit überschätzt. Einige Beispiele:
- Frustrierende Alleingänge: Wer die Planung des Bauprojekts, die Koordinierung der Handwerker-Arbeiten oder die Abwicklung der Förderanträge selbst schultern möchte, riskiert ungeplante Extrakosten – etwa durch Baumängel, die übersehen und daher nicht eingepreist wurden, Versäumnisse bei der Beantragung von Baugenehmigungen oder Förderungen durch Land und Bund.
- Mangelhafte Planung: Zeit ist Geld, das gilt einmal mehr beim Thema Wohnen. Doch jede Minute Denkarbeit, die man sich bei der Planung spart, kommt in der Phase der Umsetzung doppelt teuer – durch wesentliche Details, die die geplante Durchführung bzw. Abfolge der Handwerksarbeiten verlangsamen oder nicht geplante Arbeiten erforderlich machen.
- Unklare Ziele: Eine befriedigende Wohnbaulösung ist am Ende nur möglich, wenn man sich völlig im Klaren darüber ist, was im Zuge von Bau oder Sanierung am Ende herauskommt – Frust bleibt nicht aus, wenn man beispielsweise Altbau energieeffizient saniert, ohne sich bewusst zu machen, dass dies den ursprünglichen Charakter des Gebäudes und der Fassade wesentlich verändert.
- Falsche Lösung: Ein Niedrigenergiehaus als Fertigbau ist in vielerlei Hinsicht praktisch, aber nicht für jeden die geeignete Lösung. Vor allem, wenn eine Vielzahl persönlicher Vorstellungen berücksichtigt werden soll, ist man mit einem individuell gefertigten Massivbauhaus besser beraten.
Leistbare Wohnlösungen im Überblick
Ob Sanierung oder Neubau - auch wenn das eine wie das andere gut geplant sein will, gibt es Mittel und Wege, leistbare Wohnlösungen zu erzielen.
Mehrgenerationenhaus
Ob Doppelhaus, alle unter einem Dach oder eine Lösung mit Einlegerwohnung – Mehrgenerationenhäuser im Massivbau sind angesichts steigender Lebenskosten verstärkt im Kommen. Nicht zuletzt, weil sich die Finanzierung bzw. allfällige Reparaturen gemeinsam leichter stemmen lassen. Auch in puncto Nachhaltigkeit punkten die Gebäude, wenn sie entsprechend energieeffizient geplant wurden, z.B. mittels thermischer Aktivierung der Betonteile.
Um die Wünsche aller Beteiligten zu erfüllen, plant man den Neubau am besten gemeinsam mit einem zuverlässigen und erfahrenen Bauunternehmen. Folgende Punkte sollten im Vorfeld restlos geklärt sein, um Konflikten rund um die Güterverteilung vorzubeugen.
- Welche Wohnlösung soll es sein?
- Wie die verfügbare Fläche räumlich gestaltet sein?
- Welche Räume sollen gemeinschaftlich genutzt werden können?
- Wie viel Geld hat man für das Bauvorhaben zur Verfügung?
- In welcher Höhe werden die Kosten auf die beteiligten Personen aufgeteilt?
- Wie sieht es mit der Finanzierung bzw. Instandhaltung aus, wenn einer der betreffenden Personen "ausfällt", stirbt oder sich scheiden lässt? Wem gehört was?
Ein Doppelhaus ist insbesondere dann zu überlegen, wenn man die Betriebs- und Energiekosten getrennt abgerechnet wissen will bzw. es unterschiedliche Zugänge oder Anforderungen in puncto Privatsphäre, Heizaufkommen und Wasserverbrauch oder Alltagsgewohnheiten gibt.
Für wen ist ein Mehrgenerationenhaus die optimale Lösung?
Mehrgenerationenhäuser sind nicht nur für Mitglieder unterschiedlicher Generationen interessant, sondern auch für zwei (Geschwister) Paare mit Kindern geeignet, die sich der leichteren Finanzierbarkeit wegen zu einer Hausgemeinschaft zusammenschließen wollen.
Aufstockung
Wer die Wohnfläche vergrößern will oder muss, ist mit einer Aufstockung gut beraten. Anders als bei anderen Bauvorhaben ist dieses in vergleichsweise kurzer Zeit fertiggestellt, da das Bestandsgebäude bereits fertig vorliegt. Mit durchschnittlich 10.000 Euro ist das Projekt auch deutlich leichter finanzierbar als der Neubau bzw. Kauf eines Hauses.
Weitere Vorteile sind:
- Das Gebäude kann während der Bauzeit bewohnt werden
- Kosten für Fundament und Keller entfallen
- Nach der Fertigstellung können die neuen Räume im dazugewonnenen Stockwerk rasch bezogen werden
Bei entsprechender Modulbauweise ist es möglich, das Stockwerk bei Bedarf wieder abtragen zu lassen.
Für wen ist die Aufstockung die richtige Lösung?
Eine Aufstockung ist für all jene optimal, die keine Möglichkeit haben, ihre Wohnfläche im Rahmen eines Zubaus zu verbreitern, aber auch dann, wenn - vorübergehend oder dauerhaft - separiert eine größere Wohneinheit geschaffen werden soll.
Anbau
Je nach verfügbarer Fläche rund um das Bestandsgebäude bzw. dessen Zugänglichkeit für schweres Arbeitsgerät ist eine Verbreiterung oder Verlängerung in Form eines zusätzlichen Gebäudeteils möglich. Zu bedenken ist, dass im ersten Fall auch das Dachgeschoss entsprechend erweitert werden muss; in jedem Fall ist im Vorfeld eine Baugenehmigung einzuholen. Bei rund 50 Quadratmeter belaufen sich die Kosten auf bis zu 170.000 Euro - in Abhängigkeit von Bauweise und -materialien. Um sicherzustellen, dass im Falle älterer Häuser der neue zum bestehenden Gebäudeteil optisch passt, ist die Planung und Beratung durch einen Profi ratsam.
Alternativ oder zusätzlich können bisher ungenutzte Flächen innerhalb des Gebäudes im Dachboden oder Keller durch entsprechende Umbauten bewohnbar gemacht werden.
Für wen ist ein Anbau die optimale Lösung?
Von Arbeits- über zusätzliche Kinderzimmer bis hin zum Wintergarten - ein Anbau ist ideal für alle, die gerade ein bis zwei Räume mehr benötigen, um den Wohnbedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht zu werden.
Altbausanierung
Im Altbau zu wohnen kann teuer werden, vor allem, wenn seit dem Bau noch keine Sanierung erfolgt ist. Dass diese nicht unwesentlich zum Energiesparen beiträgt, ist erwiesen. Um bis zu 60 Prozent lassen sich die Stromkosten mittels Außendämmung, Fenster der höchsten Energieeffizienzklasse und Heizungstausch einsparen.
Pro Quadratmeter schlägt eine Sanierung mit rund 1.000 Euro zu Buche, was sich bei entsprechender Größe des Wohnobjekts auf mindestens 100.000 Euro summiert. Entsprechende Förderungen durch Land und Bund, die im Vorfeld der Arbeiten beantragt werden, sollte man sich daher nicht entgehen lassen.
Je nach persönlicher finanzieller Ausgangslage lohnt es sich, eine Altbausanierung als ein längerfristiges Projekt in einzelnen Etappen anzugehen. Dazu ist eine gründliche Bestandsaufnahme unumgänglich, an deren Ende folgende Fragen geklärt sein sollten:
- Zustand von Fassade, Dach (inklusive Dachstuhl), Fenster, Böden und Türen
- Dämmung von Dach, Decken und Wände
- Zustand des Mauerwerks (Feuchtigkeit, Schimmel und Schäden)
- Erneuerungsbedarf bei Elektroinstallationen, sanitären Anlagen und Heizung
Aufschluss über die eigentlichen Einsparpotenziale gibt ein Energieausweis, der anhand der letzten drei Jahre den tatsächlichen Verbrauch an Strom und Heizung für das Gebäude im Ist-Zustand ausweist.
Ob am Ende eine Komplettsanierung nicht günstiger kommt als eine Sanierung in Abschnitten, lässt sich im Rahmen einer umfassenden Beratung mit der Hausbank klären. Zur empfohlenen Reihenfolge im Falle einer Teilsanierung weiß die Baufirma des Vertrauens Rat. Gegen unerwartete Probleme ist bei einem Projekt dieser Größenordnung eine Bauversicherung sinnvoll. Sind die Voraussetzungen geklärt, übergibt man die Koordinierung und Abwicklung der Sanierung sowie der Professionisten in die Hände eines erfahrenen Generalunternehmers.
Für wen ist die Altbausanierung die optimale Lösung?
Eine Altbausanierung lohnt sich für alle, für die der Charme klassischer Architektur wesentlich zum Wohlbefinden im Eigenheim beiträgt. Bewusst sollte einem sein, dass mit zunehmendem Erneuerungsaufwand eine Altbausanierung am Ende teurer als ein neues Eigenheim ausfallen kann bzw. sie in Etappen umgesetzt deutlich länger dauert. Um sicherzustellen, dass im Rahmen eines Umstiegs auf energieeffiziente Lösungen die Fassade und das Interieur optisch nicht zu sehr zu leiden haben, ist es ratsam, einen darauf spezialisierten Architekten heranzuziehen.