Die spinnen, die Röm… äh, die Venezianer!
Seit Jahren klagen die Einwohner Venedigs über die ständige Besucher-Flut und einen unzumutbaren Overtourism. Täglich stürmen bis zu 100.000 Gäste die Stadt, am vergangenen Ostermontag sollen es sogar an die 140.000 gewesen sein. Pro Jahr schieben sich fast 30 Millionen Menschen durch die Gassen der weltberühmten Stadt. Zum Vergleich: Wien besuchten 2019 knapp acht Millionen Touristen (Wien Tourismus). Während der Pandemie und der damit einhergehenden „Reisepause“ kehrte in Venedig etwas Ruhe ein. Bürgermeister Luigi Brugnaro und sein Team nutztendie Zeit, um Möglichkeiten zu finden, die Besucherströme zu lenken. Die Lösung: Venedig wird mit Timeslots und Eintrittspreisen quasi zum größten Museum der Welt.
Venedig: Bis zu 10,– Euro Eintritt
Ab Sommer startet das Pilotprojekt: Touristen werden dazu verpflichtet, den Venedig-Besuch über eine Buchungsplattform vorab zu reservieren. Die Stadtverwaltung möchte damit einen Überblick über die täglichen Besucherzahlen bekommen und die Planung in Zukunft optimieren. Ab 2023 werden Tagestouristen zur Kasse gebeten, die Eintrittstickets kosten je nach Saison angeblich zwischen drei und zehn Euro. Pro Tag sollen so die Besucherzahlen auf etwa die Hälfte reduziert werden – das wären in etwa zwischen 40.000 und 50.000 Menschen. All jene, die in Venedig übernachten, werden von dieser Gebühr ausgenommen.
Keine Lagunen-Durchfahrt für große Kreuzfahrtschiffe
Die vielen Tagestouristen sind auch den gigantischen Kreuzfahrtschiffen geschuldet. Venedig ist so gut wie bei jeder Mittelmeer-Tour ein fixer Ankerpunkt und Buchungsgarant. Diesem Treiben hat die italienische Regierung bereits im August 2021 einen Riegel vorgeschoben: Große Hochseekreuzer dürfen nicht mehr am Markusplatz vorbei und durch den Giudecca-Kanal schippern. Seit heuer gibt es einen temporären Ankerplatz inklusive Terminal am Industriehafen Marghera (Festland), der über eine andere Seeroute anzufahren ist.
Das Verbot gilt für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Tonnen Gewicht, über 180 Metern Länge und 35 Metern Höhe. Genauso wie für Schiffe, die bestimmte Abgasnormen nicht erfüllen.