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Gardasees | Credit: iStock.com/YKD
Limone Sul Garda Stadtbild am Ufer des Gardasees.
Limone Sul Garda Stadtbild am Ufer des Gardasees.
iStock.com/YKD

Ist der Gardasee bald leer?

21.06.2022 um 11:42, Simone Reitmeier
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Italien-Urlauber müssen jetzt stark sein: Um dem Fluss Po aus der Hitzewelle zu helfen und die Wasserversorgung in Norditalien sicherzustellen, soll Wasser aus dem Gardasee abgepumpt werden.

Die erste Hitzewelle des Jahres lähmt Westeuropa und bringt Rekordtemperaturen, Unwetter und extreme Dürre mit sich. In Spanien toben unkontrollierbare Waldbrände, in Frankreich wurden noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen so früh im Sommer 40 Grad gemessen. 2014 kündigte eine französische Moderatorin noch ein drohendes Klimaszenario mit extrem hohen Temperaturen für 2050 an – heute ist das bereits Realität.

Rekord-Dürre in Norditalien 

Auch Italien setzt die Hitze zu, dort herrscht die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. In den nördlichen Regionen des Landes erreichen die Wasserreserven ein kritisches Niveau, Regionalpolitiker sprechen bereits von einem Krisenzustand. Die Trinkwasserversorgung könne laut Präsident des Piemont Alberto Cirio noch gewährleistet werden, in der Landwirtschaft werde es aber eng.

Wasser aus dem Gardasee soll helfen

Der Po ist Italiens längster Fluss und größtes Wasserreservoir, sein Pegel ist aktuell so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr. Das Volumen ist angeblich um über 70 Prozent geschrumpft. In Piemont, der Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna – dort befindet sich die Po-Ebene – soll der Notstand ausgerufen werden. In vielen Gemeinden darf Wasser nur noch zu lebenswichtigen Zwecken (Trinken, Kochen) verwendet werden, in einigen Städten der Provinz Novara wird die Wasserversorgung nachts sogar unterbrochen.

Flussufer Po | Credit: PIERO CRUCIATTI / AFP / picturedesk.com
Boote am ausgetrockneten Po-Ufer in Boretto, nordöstlich von Parma (Emilia-Romagna).

Um das Problem der Wasserknappheit zu entschärfen, erwägen italienische Behörden nun Wasser aus dem Gardasee abzupumpen und in den Po fließen zu lassen. Die dort ansässigen Gemeinden wehren sich jedoch, da der bei Touristen beliebte See selbst 46 Zentimeter unter dem Schnitt der vergangenen Jahre liegt. Leer wäre der See dadurch zwar nicht, in punkto Temperaturen ist aber auch keine Entspannung in Sicht. Gegenüber der Tageszeitung „La Repubblica“ gab die „Gemeinschaft der Gardaseegemeinden“ zu bedenken, dass das geplante Abpumpen für den Po zu wenig und keine Lösung sei, sondern auch den Gardasee gefährden würde, der im Moment nur zu etwa 60 Prozent gefüllt sei.