Die fünf schönsten Hausboot-Touren in Frankreich
Frankreich ist das Land der Kanäle. Zwischen dem Ende des 16. Jahrhunderts bis ins zwanzigste Jahrhundert war das Land von einem regelrechten Kanalbaufieber erfasst worden. Hier hat man schon früh das Kunststück gemeistert, Wasserstraßen bergauf zu führen und auf der anderen Seite des Scheitels wieder herunterkommen zu lassen. Heute werden nur mehr die wenigsten Kanäle für den Schwerverkehr genutzt, der sich vollständig auf Autobahnen und Schienen verlagert hat. Frankreichs Kanalnetz mit 8.500 Kilometern gehört den heute den Kanufahrern, Hausbootkapitänen und Fahrradfahrern.
1 Canal de Bourgogne
Etwas Hausboot-Erfahrung sollte man mitbringen, wenn man den 242 Kilometer langen Wasserweg befahren will – es sind nämlich 127 Schleusen zu bewältigen. Der „Burgunder Kanal“ wurde 1833 als schiffbare Verbindung zwischen dem Burgund und dem Pariser Becken eröffnet und führt von St. Jean de Losne an der Saône über Dijon nach Migennes an die Yonne, ein kleiner Fluß, der in die Seine mündet. Heute werden auf dem Kanal keine Güter mehr transportiert, nur mehr „Penichen“ verkehren hier. Hat man die etwas eintönige Gerade zwischen Saone und Dijon hinter sich, beginnt eine wunderschöne, abwechslungsreiche Hügellandschaft. Tipp: Unbedingt bei Venarey-les-Laumes einen Halt einlegen, um die Ausgrabungsstätte von Alesia zu besuchen!
2 Canal du Midi
Der berühmteste Kanal Frankreichs ist zusammen mit dem Canal de Garonne (bzw. dem Fluss Garonne) eine frühe „Schnellverbindung“ zwischen Atlantik und Mittelmeer. Erbaut wurde die Wasserstraße unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. Sie gilt bis heute neben dem Eiffelturm als das bedeutendste Ingenieurbauwerk des Landes. Fertiggestellt im Jahr 1694, ist die von abertausenden alten Platanen gesäumte Hauptstrecke zwischen Toulouse und Sète 240 km lang. Heute ist der Canal du Midi eine der beliebtesten touristischen Routen für Wanderer, Biker, Paddler und Penichen-Fahrer in Südfrankreich. Zwischen Ausgangs- und Endpunkt gibt es viele Städte und Städtchen zu besichtigen, wie etwa Castelnaudary, Carcassonne, Narbonne, Béziers oder Agde. Einziger Wermutstropfen: mit über 70.000 Besuchern und Nutzern pro Jahr ist die Strecke vor allem im Sommer überlaufen und den Platanen geht es vielerorts auch nicht gut, weil der Pilz an ihnen nagt.
3 Canal de Garonne
Der kleine Bruder des „Canal du Midi“ wurde ein Jahrhundert später als dieser gebaut. Er verbindet Toulouse und Castets-en-Dorthe, wo die Boote auf die schiffbare Garonne wechseln können, die in den Atlantik mündet. Eine der schönsten Teilstrecken liegt zwischen Moissac und Montech. Die Abtei von Moissac sollte man gesehen haben, genauso wie das zauberhafte Städtchen Cadillac. Sie lesen richtig – der Ort war Namensgeber der berühmten US-Automarke. Die Auto-Stadt Detroit entstand nämlich aus einem 1701 angelegten Pelzhändler-Fort, dessen Gründer ein (mutmaßlicher) französischer Adeliger namens de Cadillac war.
4 Canal de la Marne au Rhin
Seit der Eröffnung des Marne-Rhein-Kanals im Jahr 1853 kann man von Paris nach Strasbourg auf dem Wasser reisen. Zwischen Vitry-le-Francois und Strasbourg liegen 314 Kilometer – die längste, künstliche Wasserstraße Frankreichs. Man durchquert im Boot mehrere Tunnels, darunter einen von 2,3 Kilometer Länge (bei Arzviller), muss imposante Schleusen passieren, wie etwa jene von Réchicourt. Auch der riesige Schiffs-Aufzug von Saint-Louis-Arzviller ist eine Attraktion für sich – da steht sogar den Kids der Mund offen vor Staune. Die Elsass-Durchquerung führt entlang Reise entlang der Schlösser von Haut-Barr, Saverne und Lutzelbourg, weitere Highlights sind die Städte Bar-le-Duc, Toul und Nancy.
5 Canal de l’Ourcq
Der Kanal, den man „Urk“ ausspricht, ist die Fluchtroute der Pariser, wenn sie auf dem Wasser dem Stadtgetümmel entfliehen wollen. Ausgangstour für eine Kanaltour ist das Hafenbecken von La Villette. Man passiert die „Cité de la Science“ und die alten Mühlen von Pantin, bevor nach den Banlieues schön langsam das ländliche Frankreich beginnt. Die Gesamtlänge beträgt 108 Kilometer, die Endstation (oder der Ausgangspunkt) ist das kleine Dorf Port-aux-Perches.