9-Euro-Ticket: Deutschland fährt Flatrate
Seit dem ersten Juni kann man das „9-Euro-Ticket“ erwerben, das einen Monat lang freie Fahrt mit Regionalzügen, Bussen und U-Bahnen („öffentlicher Personennahverkehr“) in ganz Deutschland ermöglicht. Selbstverständlich steht es auch ausländischen Reisenden frei, sich das nicht übertragbare Ticket zuzulegen, das man an Automaten, übers Internet oder am Schalter kaufen kann. Nur seinen Namen muss man eintragen und für eine allfällige Kontrolle ein gültiges Ausweisdokument mit sich führen.
7 Millionen vorab verkaufte Tickets
Das klingt natürlich super und ist umso attraktiver, als die Bahn auf den Langstrecken in den vergangenen Jahren ja nicht unbedingt günstiger geworden ist. Einfach einsteigen und sich zum Billigtarif von Freilassing oder Passau quer durch Deutschland nach Berlin, Hamburg oder an die Ostsee schaukeln zu lassen: weil das so super ist, geht das 9-Euro-Ticket weg wie die die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Bis zum Aktionsstart am 1. Juni wurden laut Deutscher Bahn über sieben Millionen Tickets verkauft. Den ersten Praxistest ergab das am vergangenen Pfingstwochenende.
Polizei musste Züge wieder räumen
Wie sich zeigte, wurden die Züge vor allem in den großen Städten gestürmt, um Ausflugsziele in Nah und Fern zu erreichen. Reisende berichteten schon am Samstag von teils völlig überfüllten Waggons und Verspätungen. In manchen Bahnhöfen mussten die Züge von der Polizei geräumt werden, weil das Zugpersonal nicht zu den Arbeitsplätzen gelangen konnte. Vielen Bahnkunden gelang es nicht, einen Sitzplatz zu ergattern. Beinahe überall stellte der Transport von Fahrrädern ein Problem dar, mancherorts musste der Radtransport sogar ganz eingestellt werden.
Keine Speisewägen, wenig Toiletten
Die für den Regionalverkehr zuständige DB Regio will angesichts des Verkaufsschlagers 9-Euro-Ticket alles an Zügen in die Schlacht werfen, was sie in Reserve hat. Vor allem auf den Nord-Süd-Strecken soll das Angebot an Zugverbindungen aufgestockt werden. Ratsam ist es dennoch, die deutschen Regionalzüge an den kommenden Wochenenden eher zu meiden und das Schnäppchen-Ticket lieber von Montag bis Donnerstag zu nutzen. Eins darf man auch nicht vergessen: Regionalexpresszüge (RE) haben normalerweise wenig Toiletten. Das kann schon mal recht eng werden.