Zeitgeist: Simpsons zensieren sich selbst
Seit 1989 zählt die Zeichentrickserie "Die Simpsons“ zu den qualitativen Dauerbrennern der internationalen Fernsehlandschaft. Die Geschichten rund um ihre Protagonisten Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie – eine leicht dysfunktionale, aber liebenswerte US-amerikanische Durchschnittsfamilie – begeistern ein globales Millionenpublikum und wurden bereits mit 28 Emmys ausgezeichnet. Der Humor der Serie ist seit jeher tiefschwarz ausgerichtet, satirischer Natur und scheut auch nicht vor der einen oder anderen Verletzung des guten Geschmacks zurück. Dadurch werden einerseits gesellschaftliche Missstände gekonnt kritisiert und hinterfragt sowie andererseits die Skurrilität des Slapstick-Humors zelebriert. Allzu ernst nehmen sollte man die dargestellten Handlungen jedenfalls nicht. Und auch davon, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, ist abzuraten.
Würgeverbot für Homer
Von diesem Umstand dürften jedoch einige gegenwärtige Publikumsschichten überfordert sein. Denn vor kurzem kündigten die Simpsons-Produzenten an, auf einen legendären Running Gag in Zukunft verzichten zu wollen. Es handelt sich dabei um die berühmt berüchtigte „Würge-Szene“, die bisher stets zu sehen war, wenn Bart seinen cholerischen Vater Homer durch ein besonders provokantes Auftreten wieder einmal zur Weißglut getrieben hatte. Nun könnte man diesen Akt der Selbstzensur mit dem Verweis darauf, dass Gewalt gegen Kinder sich nicht für Scherze eigne, rechtfertigen, wenn es sich bei den Simpsons um einen pädagogischen Lehrfilm oder ein seriöses Drama handeln würde. Ob diese Maßstäbe jedoch auch an ein Format anzulegen sind, das als betont satirisch überzeichnet zu charakterisieren ist, sei dahingestellt. Die Fangemeinde reagierte jedenfalls zwiespältig auf die Entscheidung: Während manche sie als überfällig begrüßten, zeigten sich andere über den Verlust tief enttäuscht.