Vorsprung: Was Frauen besser können als Männer
Buchtitel wie „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ oder „Männer sind anders – Frauen auch“ geben einfache Erklärungen für die Unterschiede zwischen Mann und Frau ab. Doch richtige biologische Verschiedenheiten festzustellen, ist bedeutend schwieriger, und nur die wenigsten sind wissenschaftlich erklärbar. Männer verfügen um bis zu 15 Prozent mehr Gehirnmasse und haben einen geringeren Fettanteil im Körper. Aber auch das vermeintlich schwache Geschlecht ist mit biologischen Vorteilen ausgestattet.
Frauen werden älter
Egal, ob in Österreich, Mexiko oder Kanada, Frauen leben um rund sechs Jahre länger als Männer. Statistisch belegt ist, dass Frauen etwa sechs Jahre später von koronaren Herzkrankheiten betroffen sind und Männer häufiger an Tumoren erkranken. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. „Genau hier setzt die Gender-Medizin an. Würde man die Ursachen kennen, könnte man Behandlungsmethoden ableiten“, erläutert Margarethe Hochleitner, Gender-Medizinerin an der Universität Innsbruck. Forscher führen die erhöhte Lebenserwartung vor allem auf den Lebensstil zurück, da Männer ein risikoreicheres Leben führen und weniger an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Eine Wahrscheinlichkeit, dass es biologische Ursachen für die größere Langlebigkeit der Frauen gibt, bleibt aber immer noch bestehen.
Evolutionsvorteil
Frauen tragen im Erbgut zwei X-Chromosomen, Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Tritt beim X-Chromosom eine Funktionsstörung auf, wie zum Beispiel eine angeborene Immunschwäche, besitzen Frauen ein „Sicherheits-Duplikat“, um Schäden zu kompensieren. Männern fehlt diese Reparaturmöglichkeit. Demzufolge sind sie Mutationen im X-Chromosom schonungslos ausgeliefert.
Vernetzte Querdenker
Während linke und rechte Gehirnhälfte bei Männern gerne für sich bleiben, findet im weiblichen Gehirn ein reger Austausch statt. Das Sprachzentrum ist bei Frauen in beiden Gehirnhälften zu finden, wodurch die Sprachfähigkeit ausgeprägter und ausbaufähiger ist. Bei Männern ist die Sprache nur in einer Hälfte verankert. Auch die Chance, die Sprachfähigkeit nach einem Schlaganfall zurückzugewinnen, ist bei Frauen höher. „Da das Gehirn besser zusammenarbeitet, kann die gesunde Hirnhälfte Arbeit der beschädigten übernehmen“, informiert Gender-Medizinerin Hochleitner.
Mehr als doppelt so langer Orgasmus
„Rein biologisch ist der sexuelle Appetit beim ‚starken‘ Geschlecht bereits um das 20. Lebensjahr am größten, bei Frauen erst mit etwa 40 Jahren“, informiert die Wiener Sexualtherapeutin Brigitte Moshammer-Peter. Darüber hinaus verspüren Frauen angeblich eine intensivere sexuelle Ekstase als Männer und sind zu multiplen Orgasmen fähig. Bei Männern ist im Normalfall nach dem ersten Schuss Schluss. Der weibliche Orgasmus dauert in der Regel zwischen 30 und 90 Sekunden. Männern ist nur ein Höhepunkt von 10 bis 15 Sekunden vergönnt. Darüber hinaus werden Frauen niemals den Blamage-Effekt erleben, denn Männer bei einer ausbleibenden Erektion fühlen. Eine Frau kann zwar nicht immer, aber sie kann jederzeit so tun als ob.
Schärfere Sinne
Frauen profitieren angeblich nicht nur von einem besseren Geschmackssinn, auch Tast- und Geruchssinn sind sensibler. US-Forscher fanden heraus: Je kleiner die Hand, desto größer die Anzahl der Nervenzellen pro Fläche. Da Frauen im Durchschnitt kleinere Hände als Männer haben, würden sie demzufolge mehr Fingerspitzengefühl beweisen. Brasilianische Forscher geben eine biologische Erklärung ab, warum Frauen die bessere Nase haben. In ihren Riechkolben befinden sich fast doppelt so viele Nervenzellen wie in dem von Männern. Juan Alberto Sanchis-Gimeno von der University of Valencia fand heraus, dass normalsichtige Frauen weitere Pupillen als Männer haben. Erklärung gab der Forscher keine ab, ließ aber Raum für Spekulationen. Die Pupillen aller Menschen weiten sich bei Dunkelheit, Angst und seelischer Belastung. Aus Sicht der Evolutionsbiologie könnte das bedeuten, dass Frauen aufmerksamer sehen können.