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iStock.com/Mariakray

Faszination Faszien

12.02.2021 um 10:51, Alexandra Nagiller
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Jedes Organ in unserem Körper und jeder Muskel bis hin zu jeder einzelnen Muskelfaser ist von Faszien umhüllt. Welche Bedeutung hat also dieses Gewebe für unsere Gesundheit?

Faszien sind überall, sie umgeben Muskeln, Organe, Nerven und Gelenke – und dennoch befasst sich die Wissenschaft erst seit einigen Jahren mit diesem fast unscheinbaren Bindegwebe, dem inzwischen richtige Zauberkräfte für unsere Gesundheit nachgesagt werden. Doch was ist dran an diesem Hype?  

Jeder von uns hat wahrscheinlich schon einmal die durchsichtigen, milchig-weißen Häute vom Hühnerfleisch geschnitten. Das sind Faszien. Barbara Scheiber, Physiotherapeutin und in der Lehre & Forschung der fh gesundheit tätig, ergänzt: „Diese dünnen Häute besitzen eine netzartige Gewebsstruktur, in der die Fasern in unterschiedliche Richtungen verlaufen. Das besondere ist, dass die Fasern verbindend und trennend wirken. Jeder Muskel besitzt eine eigene Faszie, die ihn funktionell von anderen Muskeln trennt, gleichzeitig stehen die Faszien miteinander in Verbindung.“

Konkret besitzen Faszien eine stützende Funktion. Wenn es aber zu einer Dysbalance im Tonus kommt, dann hat das dadurch nicht nur lokale Auswirkungen: „Die Faszien versuchen einwirkende Kräfte auf eine größere Fläche zu verteilen“, erklärt Scheiber. Und schon entstehen Verklebungen, sprich verhärtete Strukturen.

Der Rücken sowie der Nacken- und Schulterbereich sind besonders häufig von beeinträchtigten Faszien betroffen. Und zwar in erster Linie deshalb, weil diese Körperregionen im Arbeitsalltag zum Teil stundenlang in ein und derselben Position verharren. Die Folge sind verhärtete Faszien, Schmerzen und eine Schonhaltung, die wiederum die Überlastung von anderen Körperstellen bewirkt. Der Tipp der Expertin: „Früher war immer die Rede von richtigem Sitzen, defacto geht es aber darum, öfter aufzustehen, die Sitzposition zu ändern und dynamisches Sitzen in den Alltag zu integrieren.“

Viele schwören gerade bei Rückenproblemen auf Faszienrollen. „Das Prinzip ist, dass das eigene Körpergewicht genutzt wird, um die Faszien auszupressen und so die elektrische Spannung zu ändern, was das Gewebe zur Produktion neuer Bestandteile anregt. Weiters wird die Durchblutung und das Wohlbefindengesteigert, ebenso wie die Nährstoffversorgung. An sich ist das eine gute Methode, aber eben nur eine passive, viel besser ist es, aktiv etwas zu tun. Jede Bewegung ist gut“, erklärt die Physiotherapeutin.

Konkret gibt Scheiber den Tipp, den gesamten Bewegungsrahmen auszunutzen, auch beim Dehnen: „Wenn man sich z.B. vorbeugt um den hinteren Oberschenkelmuskel zu dehnen, dann sollte man auch den Oberkörper und Kopf mit hinunter nehmen, um auch die Faszien dort elastisch zu halten.“ Zudem sei vielseitige Bewegung wichtig. Aber auch Stress hat Auswirkungen – das vegetative Nervensystem ist eng mit den Faszien verbunden und kann für Spannungen im Körper sorgen.

Den Hype um Faszien hält die Expertin dennoch für etwas übertrieben: „Es ist wichtig, die Funktionalität aufrecht zu erhalten, das gleiche gilt aber auch für Muskeln etc.“ Fakt sei dennoch, dass wir in den letzten Jahren auch viel gelernt haben über Faszien: „Diese sind keine rein passiven Strukturen. Sie unterstützen viele Funktionen im Körper. Faszien enthalten sehr viel mehr Bewegungssensoren und Schmerzrezeptoren, als sich in den Muskeln und den Gelenken finden lassen. Das macht das Bindegewebe zu einem bedeutenden Sinnesorgan.“ Wir sollten also auf jeden Fall sorgsam mit unseren Faszien umgehen: Möglichst abwechslungsreich im vollen Bewegungsumfang bewegen, ruhig auch mal etwas Neues probieren und neue Belastungsreize schaffen, genügend trinken, dehnen – und bei Verklebungen gerne auch passiv die Faszienrolle nutzen.

Barbara Scheiber istvPhysiotherapeutin und in der Lehre & Forschung der fh gesundheit (Tirol) tätig.

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