Karin Teigl: "Die sehen nur die Urlaube, die Taschen, die Spielerfrau"
weekend: Mit über 300.000 Followern auf Instagram zählst du zu den erfolgreichsten Influencern Österreichs. Wie bist du überhaupt zu diesem Beruf gekommen?
Karin Teigl: Ich hatte schon immer einen Modevogel und habe irgendwann auf meinem privaten Instagram-Account begonnen, Spiegelselfies zu teilen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste ich meinen heiß geliebten Job bei Red Bull dann hinter mir lassen und dann hatte ich Zeit, mich erst einmal wieder zu finden. Durch ein befreundetes Paar, die übrigens auch unsere Hochzeitsfotografen waren, stand mein Mann Georg dann das erste Mal hinter und ich vor der Kamera. Und so hat das angefangen. 2016 habe ich dann gemeinsam mit einer Freundin meinen Blog gelauncht und innerhalb eines Monats hatte ich bereits 5000 Follower.
weekend: Das war vor sechs Jahren, mittlerweile ist der Pool an Influencern mehr als gut gefüllt. War es damals noch leichter, mit Instagram zu starten?
Karin Teigl: Definitiv, wobei ich ja schon spät dran war. Alle anderen großen österreichischen Blogger haben bereits vier bis sechs Jahre vor mir begonnen. Ich glaube, dass es dennoch möglich ist, man muss sich aber an die Trends halten. Früher haben Fotos gereicht, mittlerweile funktionieren nur mehr Videos. Man muss seine Nische finden und wissen, wofür man steht. Nur wer am Ball bleibt, wird auch erfolgreich.
weekend: Glaubst du, dass sich die Insta-Bubble irgendwann erschöpft?
Karin Teigl: Auf jeden Fall, es trennt sich bereits jetzt die Spreu vom Weizen. Platzen wird sie aber nicht, schließlich ist Instagram das beste Medium für Werbung. Die Firmen denken jedoch um. Mittlerweile ist eine Meinung zu haben weitaus wichtiger als die Followeranzahl. Das finde ich sehr gut!
Mir ist es wichtig, dass die Leute merken, dass ich nicht dieser 0815-Influencer bin.
Karin Teigl über die Insta-Bubble
weekend: Der Beruf steht jedoch nach wie vor im Kreuzfeuer: Bekommst du Hate?
Karin Teigl: Ganz wenig, außer ich spreche relevante Themen an. Und das tue ich oft, dafür bin ich mittlerweile bekannt. Ich nehme mir aber für jede kritische Nachricht Zeit, schick meistens Sprachaufnahmen zurück und erkläre den Leuten meinen Standpunkt. Schreiben ist schwierig, weil man immer nur das liest, was man lesen möchte. Und von zehn Menschen kann ich acht meist zum Umdenken bewegen. Der Rest ist dem Beruf gegenüber einfach negativ eingestellt. Die sehen nur die Urlaube, die Taschen, die Spielerfrau. Und solche Leute kannst du nicht belehren.
weekend: Apropos: Dein Mann spielt bei Austria Wien. Nervt dich der Begriff Spielerfrau?
Karin Teigl: Der ist mir egal, da stehe ich drüber. Es gibt natürlich einige, die den Lifestyle so genießen, aber auch das darf nicht verurteilt werden. Das Problem, das viele nicht sehen, ist, dass der Profi-Sport viel Unvorhersehbares mit sich bringt. Dadurch ist es auch oft für die Partnerinnen schwierig, Fuß zu fassen. Einfach auch, weil die meisten Firmen sie nicht einstellen, weil sie nicht wissen, ob sie in einem halben Jahr überhaupt noch am gleichen Ort sind. Diese Hürde sehen die Leute nicht, sie sehen nur die Frauen, die nichts arbeiten. Und so werden Klischees erfüllt.
weekend: Haben eure Jobs je zu Problemen in der Beziehung geführt?
Karin Teigl: Schon ja. Eine Zeit lang hat jeder von uns beiden sein eigenes Leben geführt und dann entfernt man sich irgendwann. Und auch das Handy ist ein großer Störfaktor. Wir haben die Dinge dann angesprochen und gemeint, es muss sich etwas ändern. Deshalb nehmen wir uns jetzt bewusst Offline-Zeiten. Nach 20 Uhr und in der ersten Stunde in der Früh hat das Handy Sendepause. Da reden wir miteinander, das verlernt man sonst.
weekend: Kommen wir noch einmal zurück zu Social Media: Welche großen Vorteile siehst du in Instagram und Co.?
Karin Teigl: Die Reichweite, die ich für Gutes nutzen kann! Ich verstehe auch nicht, wieso da nicht mehr passiert. So viele Influencer haben eine riesige Anzahl an Followern und könnten viel mehr tun. Da ist auf jeden Fall Luft nach oben und ich möchte als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, wie einfach das funktioniert! Wer sonst kann innerhalb von einer halben Stunde 30.000 Euro an Spenden sammeln?
weekend: Apropos Geld: Gerade Influencer werden oft für ihr großes Gehalt kritisiert. Zurecht?
Karin Teigl: Darüber habe ich auch bei "Frühstück bei mir" gesprochen, weil ich offen erzählt habe, was ich pro Post verdiene. Danach hat mir eine Frau geschrieben und gemeint, dass sie das total triggert, weil sie nie so viel Geld verdienen wird. Aber dafür kann ich nichts, die Preise innerhalb der Branche werden nicht von mir bestimmt. Aber natürlich ist mir bewusst, dass in anderen Branchen ein massiver Aufholbedarf besteht!
weekend: Instagram ist für viele Personen ein großer Trigger: Wie soll man damit umgehen?
Karin Teigl: Indem man nur Personen folgt, die einem ein positives Gefühl geben. Die App zeigt vor allem die schönen Seiten des Lebens, das ist auch die Philosophie dahinter. Aber man selbst entscheidet, wem man seine Energie gibt. Mir hat mal eine Followerin geschrieben, dass sie mir entfolgen muss, weil ich jeden Tag Sport mache und sie das so extrem stresst. Das versteh ich dann auch!